SMI Rückblick 2024: Von Nestlé ausgebremst
Das Schweizer Börsenjahr 2024 geht kaum als besonders auffälliges in die Annalen ein. Im Vergleich zu US- und den deutschen Aktien gab es lediglich Schmalkost.
Die Stimmungslage der Investoren dürfte zum Jahresende denn auch etwas gespalten sein. Denn die hiesigen Aktien haben nach einem schwungvollen ersten Semester mit einem Plus des SMI von beinahe 8 Prozent, die Hoffnungen auf ein starkes Gesamtjahr enttäuscht: Obwohl das Jahreshoch bei 12'484 Punkten erst Ende August erreicht wurde, resultiert im zweiten Halbjahr bislang ein Minus. Dabei wurde der Gesamtmarkt insbesondere von den schwachen Nestlé-Aktien ausgebremst.
Der SMI ist bis dato im zweigeteilten Börsenjahr per Saldo um rund 5 Prozent auf einen Stand von etwa 11'690 Punkten vorgerückt (Stand: 17.12., Mittag). Die Spanne zwischen dem Jahrestief im Februar bei 11'065 und dem Hoch vom August erreichte dabei 1419 Punkte. Vom Allzeithoch bei 12'997 von Anfang 2022 befindet er sich noch immer weit entfernt.
Im internationalen Vergleich schnitt der SMI in diesem Jahr wie schon 2023 bescheiden ab. Der Dow Jones Industrial als Weltleitindex verzeichnete bislang ein Plus von rund 16 Prozent, der Dax gar von über 20 Prozent. Auch wenn man berücksichtigt, dass der Dax im Gegensatz zum SMI nicht um die Abgänge der Dividenden korrigiert wird, ist der Unterschied gross.
Der Boom der künstlichen Intelligenz liess zudem den Technologie-Index Nasdaq um rund einen Drittel weiter nach oben schnellen. Die «glorreichen 7» aus dem Tech-Bereich, Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft, Meta, Nvidia und Tesla, sorgten bereits im Vorjahr für ein Plus des Nasdaq Composite von mehr als 40 Prozent.
Der defensiv ausgerichtet SMI konnte da nicht mithalten. Das Jahresminus von rund 23 Prozent bei Nestlé wog schwer, sind diese doch mit einem Anteil am Gesamtgewicht von rund 18 Prozent noch immer die Nummer 1 bei der Marktkapitalisierung. Und die knapp positive Jahresbilanz von Novartis und Roche von je rund 4 Prozent sorgte auch nicht für Schwung.
Nestlé sind auch hauptverantwortlich für das im Vergleich zum ersten Halbjahr schwache zweite. Die Papiere des Westschweizer Nahrungsmittelgiganten schwächelten zwar bereits im Vorjahr und auch in den ersten sechs Monaten. Die Talfahrt gewann indes seit Sommer an Tempo, daran konnten auch die Ernennung eines neuen CEO und ein Strategie-Update im Herbst nichts ändern.
Unterschiedliche Perspektiven für US-Wirtschaft
Die beiden Halbjahre am Schweizer Aktienmarkt wiesen also ein unterschiedliches Bild auf. Zu den hausgemachten Belastungen gesellten sich dann auch die übergeordneten. Sorgen wegen der Wirtschaft in den USA und wegen der anhaltenden Konjunkturschwäche in China mischten sich mit den immer trüber werdenden Aussichten für den europäischen und insbesondere den deutschen Automobilsektor, man denke etwa an VW. Ausserdem stieg die Nervosität wegen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA.
Die erneute Wahl Trumps brachten an den amerikanischen Märkten wegen der Aussicht auf eine liberalere Wirtschaftspolitik frischen Wind gegen das Jahresende, während hierzulande der sogenannte «Trump Trade» weitere Abgaben nach sich zog. Zu unterschiedlich sind derzeit die Perspektiven für die US-Wirtschaft und für diejenige in Europa.
«Das Börsenjahr 2024 kann man unter das Motto stellen: Die Schweiz hinkte hinterher», sagte denn auch Remo Rosenau, Leiter Research bei der Helvetischen Bank, gegenüber AWP.
Betrachtet man die weiteren Hauptindizes in der Schweiz, ändert sich das Bild im Vergleich zum SMI nicht gross. Der breite Swiss Performance Index SPI hielt sich mit einem Plus von knapp 7 Prozent nur unwesentlich besser als der SMI. Im Swiss Leaders Index SLI mit den 30 grössten Werten liess die beschränkte Gewichtung der Schwergewichte immerhin ein Plus von rund 9 Prozent zu. Der SMIM, welcher die 30 grössten Unternehmen abbildet, die hinter den 20 grössten Firmen des SMI folgen, zog um rund 5 Prozent an.
Auf Ebene der Einzeltitel innerhalb des 30 Werte umfassenden SLI lagen kurz vor Jahresende Lonza mit einem Plus von rund 54 Prozent an der Spitze, gefolgt von Swiss Re (+40%). Gut hielten sich mit ABB (+39%) und Holcim (+35%) auch die Aktien zweier Unternehmen mit einem starken Standbein in den USA.
Die Grossbank UBS ist noch immer mit der Integration der Credit Suisse beschäftigt, die Aktien stehen nach dem Plus von über 50 Prozent im Vorjahr aber immerhin nochmals gut 8 Prozent höher als Ende 2023.
Einzelne Investments wurden vergoldet, andere sorgten für Schweissausbrüche
Die schwächsten Aktien waren Adecco (-45%) sowie Kühne+Nagel (-30%), dies nachdem beide im Vorjahr noch um gut einen Drittel zugelegt hatten.
Im breiten Markt hat sich der Kurs des Biotech-Unternehmens Kuros beinahe versechsfacht. Zur Spitzengruppe der bestrentierenden Aktien 2024 gehörten zudem Relief Therapeutics mit einer Kursverdoppelung, aber auch ein so traditionelles Unternehmen wie der Hersteller von grossen Turboladern Accelleron (+80%). Beinahe einen Totalverlust bedeutete hingegen eine Investition in Hochdorf und in Meyer Burger.
Fazit: Einzelne Investments wurden vergoldet, andere sorgten für Schweissausbrüche. Nach der schwachen Entwicklung der letzten vier Monate könnte es zumindest gemäss den zuversichtlicheren Prognosen im neuen Jahr aber wieder aufwärts gehen.
«Inzwischen scheint uns der Schweizer Markt im internationalen Vergleich sehr günstig geworden zu sein» meint Remo Rosenau. Deshalb schaue er – auch im Zuge der stark gesunkenen Zinsen – für die Schweizer Aktien wieder optimistischer ins kommende Jahr 2025.