Impfallianz: Pharmakonzerne machen pro Sekunde 1000 Dollar Gewinn mit Vakzinen
Die Pharmakonzerne Biontech, Pfizer und Moderna machen nach Untersuchungen eines globalen Impfbündnisses mit ihren Corona-Vakzinen 1000 Dollar (knapp 880 Euro) Gewinn jede Sekunde.
Das Wichtigste in Kürze
- Pharmakonzerne werden mit der Verabreichung der Corona-Impfung reich.
- Pro Sekunde verdienen Biontech, Pfizer und Moderna rund 1000 Dollar.
- Die Impfallianz verlangt derweil die Aussetzung des Patentschutzes.
Die Pharmakonzerne Biontech, Pfizer und Moderna machen nach Untersuchungen eines globalen Impfbündnisses mit ihren Corona-Vakzinen 1000 Dollar (knapp 880 Euro) Gewinn jede Sekunde.
Aussetzung des Patentschutzes
Das hat die People's Vaccine Alliance (PVA) auf der Grundlage der Geschäftsberichte der Firmen und der dort angegebenen Erwartungen und Gewinnspannen errechnet. Die Allianz kritisierte vor diesem Hintergrund am Dienstag, dass in Afrika noch immer kaum jemand vollständig geimpft ist und forderte eine Aussetzung des Patentschutzes.
Die PVA, zu der rund 80 Organisationen wie Oxfam und UNAIDS gehören, nahm sich die Quartals- und Neunmonatsberichte der US-Konzerne Pfizer und Moderna und des deutschen Unternehmens Biontech vor.
Nach der Analyse der Zahlen zu erzielten und erwarteten Umsätzen und Gewinnen kam das Bündnis auf einen kombinierten Gesamtjahresgewinn der Firmen vor Steuern in Höhe von 34 Milliarden Dollar - allein mit den Corona-Impfstoffen.
Dieser Profit entspreche 93,5 Millionen Dollar pro Tag oder eben 1000 pro Sekunde. Die Unternehmen hätten in der Pandemie fünf neue Milliardäre hervorgebracht, die zusammen derzeit über ein Nettovermögen von 35,1 Milliarden Dollar verfügen, monierte die Allianz. Sie warf den Firmen zudem vor, «zuerst die finanzkräftigsten Kunden zu bedienen» und Profit damit vor die Weltgesundheit zu stellen - denn in Afrika seien noch immer 94 Prozent der Bevölkerung nicht vollständig geimpft.
65 Millionen Dosen für Afrika
Pfizer und Biontech sowie Moderna «haben ihre Monopole genutzt, um den profitabelsten Verträgen mit den reichsten Regierungen den Vorzug zu geben», erklärte Maaza Seyoum von der Afrikanischen Allianz und der People's Vaccine Alliance Africa. «Dafür lassen sie einen ganzen Kontinent im Regen stehen.»
Pfizer und Biontech, die gemeinsam einen Impfstoff herstellen, hätten der Afrikanischen Union (AU) 50 Millionen Dosen verkauft, Moderna habe 15 Millionen Dosen verkauft. Ende dieses Jahres sei Liefertermin, «aber die AU hat bisher von keinem der beiden Unternehmen auch nur eine einzige Dosis erhalten», teilte das Bündnis mit. Währenddessen gehe es in reicheren Ländern bereits um die Auffrischungsimpfungen.
An einkommensschwache Länder insgesamt lieferte Moderna laut PVA bislang nur 0,2 Prozent seines gesamten Impfstoffangebots, bei Biontech und Pfizer sind es 0,4 Prozent. Es sei daher nötig, den Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe sowie Tests und Behandlungen der Erkrankung auszusetzen. Die Impfstofftechnologie und das nötige Knowhow müssten «an alle fähigen Hersteller weitergegeben» werden, forderte die Allianz.
Astrazeneca ohne Gewinn
Grundsätzlich verweisen Experten aber darauf, dass fraglich ist, wie schnell ein Unternehmen in Ländern wie Indien oder Südafrika überhaupt in der Lage wäre, die technischen Voraussetzungen und die nötige Infrastruktur für eine Impfstoffproduktion aufzubauen. Die Produktionsprobleme könnten stattdessen auch über Lizenzen gelöst werden, die die Unternehmen vergeben, lautet ein weiteres Argument.
Mit ihren Gewinnen aus den Impfstoffen verhalten sich Biontech, Pfizer und Moderna anders als die Hersteller Astrazeneca und Johnson & Johnson. Diese Unternehmen verkaufen ihre Vakzine bislang zum Selbstkostenpreis - also ohne damit einen Gewinn zu erzielen.
Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca kündigte allerdings vor wenigen Tagen einen «allmählichen» Übergang an und will künftig auch Gewinn mit seinem Impfstoff machen. Das Geld soll unter anderem in ein Corona-Medikament fliessen, das derzeit entwickelt wird.