Ist der Boom chinesischer Billig-Webshops vorbei?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Chinesische Billig-Webshops sind 2019 wieder gewachsen. Allerdings nicht so schnell wie zuvor. Und langsamer als inländische Onlinehändler.

Alibaba
Eine junge Frau surft auf der Internetseite des chinesischen Onlinehändlers Alibaba. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wish und Alibaba sind letztes Jahr weniger stark gewachsen als inländische Webshops.
  • Die 15 beliebtesten Onlineshops setzten über 5 Milliarden Franken um.

Einkaufstourismus per Mausklick: Wer will, kann heute vom Sofa aus Ware direkt aus China bestellen. Aliexpress und Wish sind hierfür die beliebtesten Anlaufstellen.

Der Kunde kriegt Produkte direkt aus Fernost – ohne Zwischenhändler, der mitverdient. Gleichzeitig geht er das Risiko ein, qualitativ minderwertige Ware zu kaufen.

Lange schien das Geschäftsmodell ein unendliches Potenzial zu haben. Jahr für Jahr verzeichneten die Billig-Shops ein gigantisches Wachstum bei Schweizer Konsumenten. Noch 2018 legten die China-Shops in einem hohen zweistelligen Prozentbereich zu.

Alibaba
Einer der ganz Grossen: Alibaba-Firmengründer Jack Ma bei der Feier zum 20. Jubiläum von Alibaba - AFP

Doch letztes Jahr ist der Wachstumsmotor ins Stottern gekommen. Dies zeigen neue Zahlen des E-Commerce-Beratungsunternehmens Carpathia.

Digitec Galaxus an der Spitze

Aliexpress legte 2019 um 5 Prozent zu (500 Millionen Franken), Wish um 8 Prozent (200 Millionen Franken). Zum Vergleich: Digitec Galaxus legte letztes Jahr um 16 Prozent zu. Die Migros-Tochter kommt auf einen Umsatz von 1,1 Milliarden Franken und ist damit grösster Onlinehändler der Schweiz.

Auf dem zweiten Platz ist der deutsche Onlinehändler Zalando. Mit einem Umsatz von 920 Millionen Franken ist der Kleiderhändler um 17 Prozent gewachsen.

Weniger stark war das Wachstum bei Amazon. Schweizer kauften beim US-Giganten letztes Jahr zwar Ware für 700 Millionen Franken ein. Damit reicht es aber «nur» für ein Plus von 6 Prozent.

brack logistik
Brack hat letztes Jahr den Umsatz merklich gesteigert. - Keystone

Brack ist mit einem Umsatz von 355 Millionen Franken auf dem fünften Platz. Mit 15 Prozent ist das Wachstum auch höher als bei den Billigheimern aus Fernost.

Hälfte fliesst ins Ausland

Die 15 beliebtesten Onlineshops der Schweiz haben letztes Jahr insgesamt 5,2 Milliarden Franken umgesetzt. Davon sind 2,3 Milliarden direkt ins Ausland geflossen.

Gemäss dem Marktforscher GfK haben alle Onlinehändler in der Schweiz letztes Jahr insgesamt 10 Milliarden Franken umgesetzt. Das sind 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch bei dieser Untersuchung stellte sich heraus, dass inländische Händler 2019 überdurchschnittlich stark zulegten (+ 9,2 Prozent).

Und dieses Jahr? Hierzulande konnten sich Onlinehändler während des Lockdowns kaum vor Aufträgen retten.

Auch Alibaba verzeichnete im ersten Quartal ein schönes Umsatzplus. Allerdings führte die Krise in China vielerorts zu Produktionsproblemen. Gut möglich, dass auch 2020 die inländischen Onlinehändler stärker zulegen.

Kommentare

User #1858 (nicht angemeldet)

... etwas verspätet ... ist aber ja noch offen ... - ich bestelle seit einiger zeit ca 1 - 2x pro jahr bei ali. grundsatz: keine gegenstände teurer als ca. chf 40 kaufen. UND ca bei einem drittel der ware stimmt etwas nicht oder sie wird gar nicht geliefert. In solchen fällen muss man einfach VERZICHTEN können - eine chance die bezahlten artikel noch zu erhalten besteht NICHT. zudem gibt es bei ali nicht selten betrug ... tun dagegen kann man nichts - also verzichten ohne zeit mit appeal etc einzusetzen: das bringt sowieso nichts! eine rücksendung von defekten artikeln ist nicht möglich: porto > chf 50 !!!

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