Platinpreis mit deutlichen Bremsspuren

Keystone-SDA
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Zürich,

Die Preise für Edelmetalle fallen. Das gilt auch für Platin. Daran wird sich laut Experten erst etwas ändern, wenn es Signale für eine Konjunkturaufhellung gibt.

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Ein Barren aus Platin - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Aktuell kostet die Feinunze Platin (rund 31 Gramm) an den Rohstoffbörsen etwa 915 US-Dollar.

Lässt man den Blick zurückschweifen, so tauchte der Platinpreis im Frühling 2020 wegen der Corona-Pandemie auf Niveaus von um die 600 Dollar. Und im Rahmen der Post-Corona-Erholung stieg er dann bis Mitte 2021 zeitweise auf über 1200 Dollar.

Auch dieses Jahr stieg er im Frühling nochmals auf 1180 US-Dollar. Dieser Anstieg ist inzwischen aber wieder verpufft. «Die Übertreibung nach oben wurde in den letzten Monaten korrigiert», sagt ein Rohstoffexperte.

Von der jüngsten Korrektur war aber nicht nur Platin betroffen, vielmehr kam es zu einer allgemeinen Verbilligung der Edel- und Industriemetalle, so die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LLBW) in einem Kommentar. «Angesichts der massiven Eintrübung der globalen Konjunkturperspektiven befindet sich auch Platin unter entsprechendem und anhaltendem Druck», ergänzt Santosh Brivio, Ökonom bei der Migros Bank.

Dazu kam der Dollar-Effekt. So litten die Metalle unter der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed. Aufgrund der Zinsschritte dürfte auch der US-Dollar vorerst stark bleiben. Für Platin heisse das: Da das Edelmetall in Dollar gehandelt wird, wirken sich die Leitzinserhöhungen preisdämpfend aus, so die Experten der Commerzbank.

Doch war der Preisabschlag bei Platin deutlicher als bei anderen Metallen. Ein Grund: Noch immer kommen rund 40 Prozent der globalen Nachfrage nach Platin aus der Autoindustrie. Dabei wird das Metall etwa als Katalysatormetall für Dieselmotoren verwendet.

Angesichts steigender Benzinpreise, höherer Finanzierungskosten, der zweistelligen Teuerungsrate im Euroraum und anhaltenden Lieferengpässen auf den Zuliefermärkten dürfte in naher Zukunft der Wunsch auf ein Neufahrzeug bei vielen Kunden in Europa geringer sein als gewöhnlich, heisst es bei der LLBW. Zwar zogen die Pkw-Verkaufszahlen in der EU zuletzt wieder ein wenig an, ergänzt die Commerzbank – aber eben nur ein wenig.

Schliesslich importierte das wichtige Abnehmerland China wegen seiner Null-Covid-Politik in den letzten Monaten weniger Metalle als auch schon. Denn bei den Lockdowns schlossen viele Produktionsstätten. Der sogenannte World Platinum Investment Council (WPIC) rechnet daher in diesem Jahr laut aktueller Prognose mit einem höheren Angebotsüberschuss als zuvor.

Was die Produktion von Platin anbelangt, so ist übrigens Südafrika die bedeutendste Fördernation. Daneben wird das Metall zwar auch in Russland oder Kanada abgebaut. Doch um die 70 Prozent des Platins stammen aus dem Land am Horn von Afrika. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen das Förderland Russland wirkten sich daher bisher nur begrenzt preissteigernd aus.

Mit Blick nach vorne versprechen sich Investoren mit Platin erst mit den Anzeichen einer globalen konjunkturellen Erholung wieder deutliche Kursgewinne. Was die konkreten Preisprognosen anbelangt, so haben die Experten der Commerzbank ihre Aussichten für Platin per Ende Jahr unlängst auf 900 von zuvor 1000 US-Dollar je Feinunze gesenkt.

Ausgehend von dem niedrigeren Niveau erwarte man bis Ende 2023 dann einen Preisanstieg auf noch 1150 Dollar je Feinunze statt wie bislang 1250 USD, schreiben sie weiter. Dass es trotzdem wieder nach oben geht, das ist laut den Experten der Bank einer wohl wieder steigenden Nachfrage aus der Automobilindustrie zu verdanken. Und auch die klassische Investmentnachfrage dürfte sich nach der akuten Schwäche in diesem Jahr wieder beleben, schreiben sie.

Bei der Migros Bank wiederum ist man gar noch pessimistischer. Man gehe nicht davon aus, dass sich das fundamentale Wirtschaftsbild grundlegend geändert habe. In den USA belasse das Fed den Fuss weiterhin mit aller Kraft auf dem Bremspedal. Rezessive Entwicklungen seien in Europa kaum vermeidbar.

Nachfragebedingt erwarte er daher vorerst keinen nachhaltigen Ausbruch des Platinpreises nach oben, schreibt Ökonom Brivio. Auf Monatssicht sollte sich die Notierung sich in einem engen Seitwärtskanal bewegen. Und auf 12 Monate hinaus erwartet er einen mehrmonatigen Abwärtstrend, wobei die Tiefstmarke von 2022 bei rund 830 US-Dollar zumindest erneut getestet werden könnte.

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