Ist das Leder der Zukunft vegan?
Die Nachfrage nach Lederalternativen, die vegan sind, nimmt stark zu. In den nächsten fünf Jahren soll der vegane Ledermarkt auf 89,6 Milliarden Dollar wachsen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nachfrage nach veganen Lederalternativen steigt stark.
- Experten schätzen, dass das Marktvolumen bis 2025 89,6 Milliarden Dollar erreichen wird.
- Veganes Leder kann zum Beispiel aus Äpfeln, Weinblättern oder Ananasfasern gewonnen werden
Nicht nur im Bereich der Ernährung boomt vegan, auch bei der Bekleidung ist ein grosses Wachstum zu verzeichnen. Insbesondere für veganes Leder steigt die Nachfrage. Sowohl im Interieur- und Modedesign als auch in der Automobilindustrie kommen bereits verschiedene Lederalternativen zum Einsatz.
Lederproduktion belastet Umwelt stark
Leder zählt zu den am meist gehandelten Rohstoffe der Welt. Das Material steht für Qualität, Natürlichkeit und Handwerk. Doch ein Grossteil des Leders stammt aus Bangladesh, Indien oder Brasilien, wo es unter miserablen Umwelt- und Menschenrechtstandards hergestellt wird. Nur deshalb ist es möglich, dass Lederprodukte heutzutage so günstig erhältlich sind.
Leder ist in der Herstellung ein wahrer Umweltverschmutzer. Denn für die Gerbung und Färbung des Leders kommen eine Vielzahl schädlicher und krebserregender Chemikalien zum Einsatz.
Auch der Wasserverbrauch ist hoch. Für die Herstellung von einem Kilo Leder werden rund 16´600 Liter Wasser benötigt. Diese hohe Menge lässt sich damit Begründen, dass der Wasserverbrauch bereits in der Aufzucht von Rindern sehr gross ist. Die Haltung von Rindern ist schlussendlich Basis für die Lederherstellung und wird daher in die Umweltbilanz einkalkuliert.
Veganes Leder immer beliebter
Das gesteigerte Umweltbewusstsein sowie ethische Überlegungen haben zur erhöhten Nachfrage von Alternativen geführt, die vegan und umweltfreundlich sind. Das Marktforschungsunternehmen «Infinium Global Research» prophezeit in ihrem jüngsten Bericht zum globalen Markt für veganes Leder ein grosses Wachstumspotential. Bis 2025 könnte der vegane Ledermarkt bis zu 89,6 Milliarden Dollar erreichen. Die jährliche Wachstumsrate in den nächsten fünf Jahren wird auf 49,9 Prozent geschätzt.
Veganes Leder ist sehr vielfältig. Derzeit kommen noch oft plastikbasierte Materialien wie PU oder PVC zum Einsatz. Es werden jedoch immer mehr pflanzliche und nachhaltige Lederalternativen entwickelt.
Die innovativen Alternativen bestehen zum Beispiel aus Apfel- und Ananasfasern, Kaktus, Kork, Weinblättern oder Pilzen. Forscher entwickeln sogar Leder, das im Labor gezüchtet wird oder aus einem 3D-Drucker stammt.
Die neuartigen Materialien bewegen sich langsam aus der Nische in den Mainstream. Das Modehaus H&M präsentierte in der «Conscious Exclusive» Frühlingskollektion 2019 eine Jacke mit Ananasleder. Volkswagen prüft den Einsatz von Apfelleder für das Elektroauto «ID. ROOMZZ», und Tesla bietet nur noch Ausführungen an, deren Interieur vegan ist.
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«Nau Vegan»
Im Rahmen dieser Serie schreibt die Expertin Mirjam Walser regelmässig Beiträge zum Thema Veganismus.