EZB vor erneuter Zinserhöhung – Niveau bleibt restriktiv
Nächsten Donnerstag findet die nächste Zinssitzung der EZB statt. Volkswirte erwarten eine erneute Zinserhöhung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EZB könnte nächsten Donnerstag die neunte Zinserhöhung in Folge beschliessen.
- Volkswirte rechnen mit einer weiteren Anhebung um 0,25 Prozentpunkte.
- Mit einer Lockerung des Zinsniveaus wird frühestens 2024 gerechnet.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kämpft seit geraumer Zeit gegen die Inflation an. Sollten die Euro-Wächter sich kommenden Donnerstag dazu entscheiden, die Zinsen zu erhöhen, wäre das die neunte Zinserhöhung in Folge. Die meisten Volkswirte rechnen damit, dass die Bank rund um Chefin Christine Lagarde die Schlüsselsätze erneut um 0,25 Prozentpunkte erhöht.
EZB vor erneuter Zinserhöhung
Ulrike Karstens ist überzeugt, dass die EZB schon bei der letzten Juli-Sitzung eine erneute Zinsanhebung entschlossen hat. Die Volkswirtin der Fondsgesellschaft DWS sagte weiter: «Daher wäre es eine wirkliche Überraschung, wenn sie am kommenden Donnerstag die Leitzinsen nicht um 25 Basispunkte anheben würde.» Andere Volksworte pflichten ihr bei, denn eine Umfrage der Nachrichtenagentur «Reuters» zeigt, dass alle befragten Ökonomen mit erneuten Zinserhöhungen rechnen.
Christine Lagarde merkte an, dass die Inflationsrate im Währungsraum nach wie vor zu hoch sei. So prognostiziert die EZB für 2025 immer noch eine Rate von 2,2 Prozent, das Stabilitätsziel liegt aktuell bei 2 Prozent. Grund zur Sorge bereitet der Bank auch die von Mai auf Juni gestiegene Kernrate. An dieser lassen sich zwar Inflationstrends ablesen, trotzdem vernachlässigt diese beispielsweise die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise.
Zinsniveau werde restriktiv bleiben
Dem Deutsche-Bank-Volkswirt Mark Wall zufolge, drehe sich die eigentliche Debatte darum, ob die EZB im September die Zinsen erneut erhöhe. Zu der Zinssitzung vom 14. September hat sich die Zentralbank bislang nicht geäussert. Grund für die Zurückhaltung könnten unter anderem Konjunktursorgen sein.
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ist überzeugt, dass die EZB ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im EU-Raum nach unten korrigieren wird. Aus diesem Grund werde die Bank nach Krämer die Zinserhöhungen vorerst beenden. Auch DZ-Bank-Analyst Christian Reicherter rechnet damit, dass Lagarde am Donnerstag keine weiteren Erhöhungen in Aussicht stellen wird. Jedoch erwartet Reicherter weiterhin ein restriktives Zinsniveau.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters mitteilt, werden erste Zinssenkungen frühestens ab dem ersten Quartal 2024 erwartet.