«Mogelpackung des Jahres» 2022: Gleicher Preis für weniger Inhalt
Rama ist die «Mogelpackung des Jahres» 2022. Mit 400 statt 500 Gramm Inhalt wird es in einer gleich grossen Dose verkauft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Verbraucherzentrale veranstaltet jedes Jahr die Wahl der «Mogelpackung des Jahres».
- Oft verkaufen diverse Anbieter weniger Inhalt zum selben Preis.
- Der Negativpreis geht an das Streichfett «Rama» des Herstellers Upfield.
Das Streichfett «Rama» wird mit 400 statt 500 Gramm Inhalt zum selben Preis in einer gleich grossen Dose verkauft. Das Produkt wurde so um 25 Prozent teurer und wird zur «Mogelpackung des Jahres» 2022 «gekürt». Auch andere Hersteller arbeiten mit derselben Masche, kritisierte die Verbraucherzentrale Hamburg am Montag.
Die Verbraucherzentrale veranstaltet jedes Jahr die Wahl der «Mogelpackung des Jahres». Über die Vergabe des Negativpreises können Verbraucherinnen und Verbraucher online abstimmen. Dieses Mal nahmen 34'293 Menschen teil, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr, wie die Verbraucherzentrale mitteilte.
Upfield hatte den Angaben zufolge auch bei seinen Marken Lätta, Sanella, Becel und Violife im vergangenen Jahr Füllmengen reduziert. Das Unternehmen rechtfertigte sein Vorgehen mit «dramatischen Kostensteigerungen in unserer gesamten Lieferkette». Auch sei die Änderung auf den Packungen ausgewiesen.
Auf Platz zwei der Negativliste kam der Scheibenkäse «Leerdammer», dessen Inhalt von 160 auf 140 Gramm schrumpfte. Eigentlich wurde «dauerhaft eine Scheibe mehr» versprochen. Da gleichzeitig noch der Preis erhöht wurde, ergab sich insgesamt ein Kostenanstieg von bis zu 43 Prozent. Andere Lactalis-Produkte seien ebenfalls betroffen, hiess es.
Unternehmen begründen Verhalten mit hohen Kosten
Der Wasserenthärter «Calgon» von Reckitt steht auf Platz drei. Der Verbraucherzentrale zufolge sind 42 Prozent mehr Pulver erforderlich, um laut Dosierempfehlung den gleichen Härtegrad zu erreichen wie zuvor. Von 200 Gramm auf 175 Gramm verringert wurde der Inhalt der Goldbären-Packung von Haribo auf Platz vier. Kellogg's verringerte den Inhalt seiner Snack-Packungen «Pringles» von 200 auf 185 Gramm und erhielt dafür Platz fünf.
Ebenso wie Upfield begründeten auch weitere betroffene Unternehmen ihr Verhalten mit hohen Kosten. Haribo sprach von einem Anstieg «in einem nie gekannten Ausmass» etwa für Inhaltsstoffe, Verpackungsmaterial und Energie. Reckitt verwies auf eine neue EU-Richtlinie, derentwegen die Rezeptur des Pulvers geändert worden sei.
Die Auswahlliste, über die abgestimmt wurde, geht auf Hinweise und Beschwerden des vergangenen Jahres zurück. Die Verbraucherzentrale Hamburg forderte vom Gesetzgeber, Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor versteckten Preiserhöhungen zu schützen. Das durch strengere Transparenzvorgaben oder Auflagen hinsichtlich der Grösse der Verpackung.
Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg erklärte: «Seit Jahren dokumentieren wir die Weniger-drin-Tricksereien der Unternehmen, doch nur der Gesetzgeber kann dem Treiben ein Ende bereiten.» «Packungen müssen prinzipiell voll befüllt sein und nur in Ausnahmefällen ist ein technisch notwendiger Luftraum erlaubt», verlangte er weiter. Valet verwies auch auf zusätzliche Umweltbelastungen durch überdimensionierte Plastikverpackungen.