Vermögen der Milliardäre wächst immer schneller
Während die Reichen und Mächtigen im Weltwirtschaftsforum tagen, wächst die Kluft zwischen Arm und Reich weiter.
Die Privatjets sind in Davos gelandet. Während in den luxuriösen Hallen des Weltwirtschaftsforums die Reichen und Mächtigen zusammenkommen, klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Laut einer aktuellen Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam gibt es weltweit inzwischen 2769 Milliardärinnen und Milliardäre.
Allein im vergangenen Jahr kamen 204 Milliardäre hinzu. Gleichzeitig stagniere die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank leben. Und die Zahl Hungernder steige.
Reichste Milliardäre verdienen täglich 100 Millionen Dollar
Das Vermögen der Superreichen wächst immer schneller, wie aus dem Oxfam-Bericht hervorgeht, den die Organisation zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos am Montag veröffentlichte. Das Vermögen eines Milliardärs vergrösserte sich im vergangenen Jahr demnach im Schnitt um zwei Millionen US-Dollar pro Tag.
Die reichsten zehn Milliardäre wurden sogar um durchschnittlich 100 Millionen Dollar pro Tag reicher. Selbst wenn sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre, erklärte Oxfam.
«Die aktuellen Zahlen von Oxfam bestätigen eine Entwicklung, die wir mit grosser Sorge beobachten. Die Gesellschaft driftet wirtschaftlich weiter auseinander», kommentierte Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD).
Politik muss gegen Krisenmodus steuern
Aus der eigenen Sozialberatung höre der Verband immer häufiger, dass immer mehr Menschen nicht mehr wüssten, wie sie ihr Leben bestreiten sollen. Immer mehr fühlten sich abgehängt. Engelmeier.
«Die Politik muss hier dringend gegensteuern. Deutschland ist seit Jahren im Dauer-Krisen-Modus und deshalb gilt jetzt besonders: Breite Schultern müssen mehr tragen.»
Die Welt könnte innerhalb eines Jahrzehnts bereits fünf Dollar-Billionäre haben, schliesst Oxfam. Im vergangenen Jahr sei das Vermögen der Milliardäre dreimal stärker gewachsen als noch im Vorjahr. Von 13 auf 15 Billionen Dollar.
Armutsbekämpfung stagniert
«Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt», kritisiert Serap Altinisik, Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland. Milliardäre profitieren überdurchschnittlich von Erbschaften. Weltweit stammen 36 Prozent des Vermögens von Milliardären aus Erbschaften.
Sorgen bereitet Oxfam, dass sich die Wirtschaftsmacht der Milliardäre deutlich sichtbar auch in politischer Macht niederschlägt. Die Ungleichheit habe Folgen für die Demokratie, warnte Altinisik von Oxfam Deutschland. «Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht.»
Das sei auch bei der Unterstützung des neuen US-Präsidenten Donald Trump durch den reichsten Menschen der Welt, Elon Musk, zu sehen. Auch Trump ist nach Schätzungen Milliardär.
US-Tech-Riesen dominieren Lobbymarkt in Europa
Laut einer Studie der gemeinnützigen Initiative LobbyControl verfügen besonders die grossen US-Tech-Konzerne für die Durchsetzung ihrer Interessen über ein breites Lobbynetzwerk auch in Europa. Mit 33 Millionen Euro führen demnach Google, Amazon, Meta, Microsoft und Apple die Liste der Unternehmen nach Lobbyausgaben in Europa an.
«Diese immense Lobbymacht, gepaart mit grosser Markt- und Monopolmacht, und der damit wachsende Einfluss auf die Politik sind mit demokratischen Prinzipien nicht vereinbar», heisst es in der Studie.
Dem Oxfam-Bericht liegen Daten aus verschiedenen Quellen zugrunde. So führte Oxfam etwa Schätzungen des Magahins «Forbes» zum Vermögen von Milliardären mit Daten der Weltbank und solchen aus dem Weltvermögensbericht der Schweizer Bank UBS zusammen.