Solarenergie und Windenergie als Ergänzung
Die Solarenergie hat bereits einen grossen Förderungsschub erhalten und jetzt ist auch die Windoffensive in den Startlöchern.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehr Windräder sollen als Ergänzung zur Solarenergie in der Schweiz platziert werden.
- Die Windoffensive ist bereits in Planung.
Nachdem die Solarenergie bereits einen grossen Förderungsschub erhalten hatte, widmete sich die eidgenössische Politik zuletzt der Windenergie. Diese ist aus gutem Grund weit weniger populär.
Während sich Solaranlagen zur Umwandlung des Sonnenlichtes in Strom kaum sichtbar auf Hausdächern installieren lassen, braucht die Windenergie grosse Windräder. Diese wiederum werden gerade in der idyllischen Berglandschaft der Schweiz schnell als Zumutung empfunden.
Windenergie in der Schweiz: Die aktuelle Situation
Während Solarenergie im Jahr 2020 einen Anteil von 4,7 Prozent am Schweizer Strommix hatte, kam die Windenergie auf 0,2 Prozent. Der einzige grosse Windpark im Land befindet sich auf dem Mont Crosin im Berner Jura.
Durch Repowering-Massnahmen können die insgesamt 16 Windturbinen hier jährlich Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Damit könnten etwa 15'000 bis 20'000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Der Bau weiterer Windparks scheiterte bislang meist am Widerstand verschiedener Interessengruppen. So sorgen sich Natur- und Vogelschützer um Wildvögel und Fledermäuse, die von den Windrädern zerfetzt werden könnten. Andere fürchten den Infraschall, wieder andere einfach den Anblick.
Deutschland als Vorbild
In Deutschland wurde kurz hinter der Grenze innerhalb weniger Jahre ein Windpark hochgezogen.
Lediglich fünf Jahre brauchte es im Südschwarzwald von der Planung bis zur Inbetriebnahme durch die Elektrizitätswerke Schönau.
Anders in der Schweiz: Boris Krey, Aargauer Sektionsleiter Energiewirtschaft gegenüber SRF:
«Von Erstmessungen bis zum Bau können durchaus 20 Jahre vergehen. Es gibt oft auch lange Gerichtsverfahren.» In Deutschland sei das Mitspracherecht geringer. So stiess auch der Park im Südschwarzwald auf Kritiker, doch gebaut wurde trotzdem.
Wie es in der Schweiz aussieht, zeigt das Beispiel Sainte-Croix VD: 1999 lehnte die Bevölkerung den Windpark ab, 2012 gab es dann ein knappes Ja.
Trotz des demokratischen Sieges wehrten sich Windkraftgegner jedoch weiter gegen den Bau und griffen sogar zu Sabotage. Dabei geht es hier um gerade einmal sechs Windräder, die am Mont-des-Cerfs und in La Gittaz-Dessus entstehen sollen.
Nach der Solarenergie kommt die Windoffensive
Eine Studie des Bundesamts für Energie hat nun für Aufwind im wahrsten Sinne des Wortes gesorgt. Demnach würden 3000 Windräder reichen, um die Schweiz im Winterhalbjahr mit Strom zu versorgen.
In diesen Monaten kann die Solarenergie keine ausreichende Leistung liefern. Die Windräder könnten jedoch die drohende Lücke durch den Atomausstieg schliessen.
Allerdings sind 3000 Windräder eher illusorisch. Die Schweizer Umweltorganisationen nennen eine Zahl von 200 bis 300 Windrädern für vertretbar. Sie sorgen sich um Vögel und Fledermäuse, und um die Schneisen, die in die Wälder geschlagen werden müssen.
Bis Ende 2022 soll die Windoffensive inzwischen vom Nationalrat und dem Ständerat abgesegnet werden. Anschliessend soll sie als dringliches Gesetz in Kraft treten, damit schon bald neue Windparks entstehen können.
In Le Chalet-à-Gobet VD bei Lausanne sind acht Windturbinen geplant, auf dem Grenchenberg im Solothurner Jura vier Windturbinen.
Viele Gebiete ausgeschlossen
Ein Trost für die Windkraftgegner: Auf Grundlage der Studie werden Naturschutzgebiete ausgeschlossen sein. Um bewohnte Gebiete entsteht eine Pufferzone von 300 Metern.
Ausserdem soll stets sorgfältig geprüft werden, ob die Lage überhaupt genug Wind zur stabilen Erzeugung von Windenergie hergibt.
Viele Regionen der Schweiz eignen sich demnach besser für die Solarenergie, die zudem optisch weniger stört und keine Wildtiere gefährdet.