Tierschutz scheitert mit Preisdeckel für Bio-Fleisch
Bio-Fleisch ist besonders teuer. Der Schweizer Tierschutz wollte die hohen Margen bekämpfen, scheiterte aber an der WEKO.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut dem Tierschutz sind die Margen auf Bio-Fleisch besonders hoch.
- Einen Preisdeckel will die WEKO aber nicht zulassen.
- Avenir Suisse und die Stiftung für Konsumentenschutz plädieren für mehr Wettbewerb.
Bio ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch gut fürs Geschäft. Insbesondere die Detailhändler gehören zu den Profiteuren.
Dies zeigt eine letztjährige Analyse des Schweizer Tierschutz STS. Während ein Kilo konventionell produzierter Schweizer Schinken am Stichtag 23 kostete, lagt der Bio-Preis bei 51 Franken.
Die Bauern sehen vom Preisaufschlag wenig. Sie kriegen laut STS pro Kilo nur zwei Franken mehr für das Bio-Produkt. Ähnlich sieht es bei Rindsplätzli und Poulet aus.
Absatz von Bio-Fleisch stagniert
Kein Wunder, stagniert der Absatz von Bio-Fleisch seit Jahren. Die Tierschützer wollten darum über die Wettbewerbskommission WEKO den Bio-Aufschlag deckeln.
Doch die Behörde will davon nichts wissen. Wie der STS gestern meldete, wurde der Vorschlag abgeschmettert. Die WEKO wittert Verstösse gegen das Wettbewerbsrecht.
Laut «Tages-Anzeiger» wäre für Aldi ein solches System «durchaus vorstellbar» gewesen. Nichts davon halten die beiden Retail-Platzhirsche. Coop versichert, man setze sich für «faire und marktgerechte» Preise ein. Die Migros hält zudem fest, dass auf Labelfleisch häufiger Aktionen angeboten werde als bei konventionellen Fleischprodukten.
Bio-Nachfrage nicht überall hoch
Auskunftsfreudiger über die Preisgestaltung ist Bio Suisse. Sprecher David Herrmann erklärt gegenüber Nau.ch, dass nicht alle Stücke von Bio-Tieren als Bio über die Theke gingen.
So sei etwa Schenkelfleisch von Bio-Poulets weniger gesucht als Brust. «Diese Stücke werden deshalb konventionell verkauft. Weil die Verarbeiter trotzdem den Bio-Preis für das ganze Tier bezahlen, holen sie diesen Verlust über eine höhere Marge wieder rein.»
Bei der Stiftung für Konsumentenschutz rümpft man die Nase. Josianne Walpen, Leiterin Ernährung und Mobilität, sagt: «Mehr Konkurrenz zu den beiden grossen und mehr Wettbewerb unter den Labeln würde den Konsumenten sicher zugutekommen.»
Migros und Coop dominieren den Markt
Sie kritisiert eine mangelnde Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. «Im besten Fall weiss man, wie viel die Produzentin erhält und wie viel der Konsument zahlen muss.» Wer dazwischen abschöpfe, bleibe im Dunkeln.
Patrick Dümmler von der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse sieht für die hohen Margen zwei Ursachen. Einerseits der Grenzschutz für Agrar-Importe, andererseits die hohe Marktkonzentration. «Die beiden Branchenleader Migros und Coop dürften je nach Quelle knapp 80 Prozent der Nahrungsmittel verkaufen.»
Lange hätten die Platzhirsche als «Kuschelduopol» agiert, so Dümmler. «Erst mit dem Eintritt der beiden Detailhandelsketten Aldi und Lidl sanken die Preise –zumindest bezogen auf das eingeschränkte Produktsortiment der beiden Neulinge.»
Dümmler kritisiert, dass Schweizer Labels beim Bio-Fleisch Aldi und Lidl faktisch ausschliessen. «Wichtigster Hebel wäre, den international rekordhohen Grenzschutz für Agrarimporte aufzuheben.» Dies würde kleineren Detailhändlern erlauben, mehr europäische Bio-Produkte zu importieren, wodurch die Platzhirsche unter Druck kämen. «Zusätzlich sollten sich die Bauern überlegen, den Direktvertrieb weiter auszubauen.»