Cornelia Forrer, Einwohnerrätin EVP/EW Aarau, schreibt in ihrem Gastbeitrag über die Gleichstellungsstrategie 2030 des Bundesrates.
Cornelia Forrer EVP Aarau
Cornelia Forrer, Einwohnerrätin EVP Aarau. - z.V.g.
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Frauenorganisationen und männer.ch finden, die Gleichstellungsstrategie 2030 des Bundesrates beinhalte kaum Verbesserungen zum Roh-Entwurf. Die Inputs der Hearings wurden kaum integriert.

Ein ambitionsloses Arbeitsprogramm ist keine Strategie und schon gar keine Vision für die kommenden 10 Jahre. Wie gross die Stärke Tausender Menschen ist, die für ein Ziel einstehen, hat der Frauen*streik vom 14. Juni 2019 gezeigt. Es ging um die Umsetzung des Verfassungsartikels von 1981 in der Bundesverfassung.

Doch der Bundesrat hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und seine Chancen für das Erreichen der Gleichstellung in der Schweiz nicht genutzt. Anzunehmen ist eher, dass die Gleichstellungsstrategie 2030 in den öffentlichen Verwaltungen zum Papiertiger verkommt und allmählich verpufft.

Wenn uns die Corona-Pandemie eines geleert hat, dann ist es die Systemrelevanz der Frauen, Mütter, der Hausmänner und sorgenden Familienmitglieder, besonders jener, die Care-Arbeit leisten, ob bezahlt oder nicht. Der Bundesrat betrachtet die Care-Arbeit nur im Fokus auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Die entscheidenden Fragen von Verteilung der Sorge- und Versorgungsarbeit wird von ihm nicht gestellt, selbst wenn alle Studien aufzeigen, dass die Care-Arbeit einen bedeutsamen ökonomischen und gesellschaftlichen Faktor darstellt.

Die Schweiz ist diverser geworden, eine Tatsache, die der Bundesrat in seiner «Gleichstellungsstrategie 2030» auch ignoriert. Er spricht vom traditionellen Zweigeschlechtermodell – einem glücklicherweise längst überholten. Dass der Bundesrat im Jahr 2021 noch immer nicht binäre Menschen ignoriert, ist schlicht inakzeptabel. Dieses Weltbild lässt sich mit dem Verfassungssauftrag nicht vereinbaren.

Auch das Ignorieren von Faktoren wie Rasse, Ethnizität, sozialer Schicht, Behinderung, Gesundheit, Alter, Religion und Geschlechtsidentität und ähnlich ist eine Form von Diskriminierung. Solchen Perspektiven müsste der Bundesrat in einer «Gleichstellungsstrategie 2030» ebenfalls Rechnung tragen.

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