Weiterbildung: So beeinflussen Eltern die Berufswahl ihrer Kinder
Unbewusst oder bewusst: Kinder werden bei der Wahl ihrer Weiterbildung massgeblich von ihrem sozialen Umfeld beeinflusst – insbesondere von ihren Eltern.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz müssen sich Jugendliche früh für ihren Berufsweg entscheiden.
- Doch nur selten bezeichnen sie ihren erlernten Beruf auch Jahre später als Wunschberuf.
Viele Kinder träumen von spannenden Berufen wie Astronaut, Popstar oder Profifussballer. Doch wenn dann wirklich die Frage nach der Berufswahl ansteht, tun sich die meisten schwer.
Schülerinnen und Schüler müssen sich in der Schweiz überdurchschnittlich früh auf einen Beruf festlegen. Darum haben Lehrpersonen und Eltern einen grossen Einfluss auf die Berufswahl.
Wie eine langfristige Studie der Universität Zürich beobachtete, haben die Eltern sogar einen höheren Einfluss als die Schulnoten. Besonders günstig ist ein Umfeld, in dem die Eltern ihren Kindern viel zutrauen, aber auch hohe Erwartungen haben.
Sie können Fragen ihrer Kinder beantworten und sie praktisch unterstützen, zum Beispiel beim Schreiben von Bewerbungen für Praktika. Die Studien betonen dabei auch die positive Rolle aktiver Mütter.
Rolle des sozialen Umfeldes bei der Weiterbildung
Ehrgeizige Eltern, die ihre Kinder zum Studium ermutigen, sind das eine. Eine andere Studie des deutschen Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) zeigt, dass dies einen konträren Effekt hat: Da die Eltern Jugendliche zum Studium drängen, kommen viele gar nicht mehr auf den Gedanken, eine berufliche Ausbildung einzuschlagen.
So entscheiden sich Jugendliche nur noch für eine Ausbildung in einem Handwerk, wenn es Handwerker in ihrem sozialen Umfeld gibt.
In einem stark akademisierten Umfeld haben dagegen selbst Studierende in sogenannten Orchideenfächern einen höheren Status als Auszubildende. Und dies, obwohl diese mit Aus- und Weiterbildung oft irgendwann Wohlstand und Selbstständigkeit mit einem eigenen Handwerksbetrieb geniessen.
Spätere Berufswahl und Weiterbildung wird empfohlen
Ausbildungsstudien belegen, dass Jugendliche die Berufsentscheidung häufig als belastend empfinden. Dies verwundert wenig, da die berufliche Tätigkeit über viele Jahre ihr Leben prägen wird.
Elterliche Ratschläge werden als schwierig empfunden, weil ihre eigenen Erfahrungen viele Jahre zurückliegen. So ist das Mantra der permanenten Weiterbildung, um überhaupt im Beruf bestehen zu können, noch relativ jung.
Auch die Digitalisierung hat viele Berufe in den letzten Jahren stark verändert. Auf der anderen Seite sind dadurch auch viele Berufe entstanden. Vor allem die, die es noch gar nicht gab, als die Eltern jung waren.
In der Zürcher Studie gab die Hälfte der Befragten an, dass sich die Berufswahl nicht als der erhoffte Wunschberuf entpuppte. Dies stärkt Forderungen danach, sich mit der Berufswahl mehr Zeit lassen zu können.
Auch sollten Jugendliche mehr Praktika und kurze Schnupperlehren absolvieren, um sich besser mit verschiedenen Berufen vertraut zu machen. Dies fördert eine selbstständigere Wahl, unbeeinflusst von den Eltern und dem sozialen Umfeld.