Pierin Vincenz

Fall Pierin Vincenz: Urteil soll am 13. April eröffnet werden

Laura Del Favero
Laura Del Favero

Zürich,

Der Prozess rund um den Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz geht in den achten Tag. Die Verteidiger werden auf die Repliken der Staatsanwälte und Kläger eingehen.

Pierin Vincenz
Der ehemalige Raiffeisenchef Pierin Vincenz erscheint zum Raiffeisen-Prozess. Nebst angeblichen Schattenbeteiligungen soll er zahlreiche Stribclubbesuche über Spesen der Raiffeisenbank abgerechnet haben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Prozess um Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz geht in die letzte Woche.
  • Am 8. Prozesstag kommt erneut die Verteidigung zu Wort.
  • Richter Sebastian Aeppli will das Urteil am Morgen des 13. April verkünden.

Der achte Prozesstag rund um den ehemaligen Raiffeisenchef Pierin Vincenz ist zu Ende. Nachdem die Verteidiger ihre Duplike hielten, ging am Nachmittag das Wort an den Hauptbeschuldigten. Er beteuerte – wie bereits zu Prozessbeginn im Januar – seine Unschuld.

Mit dem heutigen Tag ist der Monsterprozess zu Ende. Das endgültige Urteil wird Mitte April erwartet. Dies etwas überraschend, da erste Fälle im April verjähren.

16.11: Damit kommt der Prozesstag zu einem Ende. Richter Aeppli verkündet, das Gericht werde sich zur Urteilsfindung zurückziehen.

Wie der «Tagesanzeiger» schreibt, wird das Urteil am 13. April, um 08.30 Uhr, im Theatersaal eröffnet.

16.10: Der zweite Angeklagte, Beat Stocker, verzichtet auf eine Erklärung. Andreas Etter kommt an die Reihe. Auch er fordert einen Freispruch.

16.05: Pünktlich um 16 Uhr tritt Pierin Vincenz ans Rednerpult. Der Ex-Raiffeisen-Chef gibt zu, dass er in den vergangenen 20 Jahren auch Fehler gemacht habe, und «dass ich auch mal übertrieben habe», wird er vom «Tagesanzeiger» zitiert.

Dennoch ist er der Ansicht, nichts unrechtmässiges getan zu haben. «Aus diesen Gründen ersuche Sie auch, sehr geehrtes Gericht, um einen Freispruch».

Anwälte fordern Freisprüche

15.01: Nun beginnt das nächste und bereits letzte Duplik. «Wir haben detailliert dargelegt, dass sämtliche Vorwürfe unhaltbar sind», sagte der Anwalt eines Genfer Unternehmens.

Er hat sein Konsumkreditunternehmen Genève Credit & Leasing (CGL) an die Kreditkartenfirma Aduno verkauft. Die Anklage wirft ihm vor, sich durch Absprachen mit Vincenz und Stocker bereichert zu haben.

Jetzt ist Pause bis 16.00 Uhr. Danach erhält nochmals Pierin Vincenz das Wort.

14.22: Das Wort geht an den Anwalt von Andreas Etter. «Die Repliken von Staatsanwaltschaft und Raiffeisen sind gespickt mit blossen Wiederholungen, unzulässigen Pauschalisierungen und sinnentleerten Behauptungen – ohne irgendeine Faktenbasis», zitiert der «Tages-Anzeiger» seine ersten Worte.

Für ihn gäbe es keinen Beweis dafür, dass Andreas Etter die beiden Hauptangeklagten bestochen haben soll. Er fordert den Freispruch seines Mandanten.

Andreas Etter
Investnet-Mitgründer Andreas Etter erscheint zum fünften Prozesstag. Wegen einer Corona-Erkrankung konnte er den vorherigen Verhandlungen nicht beiwohnen. - Keystone

13.53: Den Auftakt nach der Mittagspause macht der Anwalt von Peter Wüst. Seinem Mandanten wird vorgeworfen, Vincenz und Stocker eine heimliche Beteiligung an Investnet eingeräumt zu haben, ehe es zur Übernahme durch Raiffeisen kam.

Bereits im Plädoyer und auch jetzt im Duplik versucht der Anwalt, diesen Vorwurf zu entkräften. Sein Mandat habe nichts von einer behaupteten Beteiligung Vincenz an Investnets gewusst, sagt er gemäss dem «Tages-Anzeiger». «Es liegt keine Straftat vor, das Verfahren ist einzustellen, das Vermögen meines Mandaten ist zu entsperren.»

Mittagspause bis 13.30 Uhr

11.51: Andreas Blattmann beendet sein Duplik und übergibt das Wort an den Verteidiger von Ferdinand Locher. Er erklärt am Rednerpult, dass sein Mandat wegen Corona abwesend ist. Innert 15 Minuten versucht er zu erklären, dass sein Locher unschuldig ist.

Nun ist Mittagspause bis 13.30 Uhr.

10.48: Nun hält Andreas Blattmann, der Anwalt des mitangeklagten Beat Stocker, sein Duplik. «Die Analyse der Repliken hat bei mir zwei Dinge ausgelöst: Erstaunen und Bedenken», zitiert «Blick» seine ersten Worte.

«Ich staune, dass die Staatsanwaltschaft nach wie vor nicht genau hinschaut. Ich staune, dass die Staatsanwaltschaft sich konstant weigert, entlastende Dokumente zu würdigen. (...) Insbesondere aber staune ich, dass sich die Staatsanwaltschaft hier am Rednerpult eine Aktenwidrigkeit nach der anderen leistet.»

Beat Stocker
Beat Stocker erscheint zum fünften Prozesstag. - Keystone

Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft bezeichnet Blattmann als bedenklich. «Es ist mehr als bedenklich, dass sich die Anklage hinreissen lässt, Aktenwidrigkeiten zu verbreiten. Bei den Privatklägerinnen ist das noch einigermassen nachvollziehbar, aber warum macht die Staatsmacht dies?»

Blattmann geht im Folgenden auf die zahlreichen Vorwürfe gegen seinen Mandanten ein. Dabei bringt er auch Beweismittel hervor, um so seine Argumentation zu stützen.

Pause bis 10.30

09.59: Nach dem kurzen Replik des Anwalts von Vincenz' Ex-Frau steht nun Staranwalt Lorenz Ernis am Rednerpult. Als Verteidiger des Hauptangeklagten Pierin Vincenz geht er erneut auf die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft ein.

«Von Schattenbeteiligung über angebliches Schattenboxen zur angeblichen Aktenverdrehung» – alles Anschuldigungen, die Erni vehement ablehnt. Weiter kritisiert er, die Staatsanwaltschaft habe «nicht mit Schlagworten gegeizt, um die Galerie zu beeindrucken».

Wie in den vorherigen Prozesstagen unterstützt Lorenz Erni seine Argumente mit einer Reihe von Beweismitteln, wie «Blick» berichtet. Sein Fazit: «Vincenz ist freizusprechen.» Wegen der «massiven medialen Vorverurteilung» sei ihm eine «angemessene Entschädigung» zuzusprechen.

Richter Sebastian Aeppli legt eine Pause bis 10.30 Uhr ein.

08.15: Richter Sebastian Aeppli begrüsst die Anwesenden zum achten und damit zweitletzten Prozesstag im Fall rund um den ehemaligen Raiffeisenchef Pierin Vincenz. Als Erstes erhält der Anwalt von Vicenz' Ex-Frau das Wort.

Sie selbst ist zwar keine Angeklagte im Prozess, wegen der Scheidungsgelder aber ebenfalls im Fall involviert. Auch sie hat bislang keinen Zugriff auf die eingefrorenen Gelder.

Wie «NZZ» berichtet, ist der Mitangeklagte Ferdinand Locher heute nicht anwesend. Grund dafür ist eine Corona-Erkrankung. Er verzichte auf sein Schlusswort.

Sollte der ehemalige Raiffeisenchef Pierin Vincenz verurteilt werden?

Das Wichtigste zum Fall Pierin Vincenz

Einer der grössten Finanzprozesse der Schweizer Geschichte geht nun in den Endspurt. Bereits sieben volle Verhandlungstage sind im Fall rund um den Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz vergangen. Am heutigen Dienstag steht der vorletzte Tag an.

Die Verteidiger können ab 8.15 Uhr ihre Argumente vortragen, um die Repliken der Staatsanwälte und Kläger zu entkräften. Diese hatten zuletzt der Verteidigung vorgeworfen, «reine Stimmungsmache zu betreiben

Pierin Vincenz Raiffeisen
Pierin Vincenz, Ex-CEO Raiffeisen erscheint zum Prozess des Zürcher Bezirksgerichts vor dem Volkshaus. - keystone

Am morgigen Mittwoch ist der letzte Verhandlungstag terminiert. Damit die verbleibenden Sitzungen auch ausreichen, hat der vorsitzende Richter allen Beteiligten eine maximale Redezeit vorgegeben. Danach bleibt zur Urteilsfindung wenig Zeit, denn ab April drohen die ersten Fälle zu verjähren.

Das wird Pierin Vincenz und Beat Stocker vorgeworfen

Dem ehemaligen Raiffeisenchef Pierin Vincenz und dessen Geschäftskollegen Beat Stocker wird unter anderem Betrug und untreue Geschäftsbesorgung vorgeworfen. Dadurch sollen sie und mehrere Mitangeklagte mehrere Millionen Franken ergaunert haben.

Konkret sollen die beiden Hauptbeschuldigten auf Firmenübernahmen hingewirkt und gedrängt zu haben. Dabei sollen sie durch bestimmte Beteiligungen eigene finanzielle Interessen verfolgt und letztlich ihr eigenes Vermögen bereichert haben. So beispielsweise beim Kauf der Eurokaution durch die von ihnen gelenkte Kreditkartenfirma Aduno.

RAIFFEISEN pierin VINCENZ PROZESS
Pierin Vincenz (l) und Beat Stocker (r) erscheinen vor Gericht. - Keystone

An Eurokaution sollen sich Vincenz und Stocker zuvor verdeckt privat beteiligt haben, um bei der Übernahme dann finanziell zu profitieren. Vergleichbare Vorgehensweisen werden ihnen in mehreren Fällen vorgeworfen.

Pierin Vincenz wird zudem vorgeworfen, private Stripclubbesuche und familiäre Ferien auf Spesen seiner ehemaligen Arbeitgeberin, der Raiffeisenbank, gebucht zu haben. Die Rede ist von fast einer halben Million Franken.

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