Schönfärberei bei Plastiksäckli-Bilanz der Detailhändler
Die Detailhändler haben den Verbrauch von Einwegsäckli stark reduziert. Allerdings nur an der Kasse. Beim Gemüse sieht das Bild anders aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Detailhändler haben 86 Prozent weniger Plastiksäckli an den Kassen abgegeben.
- Unklar ist, wie viele Raschelsäckli in der Gemüseabteilung verbraucht werden.
- Wegen Öko-Alternativen dürfte bei den Gemüsetheken der Säckli-Verbrauch zurückgehen.
Es ist eine gute Nachricht für die Umwelt: Der Detailhandel hat den Verbrauch von Plastiksäckli um 86 Prozent gesenkt. Heisst in absoluten Zahlen: Gegenüber 2016 wurden 361 Millionen Plastiksäcke weniger abgegeben. Letztes Jahr waren es noch 56 Millionen Einwegsäckli.
«Die erfreulichen Zahlen zeigen, dass der Verzicht auf eine unverhältnismässige Regulierung des Bundes richtig war und freiwillige Initiativen der Branche zielführender sein können», schlussfolgert die Branche einer Medienmitteilung.
Geplant war eigentlich ein Verbot. Das Parlament stimmte einem 2010 eingereichten Vorstoss von CVP-Mann Dominique de Buman zu, gegen den Willen des Bundesrats. Bei der Umsetzung war das Bundesamt für Umwelt allerdings zu langsam, sodass die Branche mit einer «freiwilligen» Lösung dem Bund zuvorkam.
Säckli gratis an der Tankstelle
Die Motion wurde abgeschrieben, obwohl die Branchenlösung weniger weit ging, als es de Buman wollte. Raschelsäckli an der Kasse gibt es noch immer, nur kostenpflichtig. Weiterhin gratis sind Säckli bei Convenience-Läden, etwa Tankstellenshops.
Von der Branchenlösung nicht betroffen sind die Plastiksäckli in der Gemüseabteilung. Der tatsächliche Säckli-Absatz dürfte also höher sein, als die Branche angibt. Details können weder die IG Detailhandel noch die Detailhändler liefern. Man würde den Verbrauch der Plastiksäckli in der Gemüseabteilung nicht erfassen, heisst es.
«Ökosäckli sind richtiger Weg»
Unter dem Strich dürften auch bei der Gemüseabteilung weniger Plastiksäckli verbraucht werden. Denn Coop und Migros verkaufen beide Alternativen zu den Einwegsäckli. Diese sind gemäss der Grossverteiler äusserst beliebt.
Das sei der richtige Weg, findet man bei Greenpeace. Auch die Tatsache, dass die Ökosäckli nicht gratis sind. «Wären sie kostenlos, würden sie möglicherweise unachtsam weggeschmissen», glaubt Sprecher Yves Zenger.
So wäre man keinen Schritt weiter gekommen. Wollen sich die Detailhändler für den Klimaschutz einsetzten, führe an Mehrwegverpackungen und -säckli kein Weg vorbei. «Optimalerweise steigen die Grossverteiler ganz auf diese um.»