Klimastreik zum Trotz: Darum fliegen Junge am meisten

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Zürich,

Genau jene Generation, die am Klimastreik Flugverbote fordert, fliegt nach wie vor am meisten. Woran liegt das? Und wie kann dies geändert werden?

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Braucht es Flugverbote? - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Unter-24-Jährige fliegen nach wie vor am meisten.
  • Die Flugtickets seien zu billig, sagen WWF und Greenpeace.
  • Zudem müsse das Nachtzug-Angebot dringend ausgebaut werden.

«Jugendliche reisen am wenigsten klimafreundlich», titelte gestern die «Sonntagszeitung». Beleg: Eine eigene Umfrage unter knapp 1000 Facebook- und Instagram-Usern. Demnach reisen heuer 30 Prozent der 13 bis 17-Jährigen und 32 Prozent der 18 bis 24-Jährigen mit dem Flugzeug in die Ferien.

Je älter die befragten Personen, desto weniger fiel die Wahl des Reise-Transportmittels auf die CO2-Schleuder Flugzeug. Ausgerechnet jene Generation also, die an den Klimastreiks vor dem Klimawandel warnt.

Junge Menschen wollen die Welt sehen

Inkonsequente Klimaschüler also? «Junge Menschen sind wie die älteren Erwachsenen umweltpolitisch ja keine homogene gesellschaftliche Einheit», sagt Yves Zenger, Mediensprecher von Greenpeace. So gebe es eben auch politische wie apolitische, Klimaschutz-sensible wie -unsensible Jugendliche.

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Die durchschnittliche Anzahl Flugreisen pro Person und Jahr ist zwischen 2010 und 2015 um 43% auf 0,83 Reisen angestiegen. - Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015, BFS

Marie Seidel von WWF Schweiz ergänzt, dass gemäss Studie des Bundes die 18 bis 44-Jährigen etwa gleich oft fliegen wie die Klimaschüler. «Dass ältere Personen weniger fliegen liegt sicherlich auch daran, dass diese schon etwas vom Ausland gesehen haben und nun weniger reise- und abenteuerhungrig sind.»

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Die Schweizer Allianz ist nicht allein. Auf europäischer Ebene wurde gestern ein ähnlicher offener Brief veröffentlicht, der von mehr als 250 Organisationen unterstützt wird. - Keystone

Dennoch wundert sich Seidel, dass trotz der medialen Thematisierung nicht weniger geflogen wird – wie etwa in Schweden, wo sich die «Flugscham» ausbreitet. «Es gibt viele Faktoren, die dies erklären können. So hat unsere Verkehrspolitik den bewussten Entscheid gefällt, Flugreisen nicht zu besteuern und damit zu subventionieren. Die Klimafolgekosten trägt zudem die Allgemeinheit und das Verkehrsangebot hat sich so entwickelt, dass der Flug für viele Destinationen das günstigste Verkehrsmittel ist.»

Es braucht mehr Nachtzüge

Das kann auch Greenpeace-Sprecher Zenger bestätigen. «Ich bin selber bis vor ein paar Jahren viele Male mit dem Nachtzug in meine Lieblingsstadt Kopenhagen gereist. Diese Direktverbindung gibt es leider nicht mehr, so wie die meisten Nachtzüge inzwischen eingestellt worden sind. Seither war ich nicht mehr da.» Als Alternative bleibe neben dem Verzicht nur noch das Flugzeug.

Es brauche daher mehr Nachtzüge. «Nachtzüge sind attraktiv, bequem und auch preislich konkurrenzfähig.» Zenger nennt etwa das Abenteuer-Erlebnis, die Geld- und Zeit-Ersparnis gegenüber Flugreisen.

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Klimastreikende in Zürich. (Archivbild) - Keystone

Und Seidel erklärt: «Es fällt uns schwer, eine gesellschaftlich noch immer breit akzeptierte Tätigkeit wie das Fliegen deutlich zu reduzieren, obschon wir im Prinzip wissen, dass die Konsequenzen weltweit und in der Schweiz erheblich sind.»

Klimastreik allein bringt nichts

Natürlich könnten Kurzdistanzflüge verboten werden, sagt Seidel. Information sei jedoch zentral. Dass Vielflieger heute noch oft gesellschaftlich beachtet und bewundert würden, könne sich ändern, wie das Beispiel Schweden zeige. Dann brauche es jedoch Alternativen, wie Nachtzüge.

Damit Reisende – ob jung oder alt – weniger fliegen, brauche es deshalb eine Flugticketabgabe auf Flüge und ein ausgedehntes Nachtflugverbot, das auch eingehalten werde.

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