Schweizer Wirtschaft pocht auf baldiges Pandemie-Ende
Trotz der in der Schweiz grassierenden zweiten Corona-Welle zeigen sich Ökonomen optimistisch: Für die Schweizer Wirtschaft ist Wachstum angesagt.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz der aktuellen Corona-Welle herrscht in der Schweizer Wirtschaft eine gute Stimmung.
- Credit-Suisse-Ökonomen sind optimistisch: Sie gehen von einem baldigen Pandemie-Ende aus.
- Dennoch wird mit einem langfristigen Corona-Einfluss auf die Konjunktur gerechnet.
Die Stimmung in der Schweizer Wirtschaft hat sich im Januar trotz der aktuellen Coronawelle kaum verschlechtert. Die Firmen hoffen auf baldige Normalität.
Dies zeigen die Einkaufsmanager-Indizes (PMI), welche die Stimmungslage in den Chefetagen der Firmen abbilden. So stieg der Index für die Schweizer Industrie im Januar saisonbereinigt sogar leicht auf 59,4 von 57,3 Punkten im Vormonat. Das ist der höchste Wert seit dem Herbst 2018.
Der Index für den Dienstleistungssektor nahm derweil nur leicht ab, auf 49,1 von 49,5 Punkten. Dies teilte die Credit Suisse, die den Index zusammen mit dem Branchenverband Procure.ch berechnet, am Montag mit.
Werte von über 50 Punkten deuten auf Wachstum hin, Werte von unter 50 auf eine negative Entwicklung. Die Industriemanager erwarten derzeit also starkes Wachstum, jene des Dienstleistungssektor gehen von einer nur leicht negativen Entwicklung aus.
CS-Ökonomen zeigen sich optimistisch
Ökonomen hatten wegen der grassierenden zweiten Coronawelle und der neuerlichen Lockdowns bei beiden Indizes mit teilweise deutlich tieferen Werten gerechnet. Dies nicht zuletzt, weil sich während der ersten Coronawelle im Frühling 2020 ein ganz anderes Bild gezeigt hatte. Damals war der Industrie-PMI auf 41,2 Punkte abgesackt, jener für den Dienstleistungsbereich sogar auf 21,8 Zähler.
Ein Grund für den Optimismus sei, dass sich ein Ende der Pandemie abzeichne, meinen die CS-Ökonomen. So erwarte eine knappe Mehrheit der Industrieunternehmen eine Rückkehr zur Normalität bis Ende März. Und auch im Dienstleistungssektor gingen die Manager mehrheitlich von einer Rückkehr zur Normalität bis Ende Juni aus.
«Die Erholung wird kommen», teilt CS-Ökonom Claude Maurer diesen Optimismus. «Wenn die Impfkampagne an Schwung gewinnt und sich die Fallzahlen stabilisieren, gibt es irgendwann im Sommer eine Rückkehr zur Normalität.»
Er schätzt aktuell, dass das Bruttoinlandprodukt im laufenden Jahr um 3,5 Prozent zulegen wird. Damit befindet er sich im Einklang mit vielen anderen Prognostikern. An dieser Schätzung müsse er nach diesen PMI-Werten nichts ändern, so Maurer.
Konjunktur wird langfristig von Covid beeinflusst
Weitere Gründe für die positiven Aussichten sind laut CS-Ökonomen, dass im Gegensatz zur ersten Welle die internationalen Lieferketten intakt seien. Zudem hätten wichtige asiatische Absatzländer – namentlich China, Japan und Südkorea – die Pandemie im Griff. Von der Nachfrage aus Asien profitierten die Schweizer Industrieunternehmen direkt, aber auch indirekt: Beispielsweise als Zulieferer für die deutsche Autoindustrie.
Allzu viel Optimismus ist laut CS-Ökonom Maurer gleichwohl nicht angebracht. «Es wird langfristige Covid-Effekte auf die Konjunktur geben», meint er. Dabei verweist er auf die steigende Arbeitslosigkeit und die höhere Zahl an Konkursen. Er geht daher davon aus, dass die Dynamik von 2021 im 2022 nicht gehalten werden kann.
Entscheidend dafür seien dann jedoch die Fragen, welche vor der Pandemie wichtig waren und von dieser überlagert wurden. «Wichtiger wird wieder, wie sich die Handelskonflikte entwickeln und ob der Autoindustrie die ‹Neuerfindung› gelingt», so Maurer. Denn bekanntlich kriselte dieser Wirtschaftszweig schon vor Ausbruch der Pandemie.