Finanzbranche fordert schnelle Aufklärung des Wirecard-Skandals
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Finanzbranche fordert eine baldige Aufklärung des Wirecard-Skandals.
- Die Finanzaufsicht BaFin steht im Moment besonders in Kritik.
- Von einem Rücktritt des Chefs von BaFin, Felix Hufeld, ist jedoch nicht die Rede.
Die deutsche Finanzbranche fordert eine zügige und vollständige Aufklärung des milliardenschweren Bilanzskandals beim insolventen Zahlungsabwickler Wirecard.
Wichtig sei, dass das Vertrauen in den Finanzplatz wieder zurückkomme. Dies machte der Chef der Finanzaufsicht BaFin, Felix Hufeld, am Mittwoch bei einer Bankenkonferenz deutlich.
Vor allem steht seine Behörde in der Kritik, bei der Kontrolle über Wirecard versagt zu haben.
Einen Rücktritt schloss Hufeld aus. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält den angekündigten Untersuchungsausschuss für einen guten Weg. Dieser soll Klarheit in den Fall Wirecard zu bringen, der Banken und Investoren Milliarden kostet.
«Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen»
Die oppositionellen Parteien Grüne, FDP und Linke haben einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss auf den Weg gebracht. Sie erhoffen sich Antworten darauf, wer wann welche Fehler gemacht hat.
Der oberste Finanzaufseher zeigte sich selbstkritisch. «Wir haben uns zu lange auf die formal korrekten Verfahren verlassen. Wir haben vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen.»
Grosses Mass an krimineller Energie
Wirecard hat nach bisherigen Ermittlungen der Strafverfolger jahrelang Luftbuchungen in Milliardenhöhe vorgenommen. Damit sollte das Unternehmen finanzkräftiger dargestellt werden, um von Investoren und Banken Milliarden zu bekommen. Im Juni sind die Vorgänge ans Licht gekommen, Wirecard meldete Insolvenz an. Ex-Chef Markus Braun sitzt in Haft, ein anderer Vorstand ist auf der Flucht.
Die BaFin habe es wie andere zu spät für möglich gehalten, räumte Hufeld ein. Kaum einer glaubte, dass bei Wirecard ein so grosses Mass an krimineller Energie herrschte.
Sanktionsverfahren von Deutscher Seite
Die Deutsche Börse will ihre eigenen Konsequenzen aus dem Skandal ziehen. «Wir haben eine ganz bittere Erfahrung für den deutschen Kapitalmarkt hinter uns», sagte Vorstandschef Theodor Weimer.
Der Börsenbetreiber werde Sanktionsverfahren beschleunigen und Strafen für Regelverstösse erhöhen. Wirecard hatte es unter anderem versäumt, den Jahresbericht rechtzeitig vorzulegen. Deshalb läuft seit Monaten ein Sanktionsverfahren der Frankfurter Wertpapierbörse gegen das Unternehmen.
Naming und Shaming
«Wir werden sicherlich in Richtung «naming und shaming» gehen», kündigte Weimer an. Das bedeutet, dass die Frankfurter künftig publik machen wollen, wenn Unternehmen ihre Quartals- oder Jahresbilanzen nicht fristgerecht abgeben. Dies sei bislang in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern per Gesetz nicht zulässig.
Bei seinem Auftritt in der Sondersitzung des Bundestag-Finanzausschusses zum Wirecard-Skandal habe er an die Abgeordneten appelliert. Das Börsengesetz solle entsprechend geändert werden.