SNB: Stärkerer Franken, teurere Hypotheken und weniger Gebühren
Die Schweizerische Nationalbank hat heute ihren Leitzins auf 0,5 Prozent angehoben. Der Schritt wurde erwartet und bringt Folgen für die ganze Wirtschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizerische Nationalbank hat heute ihren Leitzins von -0,25 auf 0,5 Prozent erhöht.
- Ökonomen verschiedener Banken erklären gegenüber Nau.ch, was das konkret bedeutet.
- Der Franken könnte stärker werden, aber Sparzinsen nur sehr langsam der Erhöhung folgen.
Der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank befindet sich das erste Mal seit acht Jahren wieder im positiven Bereich. Doch was bedeutet der neue Leitzins von 0,5 Prozent konkret für Schweizerinnen und Schweizer? Nau.ch hat bei Experten nachgefragt.
Alessandro Bee, Ökonom bei der UBS und zuständig für Prognosen bei der Schweizer Wirtschaft, ordnet ein: «Mit der heutigen Zinserhöhung wird einerseits die Schweizer Wirtschaft gebremst als auch der Inflationsdruck ein wenig gemindert.»
Er erwartet, dass der Franken gegenüber dem Euro stärker würde. Dadurch werde die Wirtschaft abgekühlt, so Bee, und in ein bis zwei Jahren weniger Inflation geben. «Gleichzeitig heisst ein tieferer Euro-Franken-Wechselkurs auch direkt, dass importierte Güter aus dem Euroraum günstiger werden.»
Ferien in der Eurozone also, etwa in Frankreich, Italien oder Spanien, dürften also deutlich billiger werden. Auch das Shopping auf der anderen Seite der Grenze dürfte sich lohnen.
Bei den Hypothekarzinsen dürfte die Anhebung des Leitzinses unmittelbar nicht viel Bewegung bewirken, sagt Bee: «Die Zinserhöhungen der SNB wurden vom Kapitalmarkt erwartet.» Auch die Einlagezinsen und Sparzinsen dürften nur «sehr langsam» steigen, das habe die Vergangenheit gezeigt.
Leitzins wird wohl nochmals von SNB angehoben
Laut Maxime Botteron, Ökonom bei der Credit Suisse, ist der starke Franken für die SNB kein Grund zur Sorge: Er wurde in der Erklärung gar nicht erst erwähnt. Allgemein scheine die Nationalbank wenig besorgt darüber zu sein, dass die Inflation ausser Kontrolle geraten könnte.
So sagt auch der Chefökonom der Zürcher Kantonalbank, David Marmet: Die SNB könne dank früher Schritte ihre Geldpolitik der «ruhigen Hand» weiterführen. Trotzdem sind sich alle Ökonomen einig: Der letzte Anhebungsschritt wird es nicht sein. Das hat auch die SNB in Aussicht gestellt.
Im Dezember und im März werde die Notenbank ihren Leitzins wohl nochmals um 75 respektive 50 Basispunkte anheben. Somit werde auch der Saron (Swiss Average Rate Over Night) höher, wie Marmet notiert. Daran gebundene Hypotheken dürften also durchaus ansteigen, betont auch Alessandro Bee von der UBS.
Dann dürfte die Flut an Nehmer von Saron-Hypotheken abebben, erklärt Fredy Hasenmaile, Leiter Immobiliaranalyse bei Credit Suisse: «Diese hat in den letzten Monaten grosse Volumen angenommen, weil eben die Saron-Hypothek die mit Abstand günstigste Hypothek war.»
Der Konsumentenschutz hat die Banken schon aufgefordert, die Verzinsung der Sparkonten zu erhöhen und die Gebühren zu senken. Andernfalls drohe den Sparerinnen und Sparern «massive Vermögensverluste», schrieb der Konsumentenschutz in einer Mitteilung. Langfristig lohne sich ein Wechsel zu einer Bank mit höheren Zinsen.
Spielraum haben die Banken laut der Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, Sara Stadler, genug: «Der Zinssatz für zehnjährige Festhypotheken zum Beispiel betrug vor drei Jahren rund ein Prozent; heute sind wir bei ungefähr drei Prozent.»