Streik

LKW-Streik führt zu Versorgungsengpässen in ganz Spanien

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Spanien,

In ganz Spanien streiken Tausende LKW-Fahrer wegen der hohen Diesel-Preise. Dies führt zu Engpässen im ganzen Land, in Mallorca könnte bald das Bier ausgehen.

In Spanien streiken die LKW-Fahrer und blockieren wichtige Strassen.
In Spanien streiken die LKW-Fahrer und blockieren wichtige Strassen. - Isabel Infantes/EUROPA PRESS/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit über zwei Wochen verweigern Tausende LKW-Fahrer in Spanien die Arbeit.
  • Deshalb beginnen im ganzen Land wichtige Produkte zu fehlen.
  • Mallorca sorgt sich um Ausfälle im Tourismus an den wichtigen Oster-Tagen.

Bereits seit über zwei Wochen streiken in Spanien etliche Transporteure. Auslöser waren die seit Jahresbeginn um über 25 Prozent gestiegenen Diesel-Preise. Wie es einer der Anführer, Manuel Hernández, laufend wiederholt: «Ich verliere mehr Geld, wenn ich arbeite, als wenn ich streike.»

Die Regierung hat über einen möglichen Rabatt mit den streikenden Verbänden verhandelt. Sie bietet Direkthilfen in Höhe von 450 Millionen Euro an. Heute Montag hat sie nun mitgeteilt, die Reduktion von 20 Cent pro Liter auf alle Bürger auszuweiten bis am 30. Juni.

Benzin
Die Entwicklung der Preise für Benzin (Dunkelbraun) und Diesel (hellbraun) in Spanien in Euro. Die unterste Linie zeigt den Preis eine Liter Rohöls der Sorte Brent in Dollar. - TVE

Damit würde der Liter Diesel statt rund 1,80 auf 1,60 Euro gesenkt. Damit wäre der Treibstoff immer noch teurer als im Dezember (1,40), geschweige denn im Januar 2021 (1,10).

«Wir wollen keinen Rabatt auf die Sprit-Preise»

Die Streikenden lehnen diesen Vorschlag deshalb ab und wollen langfristige Lösungen. «Wir wollen keinen Rabatt auf die Sprit-Preise», sagt Hernández. Er fordert ein Verbot für Verträge, welche die tatsächlichen Betriebskosten nicht decken würden.

Die streikenden Transporteure sitzen jedoch nicht seit Tagen untätig rum. Sie fahren im Schneckentempo hupend auf den Autobahnen rum oder blockieren ganze Strassen stundenlang.

Ohne die Menschen, auf die praktisch alle Waren auf der Transportkette mindestens einmal angewiesen sind, steht das halbe Land still. Auch wenn der Streik bei lebenswichtigen Leistungen Ausnahmen macht, kommt es bereits zu ernsten Problemen.

Demonstranten nehmen an einer Demonstration für den Verkehrssektor vor dem Verkehrsministerium in Madrid teil.
Demonstranten nehmen an einer Demonstration für den Verkehrssektor vor dem Verkehrsministerium in Madrid teil. - Jesús Hellín/EUROPA PRESS/dpa

Auf Bauernhöfen verdirbt teilweise das Essen, weil es nicht rechtzeitig abgeholt wird. Gleichzeitig müssen Tiere hungern, weil sie nicht genügend Futtermittel erhalten. Milchtanks werden in den Abfluss geleert, weil sie sonst überfüllen.

Fabriken mit Betriebsproblemen

Viele Fabriken laufen nur noch auf Sparflamme, da die Lieferketten blockiert sind. Einige mussten den Betrieb sogar ganz einstellen, davon betroffen sind Lebensmittelfabriken. Auch mehrere Bierbrauer sprechen bereits davon, den Betrieb bald ganz einzustellen. Spanische Medien beziffern den Schaden auf bereits über 130 Millionen Euro pro Tag.

Coronavirus Reisen
Menschen geniessen das schöne Wetter am Strand von Palma de Mallorca (Archivbild). - Keystone

Mit Blick auf das kommende Osterfest bangen deshalb Tourismus-Hochburgen wie Mallorca bereits um das erste Highlight der diesjährigen Saison. Denn Reisende könnten einen Bogen um Spanien machen, wenn Restaurants, Hotels und Bars auf dem Trockenen sitzen.

Keine Lieferengpässe in der Schweiz

Auf die Lieferungen aus Spanien, die einen guten Teil unseres Gemüse- und Früchtekonsums abdecken, scheint die Krise noch keinen Einfluss zu haben. Sowohl Coop als auch Migros haben keine Probleme und erwarten dank der «langjährigen Beziehungen und Partnerschaften» auch in Zukunft keine.

Migros
Obstregal in einer Migros-Filiale in Basel. - Keystone

Aldi will nicht ausschliessen, dass es vor allem im Bereich Obst und Gemüse zu punktuellen Lieferverzögerungen kommen könne. Doch man könne in der Schweiz und international auf ein gut ausgebautes Logistiknetz zurückgreifen. Wo immer nötig und möglich werde man auf Ware aus alternativen Herkunftsländern zurückgreifen.

Lidl-Sprecherin Vanessa Meireles sagt auf Anfrage: «Wie viele andere Einzelhändler diese Tage sehen auch wir uns mit der Auswirkung des Streiks auf die Lieferung der Produkte konfrontiert.» Aktuell können man keine verlässlichen Analysen liefern, inwiefern der aktuelle Streik die Liefersituation noch beeinträchtigen werde. «Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Angebot weiterhin aufrechterhalten können.»

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