Kann die Post noch ihre Stellen retten?
Die Post entscheidet dieses Jahr über die Zukunft ihrer Niederlassungen. Statt noch mehr Schliessungen hofft die Gewerkschaft Syndicom auf mehr Service Public.
Das Wichtigste in Kürze
- Die laufenden Schliessungen und Umstrukturierung von Poststellen sorgen für Diskussionen.
- Die Post will nun ihre Standorte attraktiver gestalten, um mehr Kunden anzulocken.
- Die Gewerkschaft Syndicom macht sich Sorgen. Seit 2013 wurden 681 Poststellen geschlossen.
Auf dem Land, sowie in der Stadt sorgt die Post für Gesprächsstoff. Schon seit Jahren ändert sich das Angebot sowie die Dichte der Poststellen laufend. Die Post präsentierte 2017 einen Plan zur Überprüfung ihrer bisherigen Poststellen– sprich, welche geschlossen werden und welche nicht. Aber da die Garantie der Post für sichere Niederlassungen dieses Jahr abläuft, droht nun die nächste Welle von Schliessungen.
Viele mögen sich noch an die durchschnittliche Poststelle aus den frühen 00er Jahren erinnern: Wie bei einem Kiosk standen Süssigkeiten, Lotto-Lose und Bücher in den Regalen. In den letzten Jahren hat sich das geändert. Mittlerweile werden die Filialen sogar geschlossen oder zu Postagenturen umstrukturiert. Übrig bleibt ein Büro mit einem Kommunikationsangebot und vielleicht einer kleinen Papeterie.
Post und Gewerkschaft arbeiten an Lösungen
Jetzt arbeitet die Post mit CEO Roberto Cirillo eine Strategieanpassung aus. Eine Frage, die dabei im Raum schwebt, ist ob noch mehr Poststellen zu Agenturen umfunktioniert werden sollen. Es werden aber auch nach anderen Lösungen gesucht, zum Beispiel wie die Poststellen attraktiver gestaltet werden können. So würde die Kundschaft zurückkommen und der Umsatz gesteigert werden.
Die Gewerkschaft Syndicom wünscht sich von der Post mehr Service-Public Dienstleistungen. «Die Postangestellten sind gut qualifiziert, um auch andere Dienstleistungen anzubieten,» sagte Syndicom-Zentralsekretär David Roth gegenüber den «Tages-Anzeiger». Oft würden Gemeinden die Öffnungszeiten kürzen, um Geld zu sparen. Da würde sich eine Kooperationen zwischen Gemeinde und Post anbieten.
Auch wäre es für Roth vorstellbar, dass die Post mehr Services für Versicherungen, Banken und Krankenkassen anbieten würde. Eine räumlich nahe Versorgung bringe Mehrnutzen für Beteiligte. So könne die Chance genutzt werden, eine wichtige Funktion einzunehmen und ihr Geschäft rentabler zu machen. Bei einem Interview mit «Schweiz am Wochenende» zeigte sich CEO Robert Cirillo ebenfalls interessiert, Versicherungsdienste an lokalen Poststellen anzubieten.
Ländliche Poststellen geben Gewerkschaft zum Denken
David Roth ist über die Präsenz der Post auf dem Land und in den Quartieren besorgt. Während die Post im Jahr 2013 landesweit 1662 Poststellen bediente, sind es heute noch 981. Auf dem Land sind die Poststellen drastisch zurückgegangen, und nun müssen viele ländliche Bürger ihre Post bei der Gemeindestelle abholen. «Das führt zu Unsicherheit, zum Gefühl, aufgegeben zu werden, aber auch zu Mehrverkehr in den Zentren,» glaubt Roth.
Dies hängt auch mit neuen Richtlinien im Bezug zur Dichte der Poststellen zusammen. Früher mussten 90 Prozent der Schweizer Bürger innerhalb von 20 Minuten zu Fuss eine Poststelle oder Agentur erreichen können. Oder 30 Minuten, wenn die Post eine Haus-Service anbietet. Nun gilt diese Regelung aber nicht mehr, die Kantonen dürfen über die Dichte der Poststellen selbst bestimmen.
Umstrukturierung fast abgeschlossen
Intern hat die Post ihre Niederlassungen auch umstrukturiert. Aus mehreren ländlichen Poststellen wurden eine einzige für mehrere Gemeinden. Laut David Roth konnten durch Frühpensionierungen einen Stellenabbau verhindert werden.
Aktuell ist die Post in der letzten Phase ihrer Umstrukturierung und rekrutiert neue Teamleiter. Die neue Organisation tritt ab dem 1. Mai in Kraft.