Swiss Badminton - «Ich träume von einer Medaille an der Heim-WM»
Das Wichtigste in Kürze
- Karin Suter-Erath ist das Schweizer Aushängeschild im Para-Badminton. Sie gehört seit nunmehr 10 Jahren zur Weltspitze.
- An der Heim-WM im August strebt die 48-Jährige Schweizerin eine Medaille an.
- Ihr grosses Ziel sind die Paralympics 2020 in Tokyo. Dort wird Badminton erstmals paralympisch sein.
Mai 2010, Para-Badminton-Europameisterschaften im schweizerischen Filzbach. Karin Suter-Erath bestreitet zum ersten Mal ein repräsentatives internationales Badminton-Turnier. Zuvor spielte die Wettingerin nur zum Spass.
Es wird ein überaus erfolgreiches Debüt: Sie holt nicht nur den Vize-Europameistertitel im Doppel mit Sonja Häsler, sie kürt sich auch gleich zur Europameisterin im Einzel. Seitdem ist sie nicht mehr von der Europäischen und der Weltspitze des Rollstuhlbadmintons wegzudenken.
Karin Suter-Erath kann sich mit vielen Titeln auszeichnen: Sie ist mehrfache Welt- und Europameisterin. Auch ist sie in allen drei Disziplinen in den Top Ten der Welt. 2015 wurde sie als erste Spielerin überhaupt mit dem Para Badminton Player of the Year Award von Badminton Europe ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde sie ebenfalls als Para-Spielerin des Jahres vom Weltverband ausgezeichnet.
3 Sportarten, dreimal Spitze
«Ich liebe Herausforderungen», so die 48-Jährige auf ihr eindrückliches Palmares angesprochen. Eine ebensolche steht in wenigen Wochen an.
Die Heim-WM in Basel ist nicht nur das Highlight des diesjährigen Turnierkalenders. Auch für die aktuelle Europameisterin im Damendoppel ist dies ein spezieller Event: «Ich freue mich riesig auf die WM und es ist speziell schön, dass sie in Basel stattfindet. Denn dort habe ich einen Grossteil meines Lebens verbracht.»
Sie dominiert seit zehn Jahren im Rollstuhlbadminton, kann aber bereits auf über 30 Jahre aktiven Spitzensport zurückblicken. Von ihrem 17 bis 27 Lebensjahr hat sie in Basel, und später auch im Ausland, auf höchstem Leistungsniveau Handball gespielt. Ein Unfall beendete diese Karriere abrupt.
Doch Karin fand noch während der Reha schnell zum Sport zurück und startete im Rollstuhltennis durch: Sie stiess bis in die Top 10 der Welt vor. An den Paralympischen Spielen 2004 in Athen gewann sie die Bronzemedaille im Damendoppel.
Sie ist die Nummer 2 der Welt im Para-Badminton. Damit gehört Karin international auch nach zehn Jahren noch zu den Mitfavoritinnen um die begehrten Podestplätze und Medaillen. Mit dieser Rolle könne sie meist gut umgehen. «Meine über 30-jährige Erfahrung im Spitzensport hilft da bestimmt.»
Für den Fall, das trotzdem mal Zweifel aufkommen sollten, arbeitet Karin seit einigen Jahren gezielt mit einem Mentaltrainer zusammen. «Ich bin froh, Lösungsstrategien für solche Momente zu kennen und diese auch anwenden zu können.»
Der Traum einer WM-Medaille vor Heimpublikum
Als Minimalziel hat sich Karin Suter-Erath das überstehen der Gruppenphase im Einzel, Doppel und Mixed gesetzt. «Doch mein Traum ist es, an der Heim-WM eine Medaille zu gewinnen.»
An den Weltmeisterschaften 2017 in Ulsan spielte sie sich in allen drei Disziplinen ins Viertelfinale. Knapp reichte es nicht für die Medaillenränge. Dies soll nun vor Heimpublikum anders werden. Aber auch längerfristig spielen gute Resultate an der WM eine wichtige Rolle.
Wenn im kommenden Jahr Badminton erstmals paralympisch wird, visiert Karin ihre bereits dritte Teilnahme an Paralympics an. 2004 gewann sie im Rollstuhltennis Bronze im Damendoppel. Gelingt ihr ein solcher Exploit auch im Badminton, 16 Jahre später?
On the Road to Tokyo
Im Road to Tokyo-Ranking sind Karin und Doppelpartnerin Cynthia Mathez auf einem guten Weg, doch einfach ist es nicht: um sich für Tokyo 2020 zu qualifizieren, müssen sie am Ende der Qualifikationsphase in den Top 6 sein.
«Mit einem weiteren starken Resultat in Basel wollen wir der Qualifikation für die Paralympics nochmals einen grossen Schritt näherkommen.» Dafür investiert Karin viel Zeit:
«Nächste Woche trainieren wir mit den besten Rollstuhlspielerinnen Europas in Süddeutschland.» Es gehe vor allem darum, nochmals Taktiken und Spielzüge zu verfeinern und Spielpraxis zu bekommen.
«Danach gehe ich zurück in den normalen Trainingsbetrieb, wo ich gezielt an den Details arbeiten kann. Ebenfalls legen wir nochmals ein Trainingswochenende mit dem ganzen Swiss Parabadminton-Team ein. Dort werde ich nochmals Mixed trainieren.»
Das spielerische Niveau, vor allem an der Spitze, ist seit der letzten WM nochmals stark gestiegen. «Es wird also sicherlich nicht einfach.» Doch die Ausnahmesportlerin Karin scheut diese Herausforderung nicht.