Mathias Döpfner findet viele Journalisten unjournalistisch
Der Fall Relotius erschütterte die Medienbranche. Laut Springer-CEO Mathias Döpfner arbeiten allerdings auch viele weitere Journalisten unjournalistisch.
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Das Wichtigste in Kürze
- «Spiegel»-Reporter Claas Relotius erfand seine preisgekrönten Geschichten.
- Für Springer-CEO Mathias Döpfner kein Einzelfall in der Branche.
Es ist keine zwei Monate her, da erschütterte der Fall Claas Relotius die Medienbranche. Der «Spiegel» Reporter erfand seine Geschichten und heimste dafür Preise ein. Laut Mathias Döpfner, Chef des grössten europäischen Verlagshauses Axel Springer, ist er leider nicht der einzige Reporter der «unjournalistisch» arbeitet.
«Es ist mit Sicherheit kein Einzelfall, der isoliert betrachtet werden darf nach dem Motto: Da ist halt einer, der den Verstand verloren und betrogen hat», erklärt Döpfer gleich zu Beginn des Interview mit der «NZZ».
Das würde die Sache zu klein machen, fährt der 56-Jährige fort. Darüber hinaus sei der Fall auch ein Indiz dafür, was in der Branche schief laufe.
Eitle Journalisten
«Journalisten sind zusammen mit darstellenden Künstlern wahrscheinlich die eitelste Berufsgruppe, die es gibt», erklärt der Springer-CEO. Viele Journalisten seien getrieben davon, bei den Kollegen gut anzukommen. «Sie verhalten sich damit zutiefst unjournalistisch.»
Als Wahrheitssuchende sollten Journalisten möglichst viele Erkenntnisse und Ansichten sammeln. Durch den Wunsch nach der Anerkennung der Branche, werden Themen und Meinungen homogenisiert und Reporter schreiben statt für ihre Leser für ihre Kollegen.