Raiffeisen-Chefökonom fordert steuerliche Anreize für das Bausparen
Raiffeisen-Chefökonom Neff fordert steuerliche Anreize für das Bausparen. Denn immer mehr könnten sich Wohneigentum nicht mehr leisten.
Das Wichtigste in Kürze
- Raiffeisen-Chefökonom Neff verlangt steuerliche Anreize für Bausparen.
- Eigentümer seien in den letzten Jahren wegen des Eigenmietwerts bestraft worden.
- Er will auch eine Verschärfung des Einspracherechts.
Der Mittelstand ist heute laut Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff nicht mehr Wohneigentumsfähig: «Der Weg zum Wohneigentum ist ihm verbaut.» Es brauche steuerliche Anreize für das Bausparen, sagte Neff in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Früher habe das Wohnbauförderungsgesetz auch Verbilligungen für Haushalte gesprochen, die knapp kalkulieren mussten. «Das hat gar nicht schlecht funktioniert.»
Ein allgemeiner Anspruch auf Wohneigentum bestehe für Neff zwar nicht. «Aber die Schweiz betreibt heute faktisch keine Wohneigentumsförderung mehr, obwohl das ein Verfassungsauftrag ist.» Eigentümer würden in den letzten Jahren wegen des Eigenmietwerts gar steuerlich bestraft.
Neff forderte auch ein qualifiziertes Einspracherecht bei Bauvorhaben. «Wer einen Rekurs einreicht, muss ein materielles Interesse nachweisen können und nicht nur ein weltanschauliches. Und die vielen Bauvorschriften sind einfach nur noch ein undurchdringbarer Dschungel.»
Auf Platzen der Immobilienblase zu hoffen, sei falsch
Der Ökonom warnte allerdings davor, die Vergangenheit zu romantisieren: «Von der Nachkriegszeit bis Mitte der neunziger Jahre konnte sich nur eine kleine Schicht Wohneigentum leisten. Das Einfamilienhaus war ein Privileg einkommensstarker Haushalte, die Wohneigentumsquote lag in der Schweiz lange weit unterhalb von 30 Prozent. Der grosse Eigentumsboom kam erst nach dem Crash der 90er Jahre.»
Wer auf einen Platzen der Immobilienblase hoffe, um Wohneigentum erwerben zu können, setzt laut Neff auf das falsche Pferd. «Ein Crash würde heissen, dass die Preise innerhalb kurzer Zeit zweistellig einbrechen. Diese Gefahr sehe ich absolut nicht.» Die Nachfrage sei viel grösser als das Angebot. «Da können die Preise gar nicht fallen», so Neff. «Wer etwas findet, was ihm vom Herzen und vom Portemonnaie her zusagt, sollte zuschlagen.»