Mehrere Geschäftsbereiche, darunter die Hotelplan Group, sollen bei der Migros abgebaut werden. 1500 Vollzeitstellen sind von den Verkaufsplänen betroffen.
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Personen gehen an einer Melectronics Filiale vorbei, aufgenommen am Freitag, 2. Februar 2024 in der Filiale am Limmatplatz in Zürich. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis zu 1500 Stellen sind von den Verkaufsplänen der Migros betroffen.
  • Kündigungen sollen jedoch weitestgehend vermieden werden.
  • Hotelplan, Melectronics und SportX werden verkauft; andere Bereiche stehen zur Diskussion.
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Der Detailhandelskonzern Migros will die Reisetochter Hotelplan, die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle sowie Melectronics und SportX verkaufen. In einer Mitteilung vom Freitag hiess es, die Veräusserung werde zu einem Abbau von bis zu 1500 Vollzeitstellen führen.

Kündigungen sollten dabei möglichst vermieden werden, so die Zielsetzung. Es wurde betont, dass es aktuell allein in der Migros-Gruppe rund 1400 offene Stellen gebe.

Bis Mitte 2024 will die Migros über die weitere Zukunft ihre Fachmärkte wie Obi oder Do it + Garden entscheiden. Dabei würden «alle möglichen Optionen geprüft», sagte Migros-Chef Mario Irminger am Freitag im Rahmen einer Medienkonferenz. Auch die Suche nach neuen Eigentümern sei damit explizit nicht ausgeschlossen.

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Logos der Migros, von Hotelplan, Klubschule, Denner und Melectronics am Migros Hauptsitz am Limmatplatz, aufgenommen am Freitag, 2. Februar 2024 in Zürich. - keystone

Die Märkte seien durch die Veränderungen beim Konsumverhalten unter Druck geraten, erklärte Irminger. Die Corona-Pandemie habe den Druck auf das stationäre Geschäft noch weiter verstärkt. Die Einbussen hätten nicht durch das Online-Geschäft ausgeglichen werden können. Daher sei man zur Erkenntnis gekommen, neue Eigentümer für die Bereiche zu suchen.

Im Rahmen des Verkaufsprozesses soll sich für die Mitarbeitenden, Kunden und auch Partner zunächst nichts ändern, betonte Irminger.

Weiter kündigte der Migros-Chef an, dass es bei der Führung der Fachmärkte zu Anpassungen kommen soll. Die Migros strebt für diese in Zukunft eine direktere Führung an, etwa unter dem Dach einer einzelnen Genossenschaft. Als Beispiel nannte er die deutsche Tochter Tegut, die von der Migros-Genossenschaft Zürich direkt geführt wird.

Der Konzernumbau sei zudem eine einmalige Sache. «Wir verfolgen keine Salamitaktik», hob der Migros-Chef hervor.

Ursula Nold, Präsidentin der Verwaltung des Migros-Genossenschaftsbunds, bezeichnet den Stellenabbau als «leider unvermeidlich». Und: «Es gibt Angst, Wut, aber auch endlich Klarheit. Wir sind für die Angestellten da, die ihre Stelle verlieren werden.»

Gewerkschaft Unia kritisiert Stellenabbau

Wenig Verständnis für die Entscheidung der Migros hat die Gewerkschaft Unia. In einer Mitteilung fordert sie: «Die Angestellten dürfen nicht erneut die Zeche bezahlen!»

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Ein Fleischregal der Migros (Symbolbild). - Keystone

Man sei «schockiert» über das Ausmass des Stellenabbaus, heisst es weiter. Die Migros müsse alles tun, um Entlassungen zu vermeiden. Das sei ihre soziale Verantwortung.

Die Unia moniert zudem, dass die Migros stattdessen systematisch den Dialog mit den Gewerkschaften verweigern würde.

Gründe für Verkäufe verschieden

Die Gründe für die Verkaufspläne sind unterschiedlich. Hotelplan und Mibelle passten nicht mehr zur Gruppenstrategie. Und sie hätten ausserhalb des Migros-Universums bessere Entwicklungschancen, so das Communiqué.

«Wir trennen uns schweren Herzens von Tochterunternehmen, die eine lange Zeit zur Migros gehört haben», sagte Ursula Nold, Präsidentin der Verwaltung des Migros Genossenschaftsbunds, im Freitag an einer Medienkonferenz. Der geplante Verkauf von Hotelplan und Mibelle sei jedoch «nicht aus Not geschehen.»

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Eine Broschüre von Hotelplan steht in einem Regal. - keystone

Bei Hotelplan und Mibelle handle es sich um erfolgreiche Unternehmen, die jedoch nicht mehr in den neuen Fokus der Migros gepasst hätten, sagte Nold weiter. Die Migros sei daher zur Erkenntnis gekommen, dass die Firmen «ausserhalb der Gruppe bessere Entwicklungschancen» hätten.

Bei Melectronics und SportX hat der Verkauf wirtschaftliche Gründe: So seien diese Fachmärkte wegen des wachsenden Online-Handels zunehmend unter Druck geraten. Nun sollen «besser geeignete Eigentümerschaften ausserhalb der Migros-Gruppe» ihr Glück mit den Ketten für Elektronik- und Sportartikel versuchen.

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Ausserdem gab die Migros bekannt, dass die Überprüfung des Portfolios einen Wertberichtigungsbedarf in der Höhe von rund 500 Millionen Franken ergab. Dieser betreffe insbesondere Logistik-Liegenschaften, IT-Projekte und verschiedene weitere Vermögenswerte, die «aufgrund veränderter Marktbedingungen einen tieferen Bilanzwert aufweisen».

Die Wertberichtigungen belasten den Jahresabschluss 2023. Dennoch werde die Migros-Gruppe nicht in die roten Zahlen rutschen, wurde betont.

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