Eigenheim: Wohneigentum wird für immer mehr Schweizer zu teuer
Die Hypothekarzinsen befinden sich auf einem historischen Tiefpunkt. Ein Eigenheim wird dennoch für immer mehr Schweizer viel zu teuer.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hypothekarzinsen befinden sich auf einem historischen Tiefpunkt.
- Doch nur jeder zehnte Mieter kann sich auch ein Eigenheim leisten.
Eigene vier Wände bleiben für immer mehr Schweizerinnen und Schweizer ein Wunschtraum. Nur noch 10 Prozent der Mieterhaushalte verfügen über die notwendigen Mittel, um sich ein Eigenheim leisten zu können. Schuld sind die hohen Immobilienpreise.
Zu diesem Schluss kommt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einer Studie, die heute Freitag veröffentlicht wurde. Seit der Jahrtausendwende haben sich die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser beinahe verdoppelt. Zugleich sind die Hypothekarzinsen auf einen historischen Tiefpunkt gesunken.
Eigenheim: Banken setzen auf verschärfte Kreditregeln für Wohneigentum
Doch der Kauf einer Immobilie ist dadurch nicht einfacher geworden. Dies liegt nicht nur an den hohen Preisen, sondern auch an den verschärften Tragbarkeitsregeln.
Um einer Immobilienblase entgegenzuwirken, haben die Banken auf Druck der Aufsichtsbehörden die Bedingungen für einen Kredit verschärft. Immobilienkäufer müssen sich ihre Hypothek auch leisten können, wenn der Hypothekarsatz auf 4 bis 5 Prozent steigen sollte.
Die Wohnkosten (Amortisation, Zinskosten und Unterhaltskosten) sollten auch dann nicht mehr als ein Drittel des Einkommens betragen.
Wegen dieses kalkulatorischen Zinssatzes verfügt nur noch ein Fünftel aller Schweizer Mieterhaushalte über genügend Mittel. Vor 20 Jahren, als die Preise noch tiefer waren, waren es noch fast die Hälfte.
Unter Einbezug der Eigenkapitalanforderungen können sich insgesamt nur noch 10 Prozent der Mieterhaushalte ein Eigenheim leisten. Das schreiben die Immobilienspezialisten der ZKB auf Basis von Einkommens- und Vermögensdaten.
Preisschub bei tieferen Zinsanforderungen für Wohneigentum
Eine Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes wäre jedoch verfehlt, schreibt die ZKB. Sie hätte keinen wesentlichen Einfluss auf die Wohneigentumsquote. Sie würde vor allem die Nachfrage erhöhen und auf diese Weise zu einer deutlichen Preissteigerung führen.
«Konkret würde die Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes schweizweit eine zusätzliche Nachfrage von 50'000 bis 90'000 Wohneinheiten nach sich ziehen.» So wird Ursina Kubli, Leiterin Immobilienanalyse zitiert. Sie spricht dabei von einer Senkung auf drei Prozent.
Zum Vergleich: Im Jahr 2018 wurden schweizweit rund 22'000 Eigenheime erstellt. Die zusätzliche Nachfrage entspräche also zwei bis vier Jahresproduktionen. Da sich die Zusatznachfrage nicht unmittelbar durch ein höheres Angebot abdecken lassen würde, würden die Preise steigen. Und zwar um bis zu 20 Prozent, wie die ZKB erwartet.
Eine Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes würde die Wohneigentumsquote nur leicht steigern. Soll der Zugang zu einem Eigenheim erleichtert werden, braucht es andere Rezepte. «Es müssten mehr Eigenheime angeboten werden», sagt Kubli.
Die Investoren bevorzugten aber wegen der tiefen Zinsen seit längerem schon Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen. Das erhöhe die Angebotsknappheit beim Wohneigentum.