Melanie Eberhard (SP Basel): Warum ich auch dieses Jahr streike
Die Situation der Frauen hat sich in den letzten Jahren verbessert, doch sind wir fern von Gleichstellung. Am 14. Juni wird daher gestreikt. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Frauen kämpfen auch 57 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts für Gleichstellung.
- Lohnungleichheit und Belästigung sind weiter ein Problem, wie dieser Gastbeitrag zeigt.
- Am 14. Juni wird für gleiche Löhne, existenzsichernde Renten und mehr Schutz demonstriert.
Im Juni vor 57 Jahren stimmten die Männer im Kanton Basel-Stadt mit 60 Prozent dem Frauenstimm- und Wahlrecht zu. Seither ist es Frauen bei uns im Kanton erlaubt, politisch mitzubestimmen. Fünf Jahre später, im Jahr 1971, stimmten die Männer auch auf nationaler Ebene der Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts zu. Nochmals zehn Jahre später wurde die Gleichstellung von Frau und Mann in der Bundesverfassung verankert und seit 21 Jahren ist mit der Fristenregelung ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Wochen straffrei möglich. Diese und viele weitere Errungenschaften verdanken wir dem grossen Einsatz vieler mutiger und engagierter Menschen in Basel und in der ganzen Schweiz.
Doch auch wenn sich die Situation der Frauen in den letzten Jahrzehnten verbessert hat, gibt es noch immer unzählige Baustellen, die wir angehen müssen. So bekommen Frauen weniger Lohn für gleichwertige Arbeit, sind ihre Renten tiefer und werden sie häufiger Opfer von Diskriminierungen und Belästigungen. Die Betreuungs-, Sorge- und Pflegearbeit für Kinder und kranke Angehörige wird auch heute grösstenteils von Frauen getragen und obwohl die Faktenlage zu all diesen Unterschieden klar ist, dauern Veränderungen viel zu lange und erfordern (zu) viel Engagement und Kampf.
Deshalb werden wir auch in diesem Jahr am 14. Juni wieder auf die Strassen gehen und laut für gute und gleiche Löhne, existenzsichernde Renten, Kitas als Service public und für mehr Schutz vor sexualisierter Gewalt kämpfen. Etwas weniger laut, aber mit nicht weniger viel Energie und Einsatz, setzen wir uns in den politischen Institutionen für Gleichstellung ein.
So haben die SP-Grossrätinnen Nicole Amacher und Edibe Gölgeli im Mai erneut einen Vorstoss zur Einführung der Elternzeit eingereicht und SP-Grossrätin Melanie Nussbaumer setzt sich mit einem aktuellen Vorstoss für mehr Ferienbetreuungsangebote ein, um die Vereinbarkeit zu verbessern.
In der aktuellen Session des Grossen Rates werden wir zudem über einen Anzug von mir zur Förderung der Gleichstellung im Sport befinden. Dies alles mit einem Ziel: Wir wollen nicht nochmals 57 Jahre warten, bis wir die tatsächliche Gleichstellung zwischen Frau und Mann erreicht haben!