Klosters-Umfahrung 14 Jahre nach Prinz Charles ein Sanierungsfall
Das Wichtigste in Kürze
- Es war keine übliche Tunneleröffnung an jenem kalten Dezembertag 2005, als der britische Thronfolger Prinz Charles und der damalige Bundesrat Moritz Leuenberger die Umfahrung von Klosters feierlich ihrer Bestimmung übergaben.
Charles' Wintersportort wurde vom lästigen Durchgangsverkehr befreit. An Wochenenden in der Wintersaison zwängten sich bis zu 12'000 Fahrzeuge täglich durch Klosters. Leuenberger schwärmte von der «Prättigauer Harfe», der Sunnibergbrücke, dem Wahrzeichen der Umfahrung, die insgesamt 355 Millionen Franken kostete.
Doch nun hat der Prättigauer Ferienort den lästigen Verkehr vorübergehend wieder im Dorf. Der 4,2 Kilometer lange Gotschnatunnel muss saniert werden. Bemerkbar gemacht hatten sich die Schäden, als Hebungen auf der Fahrbahn im Tunnel festgestellt wurden.
Normalerweise müssen Tunnels 25 bis 30 Jahre nach der Eröffnung baulich saniert werden, wie es beim Bundesamt für Strassen Astra auf Anfrage von Keystone-SDA hiess. Beim Gotschnatunnel müssen die Sanierer einige Jahre früher zu Werke.
Geologische Untersuchungen ergaben, dass Gesteinsformationen Anhydrit enthalten. Kommt dieses Mineral mit Wasser in Berührung, entsteht aus der chemischen Reaktion Gips. Die Volumenausdehnung um das eineinhalbfache führt zu grossem Druck. Die Folgen im Gotschnatunnel waren Schäden nicht nur an der Fahrbahn, sondern auch an den Tunnelwänden.
Nach Angaben des Astra soll eine Knautschzone das Problem des Drucks und der Wölbungen beheben. Sie wird zwischen dem Fels und der Betonröhre unter der Fahrbahn eingebaut und soll den Druck des Gesteins auffangen.
Bis Mitte Juni nächsten Jahres dauern die Sanierungsarbeiten, die in Etappen vonstatten gehen. Auf 25 Millionen Franken wurden deren Kosten veranschlagt. Zumindest an jenen Stellen, die saniert werden, soll das Problem laut Astra dann gelöst sein.
Optimierungen und der Verzicht auf einen Sondierstollen hatten seinerzeit dazu geführt, dass die budgetierten Kosten beim Bau der Umfahrung um fast 30 Prozent unterschritten wurden. Sondierungen waren zwar gemäss Astra vorgenommen worden. Doch die ursprünglichen Massnahmen gegen die Gefahr des Anhydrits erwiesen sich als zu wenig ausreichend. Kam hinzu, dass neue Stellen mit dem Anhydrit auftraten.
Einmalig oder neu ist das Problem im Tunnelbau nicht. Auf der anderen Seite tritt es selten auf. Beim Astra wird bei der Frage nach entsprechenden Schäden andernorts als im Prättigau auf den Belchentunnel auf der A2 zwischen Eptingen BL und Hägendorf SO verwiesen. Anhydrit-Gestein habe dort ebenfalls Schäden an beiden Tunnelröhren verursacht.