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Nach Shitstorm: Galaxus rechtfertigt IT-Zentrale in Serbien

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Zürich,

Galaxus wächst und braucht neue Softwareentwickler. Die neuen Stellen entstehen in Serbien, was bei vielen Kunden Entrüstung auslöst.

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Zwei Mitarbeiter von Galaxus im Warenhaus in Wohlen AG im Januar 2018. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Galaxus sucht neue Software-Entwickler für den Standort in Serbien.
  • Dass die Arbeitsplätze nicht hierzulande geschafft werden, kommt bei Kunden schlecht an.
  • Das Unternehmen reagiert auf den Shitstorm und rechtfertigt den Schritt.

Am Montag verkündete Galaxus in einem Artikel auf der eigenen Homepage stolz den «Aufbau der Belgrader Softwareschmiede». Man sei bereits seit 2016 mit einer Tochtergesellschaft in der osteuropäischen Metropole aktiv.

Nun baue das Unternehmen die länderübergreifenden Softwareentwicklungsteams auf. «Belgrad hat definitiv das Potenzial, um sich mittelfristig neben Zürich als zweiter Entwicklungsstandort zu etablieren.»

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Logo von Galaxus. - Galaxus

Oder anders ausgedrückt: Galaxus lagert Arbeitsplätze nach Serbien aus. Bei vielen Kunden scheint diese Ankündigung nicht gut anzukommen, wie die Kommentare unter dem Beitrag zeigen. Der Unmut darüber, dass die Arbeitsplätze nicht in der Schweiz geschaffen werden, ist gross.

Auch dass ausgerechnet Serbien ausgewählt wurde, stosst vielen sauer auf. Der Umgang mit dem Datenschutz im Nicht-EU-Land sei ungewiss. Ausserdem stören sich viele Kunden an der Russland-freundlichen Haltung in Bezug auf den Ukraine-Krieg.

Galaxus sagt:

Galaxus hat auf die Kritik reagiert: Der Artikel habe offenbar zu Missverständnissen geführt, die man klären wollte. «Unser Hauptentwicklungsstandort ist und bleibt Zürich», beginnt das Update der Migros-Tochter.

Die Nähe der Entwickler zu den operativen Teams vor Ort erleichtere die Kommunikation. Ausserdem gebe es in Serbien viele gute Universitäten und hochqualifizierte IT-Spezialisten. Die tieferen Lohnkosten sollen dabei eine untergeordnete Rolle spielen.

Man verlagere keine bestehenden IT-Arbeitsplätze ins Ausland – das Gegenteil sei der Fall. «Wir wollen in Zürich weitere Teams aufbauen und suchen laufend nach motivierten Entwicklern.»

Allerdings sei es schwierig, hierzulande gute IT-Spezialisten zu finden, präzisiert auf Anfrage von Nau.ch der Mediensprecher und Autor des Artikels, Toby Billeter. «Im IT-Bereich herrscht in der Schweiz ein akuter Fachkräftemangel, das ist kein Geheimnis.»

Fachkräftemangel gemäss Uni Zürich

Die Universität Zürich untersucht zusammen mit dem Personaldienstleister Adecco die Situation auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Im daraus resultierenden Fachkräftemangel-Index zeigt sich, wo die grössten Engpässe bestehen.

Was halten Sie davon, dass Galaxus die Entwicklerteams in Serbien aufbaut?

Den Spitzenplatz im neuesten Bericht über das Jahr 2020 belegen die Ingenieurberufe. Auf Platz 2 folgen bereits die Informatikbranche. Das Problem dürfte sich mit dem Digitalisierungsschub, den die Corona-Pandemie ausgelöst hat, noch zusätzlich verschärfen. Der Ausbildungsverband der Branche ICT-Berufsbildung geht davon aus, dass bis ins Jahr 2028 über 35'000 IT-Fachpersonen fehlen werden.

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