Da Facebook das Problem mit Hassrede nicht in den Griff bekommt, boykottieren bekannte Firmen das soziale Netzwerk. Schweizer Konzerne halten sich zurück.
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Mark Zuckerberg wegen Whistleblower unter Druck - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Unilever, Starbucks und andere Konzerne schalten aktuell keine Werbung auf Facebook.
  • Schweizer Firmen machen beim Boykott nicht mit, beobachten die Situation aber genau.
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Hass ist auf sozialen Netzwerken weit verbreitet. Facebook tut zu wenig dagegen, glauben viele. Aus diesem Grund wurde Mitte Juni in den USA die Bürgerinitiative #StopHateForProfit ins Leben gerufen. Die Idee dahinter: Facebook durch einen Anzeigeboykott zum Umdenken zu bringen.

Anfänglich waren es kleinere Firmen, welche sich dem Boykott angeschlossen haben. Doch schnell zogen grössere Brands nach. Etwa der Bekleidungshersteller The North Face, der US-Telekom-Anbieter Verizon und der Glacehersteller Ben & Jerry's.

Unilever
Unilever schaltet keine Werbung mehr auf Facebook. - dpa-infocom GmbH

Seit gestern schaltet auch der weltweit tätige Konsumgüterkonzern Unilever keine Anzeigen mehr auf den Seiten des sozialen Netzwerks. Das dürfte besonders schmerzen. Mit einem Werbebudget von 8 Milliarden Dollar gehört Unilever zu einem der grössten Werbekunden der Welt. Ähnlich stark dürfte Facebook dem Abgang von Starbucks nachtrauern.

Nestlé schliesst sich Boykott nicht an

Aktuell machen über 160 Firmen bei der Aktion mit. Schweizer Unternehmen fehlen noch. Gegenüber der «Handelszeitung» erklärte Nestlé gestern, man sähe einen Boykott nicht als Lösung.

Eine Umfrage von Nau.ch zeigt: Der Westschweizer Lebensmittelmulti ist damit nicht allein. Keins der befragten Unternehmen plant, Facebook den Geldhahn abzudrehen.

Man prüfte die Situation derzeit, heisst es bei Coop. Migros-Sprecherin Cristina Maurer erklärt, dass man die Entwicklung aufmerksam beobachte. Genau gleich tönt es bei der Swisscom.

Swisscom
Das Logo der Swisscom an einem Geschäft. - Keystone

Die Swiss selbst gibt an, dass man sich grundsätzlich nicht zur Werbestrategie äussere. Offener gibt man sich bei der Bundesbahn: «Die SBB verfolgt die aktuelle Diskussion und hält sich vor diesem Hintergrund alle Optionen offen», sagt Sprecher Reto Schärli.

Facebook von Werbung abhängig

Nachdem erste Unternehmen sich öffentlich zu #StopHateForProfit bekennt haben, reagierte Facebook. Das Social-Media-Unternehmen kündigte an, ähnlich wie bei Twitter fragwürdige Inhalte zu markieren.

Doch da war der Damm bereits gebrochen. Hält der Boykott an, dürfte dies Facebook sehr hart treffen. Das Unternehmen macht 98 Prozent seiner Einnahmen mit Werbung.

Der Aktienkurs ist bereits im Sinkflug. Nach der Ankündigung von Unilever gab das Wertpapier um 8 Prozent nach und vernichtete so 56 Milliarden Börsenwert.

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