Ölpreis verdoppelt sich bis Ende Jahr
Das Wichtigste in Kürze
- Für viele Produzenten ist die Ölförderung aktuell nicht rentabel.
- Ende Jahr dürfte der Preis für ein Fass Brent bei rund 45 Dollar liegen.
Die Corona-Krise hat den Ölpreis auf Talfahrt geschickt. Für eine kurze Zeit lag er gar im Minus.
Das Problem ist die fehlende Nachfrage. Da in den meisten Ländern ein Lockdown verhängt worden ist, bleiben Leute zwangsweise daheim. Und Fluggesellschaften lassen ihre Flieger am Boden.
Doch die Ölfirmen förderten zu Beginn der Krise weiter, sodass die Lager weltweit schnell randvoll gefüllt wurden. Das Angebot war höher als die Nachfrage.
Ganz langsam kehrt die Normalität zurück. Und damit zieht auch der Ölpreis wieder an. Das Fass der Sorte Brent kostet aktuell wieder 26 Dollar, rund zehn Dollar über dem tiefsten Tagesstand.
Stefan Graber ist Leiter Rohstoffstrategie bei der Credit Suisse. Er erwartet, dass in den nächsten zwölf Monaten der Brent-Preis auf 45 Dollar steigen wird.
Ölförderung zahlt sich nicht aus
«Wann das Niveau von Ende 2019 wieder erreicht wird, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Und ob wir eine zweite Lockdown-Welle haben werden», erklärt er. Realistisch sei wohl erst 2022.
Ähnlich schätzt man die Lage bei der UBS ein. Rohstoffanalyst Giovanni Staunovo glaubt, dass bis Jahresende der Preis für ein Fass Brent bei 43 Dollar liegen wird. «In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir eine Erholung der Nachfrage aufgrund der Reduktion der Lockdown-Massnahmen.»
Der tiefe Ölpreis freut Autofahrer und Besitzer von Ölheizungen, nicht aber die Produzenten. «Aktuell decken sehr wenige Projekte die Kosten in den USA ab», sagt Staunovo. Aufgrund von Finanzabsicherungen könnten einige Produzenten ihr Öl aktuell noch teurer verkaufen. Nicht nur in Nord-, sondern auch Südamerika wird die Produktion teilweise stillgelegt, weil die Kosten nicht gedeckt werden.
Doch auch für Saudi-Arabien geht das Geschäft nicht auf. Die Produktionskosten pro Fass bewegen sich zwar im einstelligen Bereich, allerdings werden die Einnahmen verwendet, um Staatsausgaben zu decken. Gemäss dem Internationalen Währungsfonds sind 76 Dollar pro Fass nötig, dass die Rechnung für die Saudis aufgeht.
Bereits 2,5 Prozent der globalen Produktion wurde eingestellt, weil die Kosten nicht gedeckt wurden. «Diese Zahl wird in den kommenden Wochen weiter ansteigen», glaubt Staunovo.