Protektionismus

Preiskontrollen und Protektionismus dämpfen Teuerung in der Schweiz

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Genève,

In der Schweiz ist die Inflation im Juni zwar klar angestiegen. Doch im internationalen Vergleich bleibt ein massiver Teuerungs-Schock aus.

Credit Suisse
Die Vergütungen der CS-Spitze sollen ebenfalls untersucht werden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Juni sind die Schweizer Konsumentenpreise um 3,4 Prozent gestiegen.
  • In der Eurozone ist die Teuerung deutlich stärker.
  • Ein Grund für die Preisstabilität sind Preiskontrollen – aber auch Protektionismus.

Wer in Europa unter steigenden Preisen für Energie und Nahrungsmittel ächzt, reibt sich beim Blick in die Schweiz die Augen. Die Konsumentenpreise sind im Juni im Jahresvergleich «gerade Mal» um 3,4 Prozent gestiegen.

Für die Schweiz ist das zwar die höchste Rate seit 1993. In Deutschland aber lag sie nach erster Schätzung bei satten 7,6 Prozent, in der Eurozone sogar bei 8,6 Prozent.

Die Inflationsrate wird in der Schweiz zwar etwas anders berechnet. Zur besseren Vergleichbarkeit geben die Statistiker aber auch den in der Eurozone üblichen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) an, dessen Anstieg im Juni mit 3,2 Prozent noch niedriger lag. In Deutschland dagegen war dieser Anstieg mit 8,2 Prozent höher.

Franken ein Grund für Stabilität

Mit ein Grund für die vergleichsweise stabilen Preise in der Schweiz ist die Währung. «Wenn der Schweizer Franken aufwertet, werden importierte Güter für Konsumenten billiger», sagt Alexander Rathke von der Konjunkturforschungsstelle der Universität ETH. Dieser Effekt erkläre aber höchstens einen Prozentpunkt der Inflationsdifferenz.

Tatsächlich profitiert die Schweiz in Krisenzeiten, wenn Preise weltweit in die Höhe schnellen, von hohen Importzöllen auf Lebensmitteln und Agrarprodukte und bei Strom und Gas von Preiskontrollen.

Grenze Zoll
Ein Mitarbeiter des Grenzwachtkorps. (Symbolbild) - Keystone

Thema Lebensmittel: Während die Lebensmittelpreise in der Eurozone und den USA im Jahresvergleich um rund zehn Prozent gestiegen sind, waren sie in der Schweiz fast konstant. «Durch die protektionistischen Massnahmen sind die Schweizer Nahrungsmittelpreise von der Entwicklung auf dem Weltmarkt abgekoppelt», sagt Maxime Botteron, Ökonom der Credit Suisse.

Schweiz schützt heimische Produkte mit Importzöllen

Die Schweiz hebt den Preis für ausländische Agrarprodukte, die auch im Inland hergestellt werden, durch Importzölle auf das höhere Schweizer Niveau, um heimische Getreide-, Obst- und Gemüsebauern vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. «Wenn der Preis für Güter, die wir selber produzieren, am Weltmarkt steigt, sinkt nur der Zoll», sagt KOF-Experte Rathke.

Allerdings bezahlen die Schweizer in Zeiten ohne Krisen auch einen hohen Preis: «Die Preise sind zwar jetzt stabiler, dafür ist das Preisniveau aber auch sonst immer höher», sagt Rathke. Für Lebensmittel, die in den Nachbarländern zehn Euro kosten, seien in der Schweiz umgerechnet 18 Euro fällig.

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Ein Mann trägt zwei mit Lebensmitteln gefüllte Plastiksäcke. (Symbolbild) - Keystone

Weil 2021 die Schweizer Ernte schlecht war und in dem Fall fehlendes Getreide, Obst und Gemüse ohne hohe Importzölle importiert werden konnte, gab es sogar Schnäppchen: «Weil Tomaten aus Spanien und andere Nahrungsmittel aus dem Ausland billiger sind, fielen die Preise», sagt Botteron.

Strombedarf fast ganz mit Wasser- und Atomkraft gedeckt

Thema Energie: Die Schweiz deckt ihren Strombedarf fast ganz aus Wasser- und Atomkraft, während etwa in Deutschland viel Strom mit Gas produziert wird. Nur im Winter muss die Schweiz Strom importieren, dann könnten sich höhere europäische Preise auswirken.

Die Konsumenten bemerkten diesen Effekt aber nicht sofort, sagt Botteron, weil Stromversorger den Preis in der Regel einmal pro Jahr festlegen. «Das verzögert den inflationären Effekt.»

Haben Sie die Preiserhöhungen schon bemerkt?

Hinzu kommt, dass sich die Warenkörbe zur Inflationsberechnung unterscheiden. Sie richten sich danach, wie viel Geld die Menschen im jeweiligen Land im Durchschnitt für welche Produktkategorie ausgeben.

In der Schweiz machen Energiekomponenten wie Erdöl, Strom und Gas nur fünf Prozent am Warenkorb aus, während es in Deutschland knapp zehn Prozent und in den USA sieben Prozent sind. Der Anstieg der Weltmarktpreise bei Öl und Gas befeuern die Inflation in der Schweiz deshalb weniger.

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