Pandemie treibt Preise von Gebrauchtwagen in die Höhe
Die Corona-Pandemie hat spürbare Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt. Das Angebot an Occasionen ist zurückgegangen und gleichzeitig kämpfen die Autohersteller mit Produktionsschwierigkeiten. Ein Ende der Preiserhöhungen ist derweil nicht in Sicht. Davon profitieren auch die Anbieter von Auto-Abos.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Kaufwillige entscheiden sich aufgrund der langen Wartezeiten für Neuwagen mittlerweile eher für ein Occassionsauto.
Der Autoindustrie fehlt es an Nachschub: Bereits in der ersten Welle waren viele Autohersteller gezwungen, ihre Produktion zu drosseln. Die weltweite Knappheit an Mikrochips führt nun dazu, dass viele PKW-Bauer die anziehende Nachfrage nicht bedienen können.
So berichtete etwa die Deutsche Presse-Agentur vor wenigen Tagen unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass es erneut zu einem Arbeitsausfall im VW-Stammwerk in Wolfsburg wegen fehlender Halbleiter komme. Es soll im Werk sogar Kurzarbeit eingeführt werden. Die Produktion würde beim Autobauer somit ein weiteres Mal gedrosselt.
Da weniger Neuwagen verfügbar sind, steigt die Nachfrage nach Gebrauchtwagen und das Angebot wird auch bei den Occasionen dünner. Dies lässt wiederum die Preise klettern. Seit dem Ausbruch der Pandemie sind die Preise innerhalb eines Jahres vor allem für «jüngere» Occasionen im zweistelligen Prozentbereich gestiegen, wie Zahlen des Branchendaten-Spezialisten Eurotax zeigen.
Seit März 2021 sind nochmals zwei bis drei Prozent hinzugekommen, bestätigt Tobias Fässler, Mediensprecher bei Scout24. Das Unternehmen betreibt mit AutoScout24 eine der grössten Plattformen für den Kauf und Verkauf von Autos in der Schweiz.
«Wir erwarten, dass sich dieser Trend noch etwas fortsetzen wird», sagte Fässler weiter. Die schleppende Neuwagenproduktion lasse die Preise insbesondere bei «guten Occasionen», sprich maximal vierjährigen Fahrzeugen mit wenigen Kilometern stetig steigen.
Da die Produktionskapazitäten auch in den nächsten Monaten das Vorkrisen-Niveau noch nicht erreichen dürften, rechnet Fässler daher mittelfristig nicht mit einer Preiskorrektur nach unten. Zumal das Angebot ebenfalls weiter sinkt: «Diese mangelnde Verfügbarkeit von Neuwagen hat natürlich auch einen direkten Einfluss auf die Zahl der inserierten Fahrzeuge», führt Fässler aus.
In den letzten sechs Monaten sei die Anzahl Inserate kontinuierlich gesunken. Aktuell stünden etwas mehr als 150'000 Fahrzeuge, Neu- und Gebrauchtwagen, auf der Plattform zum Verkauf. Vor einem halben Jahr lag dieser Wert noch bei 157'500 Fahrzeugen und vor einem Jahr waren es rund 160'000 Autos.
Von der Angebotsknappheit und den steigenden Preisen profitieren derweil nicht nur die Händler. Auch Anbieter von Alternativen zum eigenen Auto spüren eine höhere Nachfrage. Beim Auto-Abo-Unternehmen Carvolution etwa zog das Geschäft deutlich an.
«Wir verzeichnen einen hohen Anteil an Neuabonnenten, die sich im Zweifelsfall eher für eine flexible Lösung entscheiden», sagt Carvolution-Erfinderin Léa Miggiano auf Anfrage. Anstatt lange auf einen Neuwagen zu warten oder nach einem günstigen Gebrauchten Ausschau zu halten, setze man momentan lieber auf schnelle Verfügbarkeit.