Dunkelflaute treibt die Strompreise auf Rekordhöhe
Die aktuelle Dunkelflaute in Deutschland führt zu explodierenden Strompreisen und offenbart Schwächen in der Energiepolitik. Drohen Versorgungsengpässe?
Die Dunkelflaute hat in den letzten Tagen zu extremen Preissteigerungen an der Strombörse geführt. Wie «Focus» berichtet, erreichten die Grosshandelspreise für Strom am Donnerstag und Freitag einen neuen Rekordwert von 936 Euro (ca. 878 Franken) pro Megawattstunde.
Diese Preisspitze ist ein deutlicher Indikator für Knappheit im Stromnetz. «Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist sehr hoch«, erklärt Dirk Güsewell, EnBW-Vorstand für Systemkritische Infrastruktur, gegenüber «IPPEN.MEDIA». «Aber jede Preisspitze ist eben ein Knappheitsindikator und diese Situationen nehmen aktuell zu.»
Die Ursache für die Preisexplosion liegt in der aktuellen Wetterlage. Es herrsche völlige Windstille und von Nord bis Süd fehle die Sonne.
Dunkelflaute zeigt Grenzen erneuerbarer Energien auf
In dieser Situation zeigen sich die Grenzen der erneuerbaren Energien deutlich. Laut «Focus» erzeugten Wind- und Solaranlagen in den vergangenen Tagen häufig weniger als zwei Gigawattstunden Leistung. Teils sei es sogar weniger als eine Gigawattstunde gewesen.
Am Freitag konnte Deutschland rund ein Viertel seines Stromverbrauchs nicht aus eigener Kraft decken. Am Donnerstag betrug dieses Defizit sogar knapp 30 Prozent.
Laut Energieexperte Timo Kern von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) gibt es mehrere Gründe für die Dunkelflaute: eine hohe Nachfrage an Werktagen und kaltes Wetter.
Elektrostahlwerk in Riesa muss Produktion stoppen
Die kurzfristigen Auswirkungen der hohen Börsen-Strompreise treffen vor allem Kunden mit dynamischen Stromtarifen. Auch Grossunternehmen, die ihren Strom am tagesaktuellen Markt kaufen, sind betroffen.
Das «ZDF» berichtet von einem Elektrostahlwerk in Riesa, das aufgrund der hohen Strompreise am Mittwoch seine Produktion stoppte.
Für die meisten privaten Stromverbraucher und Industrieunternehmen mit mittel- und langfristigen Verträgen sind die Auswirkungen jedoch begrenzt. Das Bundeswirtschaftsministerium betont, dass sich die wenigen teuren Stunden «nicht nennenswert» auf den Jahresdurchschnittspreis von Strom auswirken würden.