Ukraine Krieg: Darum bleibt Spuhler mit Stadler Rail in Belarus

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Weinfelden,

Stadler Rail hält trotz Ukraine-Krieg an dem Werk in Weissrussland fest. «Wir Unternehmer sind nicht die Weltpolizei», so Stadler-Chef Peter Spuhler.

Ukraine-Krieg Stadler Rail
Peter Spuhler will am Werk von Stadler Rail in Belarus so lange wie möglich festhalten. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zugbauer Stadler Rail will sein Werk in Weissrussland nicht schliessen.
  • Aufgrund der Sanktionen können elektronische Komponenten nicht mehr importiert werden.
  • Stadler-Chef Peter Spuhler sagt dazu: «Wir Unternehmen können nicht Weltpolizist spielen».

Der Zugbauer Stadler Rail will sein Werk in Weissrussland nicht schliessen. Dies, obwohl das Land ein Verbündeter Russlands im Ukraine-Krieg ist. Die Produktion im Werk in der Nähe von Minsk wird allerdings gedrosselt.

«In Weissrussland haben wir ein tolles Werk. Das leider Gottes jetzt auch in diesen Krieg involviert ist, den wir nicht gutheissen können.» Dies sagte Stadler-Chef Peter Spuhler am Dienstag in einem Interview mit AWP-Video am Rande der Bilanzmedienkonferenz in Bussnang TG.

«Wir sind nicht die Weltpolizei»

«Es ist eine schwierige Situation. Wir bauen ja nicht Produkte für Oligarchen. Die haben einen alltäglichen Nutzen für die breite Bevölkerung. Aus diesem Grunde habe ich auch kein schlechtes Gewissen, dass wir das tun.»

Dies sagte Spuhler auf die Kritik, dass Stadler trotzdem am Werk in Weissrussland festhalte.

Peter Spuhler
Peter Spuhler ist Chef des Schweizer Unternehmens Stadler Rail. - Keystone

«Wir Unternehmer sind nicht die Weltpolizei. Wir wollen auch nicht diejenigen sein, die aus dem Blauen heraus Sanktionen aussprechen», sagte Spuhler. Dafür gebe es internationale Organisationen wie Uno, Nato, EU oder OECD. «Und dann ist ganz klar: Dann müssen wir als Unternehmer diese Sanktionen auch einhalten.»

Spuhler spricht bei «10 vor 10» gegenüber SRF auch von der Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitenden. «Familienväter, die sich teilweise auch gegen das Regime wehren und an Demonstrationen waren. Wir hatten auch einige Mitarbeitende im Gefängnis.» Es sei der Job der Unternehmer, den Demokratisierungsprozess voranzutreiben.

Sanktionen treffen Stadler Rail bereits

Durch die Sanktionen der EU, die am 4. Juni in Kraft treten sollen, könne man elektronische Komponenten nicht mehr in das Land liefern.

Stadler Rail
Ein Zug desr Ostschweizer Zugbauer Stadler Rail. (Archivbild) - sda - Stadler Rail

Das betreffe beispielsweise Bauteile von Klimaanlagen, Fahrgastinformationssystemen bis hin zu Stromrichtern und Trafos. Dadurch müsse Stadler jetzt gewisse Komponenten und Montageaktivitäten nach Polen und in die Schweiz verlagern, sagte Spuhler.

Produktion wird zurückgefahren

Deshalb werde die Produktion in Fanipol, das in der Nähe der Hauptstadt Minsk liegt, weiter zurückgefahren. Derzeit seien von den einst gut 1700 Mitarbeitern noch 1150 übrig, sagte Spuhler.

Durch die Verlagerung werde der Personalbestand in den nächsten drei Monaten auf rund 700 bis 800 Angestellte gesenkt. Für die Betroffenen habe Stadler freiwillig einen Sozialplan beschlossen. Denn die Arbeitslosenversicherung in Weissrussland sei bescheiden.

stadler rail
Der Hauptsitz der Firma Stadler Rail in Bussnang TG. - Keystone

Der Konzern habe genügend Kapazitäten, um die Verlagerung aus Weissrussland in anderen europäischen Werken aufzufangen, sagte Spuhler. Dies trotz der neuen rekorddicken Auftragsbücher. Das Werk bei Minsk mache weniger als 10 Prozent der gesamten Gruppenkapazität aus. Und vom Rekordauftragsbestand von 17,9 Milliarden seien nur 2 Prozent nach Minsk vergeben, sagte Spuhler.

«Wir rechnen mit Zusatzkosten im tiefen einstelligen Millionenbereich. Das ist absolut verkraftbar», sagte der Stadler-Patron.

Stadler habe zur Zeit weder in Russland noch in der Ukraine irgendwelche Aufträge in Arbeit. Auch Investitionen habe man in beiden Ländern keine getätigt, sagte Spuhler.

Spuhler will «in absehbarer Zeit Ruder übergeben»

Operativ zeigte sich der Konzernchef nicht zufrieden: Kaum sei die Pandemie vorbei, komme die Inflation, die Ukraine-Krise und die Explosion der Rohstoffpreise. «Von dem her sehen wir uns nicht in der Lage, die Mittelfristziele schon 2023 zu erreichen. Deshalb haben wir heute angekündigt, diese um ein, maximal zwei Jahre nach hinten zu schieben», sagte Spuhler.

Auf die Frage, ob er dann noch bis 2024 oder 2025 Interims-CEO bleiben will, sagte Spuhler: «Nein, ich habe schon geplant, dass ich in absehbarer Zeit das Ruder übergeben will. Aber ein verantwortungsvoller Unternehmer läuft in der Krise nicht davon und lässt die Mannschaft im Stich.» Spuhler sagte weiter: Wie lange die «absehbare Zeit» mit ihm am Steuerruder noch sei, hänge davon ab, wie lange die Krisen andauern würden. Er betonte, es werde in absehbarer Zeit einen Wechsel geben.

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