IWF sieht arme Länder von Erholung der Weltwirtschaft abgehängt
Die Weltwirtschaft wird sich gemäss IWF gut von der Corona-Krise erholen. Allerdings gelte das nicht für ärmere Länder, es gebe eine gefährliche Spaltung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der IWF rechnet damit, dass sich die Weltwirtschaft gut von der Corona-Krise erholt.
- Allerdings werden dabei viele ärmere Länder von den reicheren abgehängt.
- Grund dafür ist vor allem der unterschiedliche Zugang zu Impfstoffen.
IWF-Chefin Kristalina Georgiewa rechnet unverändert mit einer starken Erholung der Weltwirtschaft von der Coronavirus-Krise, allerdings nicht in den ärmeren Ländern. Es gebe eine gefährliche Spaltung, viele ärmere Staaten würden abgehängt, sagte die Bulgarin am Mittwoch.
Das liege vor allem daran, dass Corona-Impfstoffe nicht überall zur Verfügung stünden und sich die Infektionszahlen entsprechend unterschiedlich entwickelten.
Länder sind weit von Impfziel entfernt
«Es ist ein kritischer Moment.» Georgiewa forderte die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) zum Handeln auf. Am Freitag und Samstag führen sie ein Finanzministertreffen in Venedig durch.
Ein schnellerer Zugang zu Impfstoffen könne in den nächsten sechs Monaten mehr als eine halbe Million Menschenleben retten, ergänzte Georgiewa. Es müsse das Ziel sein, bis zum Jahresende in jedem Land mindestens 40 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Bis Mitte 2022 sollen es mindestens 60 Prozent sein. Davon sind die meisten Länder der Welt aber noch weit entfernt.
Die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft liege im Rahmen der IWF-Erwartungen aus dem April. Damals waren sechs Prozent Wachstum in Aussicht gestellt worden. Nach einer nie dagewesenen Krise gebe es eine beispiellose Erholung in einigen Staaten.
Für die USA prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) beispielsweise ein Wachstum von sieben Prozent in diesem Jahr. Das ist so viel wie seit 1984 nicht mehr.
Reserven des IWF sollen aufgestockt werden
Um effektiver gegen die Pandemie und ihre Folgen anzukämpfen, sollen die IWF-Reserven um 650 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Das wäre die stärkste Erhöhung der sogenannten Sonderziehungsrechte – einer künstlichen Währung des IWF – in der Geschichte des Fonds. Georgiewa rechnet damit, dass dies bis Ende August umgesetzt sein wird. Mindestens 100 Milliarden Dollar der neuen Mittel sollen auf freiwilliger Basis an die ärmsten und schwächsten Länder der Welt fliessen.
«Wir prüfen mit unseren Mitgliedern Wege, um dies hinzukriegen.» Dies könne über das IWF-Hilfsprogramm PRGT laufen oder einen neuen Fonds für mehr Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit (RST). Die G20-Länder könnten Pläne dafür jetzt vorantreiben. Besonders arme Länder würden dann Hilfen bei Strukturveränderungen bekommen, etwa Herausforderungen, die durch den Klimawandel entstehen.