Zwei Tage nach der Flugzeugkatastrophe in Äthiopien mit 157 Toten verbannen immer mehr Länder Unglücksmaschinen des Typs Boeing 737 MAX 8. Als erstes EU-Land verbot Grossbritannien am Dienstag Starts, Landungen und Überflüge.
Trümmer der Unglücksmaschine in Äthiopien
Trümmer der Unglücksmaschine in Äthiopien - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • US-Luftfahrtbehörde fordert Nachbesserungen an Maschinen.
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Auch die Fluggesellschaft Tuifly lässt die Maschinen zunächst am Boden. Insgesamt rund ein Dutzend Länder und Gesellschaften ergriffen entweder zusätzliche Vorsichtsmassnahmen oder verbannten den Flieger vorerst aus ihrem Luftverkehr. Die US-Luftfahrtbehörde FAA forderte von dem US-Flugzeugbauer Nachbesserungen an den Maschinen.

Die britische Luftfahrtbehörde sprach von einer «Vorsichtsmassnahme». Maschinen vom Typ Boeing 737 MAX 8 dürften bis auf Weiteres in Grossbritannien weder starten noch landen oder den Luftraum durchfliegen.

Die deutsch-britische Fluggesellschaft Tuifly setzte den Flugbetrieb mit ihren Maschinen des Typs ebenfalls vorerst aus. «Wir haben entschieden, alle Boeing 737 MAX 8 in unserer Flotte am Boden zu lassen», sagte ein Tuifly-Sprecher. Die Fluggesellschaft hat insgesamt 15 Maschinen des betroffenen Typs, die in Grossbritannien und den Benelux-Staaten stationiert sind.

Am Sonntag war eine Ethiopian-Airlines-Maschine kurz nach dem Start abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Erst im Oktober war eine Boeing 737 MAX 8 der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start verunglückt. Es ist höchst ungewöhnlich, dass binnen kurzer Zeit zwei Flugzeuge eines neuen Modells abstürzen.

Die US-Luftfahrtbehörde forderte von Boeing Nachbesserungen, ordnete allerdings nicht an, dass alle Maschinen am Boden bleiben müssen. Die Gründe für den Absturz sind noch unklar, Experten vermuten einen Software-Problem. Die neuen Maschinen vom Typ Boeing Max verfügen über das Kontrollsystem MCAS, das unter anderem dafür sorgen soll, dass die Flugzeugnase nicht zu hochgezogen wird, um so einen Strömungsabriss zu vermeiden. Experten vermuten, dass die Funktion sich einschaltete, obwohl der Jet nach dem Start regulär im Steigflug lag, wodurch die Nase heruntergedrückt wurden und so der Strömungsabriss eintrat.

Die FAA forderte am Montag unter anderem Nachbesserungen an dem Kontrollsystem. Die entsprechende offizielle Anweisung soll demnach spätestens im April erfolgen. «Piloten werden immer in der Lage sein, das Flugkontrollsystem abzuschalten», versicherte Boeing in einer Pressemitteilung.

Ausser Grossbritannien verbannten auch Australien, Singapur und Malaysia das Modell aus ihrem Luftraum. Der Oman erlaubt ebenfalls keine Starts und Landungen von Flugzeugen des Typs mehr. In China, Indonesien und Südkorea wurde angeordnet, dass alle Maschinen vom Typ Boeing 737 MAX 8 vorerst am Boden bleiben. In anderen Ländern haben Fluggesellschaften entschieden, diese Flugzeuge vorerst nicht mehr zu nutzen.

Die Vorfälle sind für Boeing ein schwerer Imageschaden. Die 737-MAX-Serie gilt als Verkaufsschlager, seit 2017 gaben dem Konzern zufolge rund hundert Käufer insgesamt mehr als 5000 Bestellungen ab. An der Börse brachen die Boeing-Aktien am Montag zunächst um zwölf Prozent ein, konnten die Hälfte ihrer Verluste im Laufe des Handelstages aber zurückgewinnen; auch am Dienstag verzeichneten die Boeing-Titel Verluste. Der US-Flugzeugbauer verschob derweil den geplanten Marktstart seines Langstreckenjets 777X auf unbestimmte Zeit.

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