Juso

Stadler-Rail-Chef denkt über Wegzug aus der Schweiz nach

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Bern,

Peter Spuhler kritisiert die neue Erbschaftssteuerinitiative der Jungsozialisten scharf. Viele reiche Schweizer könnten das Land deswegen verlassen.

Peter Spuhler
Peter Spuhler befürchtet wegen der Juso-Erbschaftssteuerinitiative grosse Schäden für die Schweizer Wirtschaft. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Einführung einer Erbschaftsteuer hätte für die Schweizer Wirtschaft grosse Folgen.
  • Der Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler überlegt sich deswegen sogar einen Wegzug.
  • Auch andere Unternehmer würden darüber nachdenken, sagt er.

Es dauert noch, bis die Erbschaftssteuerinitiative der Schweizer Jungsozialisten vors Volk kommt. Doch bei Unternehmen und reichen Personen sorgt das Begehren bereits jetzt für Unsicherheit.

Einer von ihnen ist Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler, dessen Vermögen laut «Bilanz» auf 3,75 Milliarden Franken geschätzt wird. In einem Interview mit der «SonntagsZeitung» warnt der 65-Jährige vor den Folgen der Initiative.

Reiche könnten nicht mal bis zur Abstimmung warten

Seiner Ansicht nach handelt es sich nicht um eine «Erbschaftssteuerinitiative», sondern um eine «Enteignungsinitiative». Für den Unternehmer ist klar: «Es wäre eine Katastrophe für die Schweiz, wenn sie angenommen würde.»

Spuhler stellt klar, dass er als Unternehmer bereits dreimal Steuern zahle: Gewinnsteuer, Einkommenssteuer und Vermögenssteuer. «Die Erbschaftssteuer wäre die vierte. Sie würde den verbleibenden Betrag nochmals halbieren», so der Stadler-Rail-Chef.

Das Problem: Viele Reiche wollen gar nicht erst die Abstimmung abwarten. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit einer Annahme gering ist, will niemand das Risiko eingehen, plötzlich zahlen zu müssen. Heikel ist insbesondere die Rückwirkungsklausel – also auch auf Schenkungen und Nachlässe vor der Annahme soll die Steuer erhoben werden.

Auch er müsse «noch vor der Abstimmung mindestens vorübergehend auswandern», sagt Spuhler: «Die Juso zwingt mich dazu.» Es sei denn, die Politik greife ein und erkläre beispielsweise Teile des Begehrens für ungültig.

Mindestens zehn andere Unternehmer wollen auch weg

Wohin es Spuhler ziehen könnte, lässt er gegenüber der «SonntagsZeitung» offen. «Im Moment würde ich Österreich bevorzugen», sagt der Unternehmer. Aber auch Italien wäre für ihn eine Option.

Und er ist mit seinem Auswanderungsgelüsten gemäss eigenen Angaben kein Einzelfall: «Ich kenne mindestens zehn Schweizer Unternehmer, die zurzeit genau wie ich mit ihren Steuerberatern einen Wegzug aus der Schweiz prüfen.»

Befürwortest du die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso?

Falls es tatsächlich zu einer solchen Welle kommt, hätte das für die Schweiz grosse Folgen. Spuhler sagt: «Der Schaden für die Schweiz wäre gigantisch. Arbeitsplätze wären bedroht, es gäbe riesige Steuerausfälle.»

Die «Initiative für eine Zukunft», so die offizielle Bezeichnung, sieht eine Steuer von 50 Prozent auf Nachlässe und Schenkungen vor. Dies, wenn der Freibetrag von 50 Millionen Franken überschritten wird. Für Kritik sorgt auch, dass der Bundesrat die Initiative per Verordnung umsetzen soll – das Parlament würde so ausgehebelt.

Kommentare

User #2115 (nicht angemeldet)

Angeblich gehört Peter Spuhler zur Kategorie der Selfmademänner. Am Anfang seines Reichtums stand allerdings eine Heirat. So gelangte er Ende der achtziger Jahre, als damals knapp dreissigjähriger HSG-Betriebswirt, zu Stadler Rail. Weil kein direkter Nachkomme der Stadler-Familie aus Bussnang im Thurgau die Firma übernehmen wollte, kam der eingeheiratete Spuhler zum Zuge. Er übernahm eine Firma, die «florierte und ständig an Wert gewann», wie Irma Stadler, die den gleichnamigen Eisenbahnbetrieb von 1981 bis 1989 geführt hatte, einst in den Medien sagte. Heute verfügt Spuhler über ein geschätztes Vermögen von über vier Milliarden Franken. Der 65-Jährige ist noch immer Verwaltungsratspräsident und hält über vierzig Prozent der Aktien. Den Grossteil davon (30,5 Prozent) verwaltet er über sein Private-Equity-Investitionsvehikel PCS Holding. Dieses hält weitere beträchtliche Beteiligungen an anderen Unternehmen, etwa an der Aebi Schmidt Group (46,2 Prozent) und an Swiss Steel (9 Prozent). Spuhlers diverses Investmentportfolio ist typisch für Superreiche. Mit dem Familienunternehmer, der jeden Franken in den eigenen Betrieb reinvestiert, hat das nichts mehr zu tun: Er ist vielmehr ein Private-Equity-Investor. Was ihn aber nicht davon abhält, angesichts der Erbschaftssteuerinitiative Angst vor Private-Equity-Investoren, die einst seinen Betrieb übernehmen könnten, zu schüren.

User #1884 (nicht angemeldet)

Ob es so einfach ist, das Land seiner Seele gegen irgendwo zu tauschen . ? Ferienaufenthalte nicht ganz dasselbe . . muss einer geboren sein dazu - - Erbschaftssteuer : richtig und gerecht - Grosse Vermögen nicht einfach weiterzugeben an Menschen die dafür wenig getan haben

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