Stadler-Rail-Chef denkt über Wegzug aus der Schweiz nach
Peter Spuhler kritisiert die neue Erbschaftssteuerinitiative der Jungsozialisten scharf. Viele reiche Schweizer könnten das Land deswegen verlassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Einführung einer Erbschaftsteuer hätte für die Schweizer Wirtschaft grosse Folgen.
- Der Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler überlegt sich deswegen sogar einen Wegzug.
- Auch andere Unternehmer würden darüber nachdenken, sagt er.
Es dauert noch, bis die Erbschaftssteuerinitiative der Schweizer Jungsozialisten vors Volk kommt. Doch bei Unternehmen und reichen Personen sorgt das Begehren bereits jetzt für Unsicherheit.
Einer von ihnen ist Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler, dessen Vermögen laut «Bilanz» auf 3,75 Milliarden Franken geschätzt wird. In einem Interview mit der «SonntagsZeitung» warnt der 65-Jährige vor den Folgen der Initiative.
Reiche könnten nicht mal bis zur Abstimmung warten
Seiner Ansicht nach handelt es sich nicht um eine «Erbschaftssteuerinitiative», sondern um eine «Enteignungsinitiative». Für den Unternehmer ist klar: «Es wäre eine Katastrophe für die Schweiz, wenn sie angenommen würde.»
Spuhler stellt klar, dass er als Unternehmer bereits dreimal Steuern zahle: Gewinnsteuer, Einkommenssteuer und Vermögenssteuer. «Die Erbschaftssteuer wäre die vierte. Sie würde den verbleibenden Betrag nochmals halbieren», so der Stadler-Rail-Chef.
Das Problem: Viele Reiche wollen gar nicht erst die Abstimmung abwarten. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit einer Annahme gering ist, will niemand das Risiko eingehen, plötzlich zahlen zu müssen. Heikel ist insbesondere die Rückwirkungsklausel – also auch auf Schenkungen und Nachlässe vor der Annahme soll die Steuer erhoben werden.
Auch er müsse «noch vor der Abstimmung mindestens vorübergehend auswandern», sagt Spuhler: «Die Juso zwingt mich dazu.» Es sei denn, die Politik greife ein und erkläre beispielsweise Teile des Begehrens für ungültig.
Mindestens zehn andere Unternehmer wollen auch weg
Wohin es Spuhler ziehen könnte, lässt er gegenüber der «SonntagsZeitung» offen. «Im Moment würde ich Österreich bevorzugen», sagt der Unternehmer. Aber auch Italien wäre für ihn eine Option.
Und er ist mit seinem Auswanderungsgelüsten gemäss eigenen Angaben kein Einzelfall: «Ich kenne mindestens zehn Schweizer Unternehmer, die zurzeit genau wie ich mit ihren Steuerberatern einen Wegzug aus der Schweiz prüfen.»
Falls es tatsächlich zu einer solchen Welle kommt, hätte das für die Schweiz grosse Folgen. Spuhler sagt: «Der Schaden für die Schweiz wäre gigantisch. Arbeitsplätze wären bedroht, es gäbe riesige Steuerausfälle.»
Die «Initiative für eine Zukunft», so die offizielle Bezeichnung, sieht eine Steuer von 50 Prozent auf Nachlässe und Schenkungen vor. Dies, wenn der Freibetrag von 50 Millionen Franken überschritten wird. Für Kritik sorgt auch, dass der Bundesrat die Initiative per Verordnung umsetzen soll – das Parlament würde so ausgehebelt.