SUV sind durstiger als PKW-Brüder, aber nicht viel
Für mehr Umweltschutz fordern einige ein Verbot von SUV. Ein neuer Vergleich zeigt: Punkto Verbrauch unterscheiden sich SUV wenig von ihren PKW-Brüdern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Verbrauch von SUV ist nur leicht höher als bei einer vergleichbaren Limousine.
- Mehr entscheidend sind Fahrzeugklasse, Motor und Antrieb des Autos.
Manche würden sie am liebsten auf den Mond verbannen: Sport Utility Vehicle, kurz SUV. Damit gemeint sind Fahrzeuge, die optisch wie Geländewagen daherkommen. Die Geländetauglichkeit ist zwar häufig beschränkt, trotzdem zieht die Nachfrage seit Jahren an.
SUV sind höher und breiter als vergleichbare PKW. Und damit in der Regel auch schwerer. Beides führt in der Praxis zu einem höheren Verbrauch. Doch wie hoch ist der Unterschied wirklich? Vor 20 Jahren war der Fall klar: Ein SUV schluckt massiv mehr als seine Limousinen-Brüder.
Mit neuen Motoren ist der Unterschied nicht mehr so gross, wie ein Test von «Auto, Motor und Sport» zeigt. Das deutsche Automagazin hat sechs SUV unterschiedlicher Fahrzeugklassen mit ihren PKW-Brüdern verglichen.
Sieben Prozent Mehrverbrauch
Die hochbeinigen Gefährte schluckten im Test allesamt mehr. Mit einem Plus von sieben Prozent fällt der Unterschied aber recht gering aus.
Beispiel Kleinwagen: Der Mini-SUV VW T-Cross 1.0 TSI verbrauchte im Test 6,9 Liter Bleifrei. Sein Konzernbruder, der VW Polo genehmigte sich mit dem gleichen Motor 6,7 Liter.
Auch bei der Kompakt-SUV BMW X1 18d schluckt im Test nur wenig mehr als der Kompakt-Van BMW 218d. Mit 7,1 Liter Diesel Testverbrauch verbraucht der X1 0,3 Liter mehr auf 100 Kilometer. Grösser die Differenz der zwischen dem VW Tiguan 2.0 TSI Konzernbruder, den VW Passat. Der SUV gönnt sich 8,8 Liter Bleifrei, die Limousine mit gleichem Motor 7,8 Liter.
SUV nicht unbedingt gefährlicher
Die Autotester halten fest, dass die SUV im Schnitt 16 Prozent mehr Kofferraumvolumen haben. Auch positiv: Im Fussgängercrash schneiden die verglichenen hochbeinigen Fahrzeuge eher besser ab. Bei der Bewertung stützten sie sich auf Daten von Euro NCAP. Dass die Grossstadt-Geländewagen für Fussgänger nicht zwingend gefährlicher sind als Limousinen, erklärte jüngst auch das BFU gegenüber Nau.
«Wer sein Auto vor allem für die Stadt braucht, muss angesichts der überschaubaren Verbrauchsdifferenzen kein schlechtes Gewissen haben, wenn er lieber SUV fährt», schlussfolgern die deutschen Autotester. Auf langen Reisen mit höheren Geschwindigkeiten erweise sich das hohe Karosserielayout mit dem höheren Luftwiderstand aber als unsinnig.
SUV ist nicht das Problem
Die Untersuchung zeigt erneut: Das Feindbild SUV greift zu kurz. Ausschlaggebender für die Umweltbelastung sind vielmehr Fahrzeugklasse, Motorisierung und Antriebsart.
Was der Test auch deutlich macht: Auch der neue, «praxisnahe» WLTP-Standard zeigt keine realistischen Verbrauchsangaben. Der kleine VW T-Cross schluckt auf der Strasse 1,5 Liter mehr als im Labor, der BMW X1 genehmigt sich gar zwei Liter mehr. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portemonnaie stärker.
Den kompletten Test können Sie hier nachlesen.