EVP: Gründung und Geschichte
Die Evangelische Volkspartei der Schweiz (EVP) wurde 1917 gegründet. Die Partei setzte sich in ihrer Geschichte stets für sozial Schwächere und die Umwelt ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EVP wurde 1919 gegründet.
- Der Schutz des Menschen und der Natur ist ein zentrales Anliegen der Partei.
- Die Evangelische Volkspartei hält aktuell drei Nationalratssitze.
Die Geschichte der EVP beginnt vor über 100 Jahren. Im März 1917 wurde in der Freien Kirche Uster die «Protestantisch-christliche Partei» ins Leben gerufen. Auf Anhieb gelang der Gruppe der Gewinn von zwei Kantonsratssitzen.
Ein Jahr später entstand in Bern die «Politische Vereinigung christlicher Bürger». Vor den Nationalratswahlen 1919 wurde auf Anregung der Berner Vereinigung die Gründung der Evangelischen Volkspartei der Schweiz in Brugg beschlossen. Die EVP wurde daraufhin am 10. Mai 1919 in Zürich gegründet.
Zur Gründungszeit der Evangelischen Volkspartei war das politische Umfeld bestimmt von Spannungen zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum. Diese Spannungen prägten auch die Volksabstimmung von 1918. In dieser entschieden sich Volk und Stände für die Einführung des Proporzwahlverfahrens für den Nationalrat. Dies ebnete den Weg in die Parlamente für kleinere Parteien und Gruppen wie der EVP.
Der Einzug der EVP in den Nationalrat
Bei den ersten Proporzwahlen für den Nationalrat 1919 gelang der noch jungen EVP sogleich der Gewinn eines Sitzes. Der Spitzenkandidat für die Zürcher Liste, der Arzt Hans Hoppeler, wurde auf Anhieb gewählt. Hoppeler vertrat die Partei bis 1939 im Parlament, dann schied die Partei kurzzeitig aus dem nationalen Parlament aus.
Nach vier Jahren ohne Vertretung im nationalen Parlament gewann die EVP 1943 jedoch erneut einen Sitz. Mit den Wahlen von 1959 und 1963 konnte die Partei die Anzahl Sitze auf drei ausbauen.
Soziale Themen als Leitmotto
Die 1970er-Jahre waren geprägt von sozialen Diskussionen, wie der Einführung des Frauenstimmrechts oder der Schaffung eines Zivildienstes. 1971 setzten sich die drei EVP-Nationalräte für behinderte AHV-Rentner, den Arbeitsfrieden und den Umweltschutz ein. In Hinblick auf die Wahlen von 1975 entstand das Motto der Partei: «Im Dienst am Mitmenschen, an Volk und Staat.»
1984 wurde die Asyldebatte in der Schweiz erneut zum Thema und 1986 brachte die Tschernobyl-Katastrophe Unsicherheiten nach Europa. Auch in dieser Zeit blieb der Einsatz für sozial Schwächere und für die Umwelt ein zentrales Anliegen der Partei. 1991 gelang dem Obdachlosen-Pfarrer Ernst Sieber der Einzug in den Nationalrat.
Die «Evangelische und Unabhängige Fraktion»
Seit den 50ern hatte die Evangelische Volkspartei immer wieder Fraktionen mit anderen Parteien gebildet. So ab 1951 mit den Demokraten und zwischen 1971 und 1979 mit der Liberalen Partei. Daraufhin folgten Fraktionen mit dem Landesring der Unabhängigen (LdU), der EDU und schliesslich mit den Grünliberalen und der CVP.
Bei den Erfolgswahlen von 1999 konnte die EVP zudem zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Mehrheit einer Fraktion stellen. Diese wurde «Evangelische und Unabhängige Fraktion» genannt.
Kantonalparteien und *jevp
Ab der 1920er-Jahre entstanden verschiedene Kantonalparteien der EVP. 2004 entstand mit der «Parti Evangélique du Canton de Vaud» die erste französischsprachige Sektion der EVP. Um den Ausbau in der Westschweiz voranzutreiben, beschäftigte die Evangelische Volkspartei einen «Secrétaire Romand».
Einen weiteren Meilenstein konnte die EVP Schweiz im gleichen Jahr verzeichnen: Am 21. August 2004 wurde in Schaffhausen die Junge EVP (*jevp) gegründet. Somit erhielt die Partei eine eigenständige Nachwuchsorganisation.
2010 wurde Maja Ingold aus Winterthur zur ersten Nationalrätin der EVP. Sie stellte die Nachfolge für den abtretenden Ruedi Aeschbacher. Kurz darauf folgte mit Marianne Streiff, Nachfolgerin von Walter Donzé, die zweite Nationalrätin. 2014 übernahm Streiff zudem als erste Frau das Präsidium der Evangelischen Volkspartei Schweiz.
100-Jahr-Jubiläum und Sitzrückeroberung
2019 feierte die EVP Schweiz auf dem Berner Hausberg Gurten ihr 100-Jahr-Jubiläum. Auch sonst gab es in diesem Jahr für die Partei viel zu feiern. Bei den Nationalratswahlen im Herbst trat die Partei mit einer neuen Höchstzahl an Kandidierenden aus 16 Kantonen an.
Nicht nur konnte die EVP ihren Wähleranteil um 0,3 Prozent auf 2,2 Prozent steigern. Ihr gelang mit Lilian Studer (AG) auch die Rückeroberung des 2007 verlorenen dritten Nationalratssitzes. Die drei EVP-Nationalräte schlossen sich mit der CVP und der BDP zur Fraktion «Die Mitte-CVP-EVP-BDP» zusammen.
Bei den Wahlen im Jahr 2023 verlor die EVP ihren dritten Nationalratssitz wieder. Die übrigen zwei Nationalräte gehören der Fraktion «Die Mitte – EVP» an.