Bernie Ecclestone: Sein Steuerbetrug wird auch für Bern interessant
Der Brite Bernie Ecclestone wurde vom Londoner Gericht zu einer Strafe von 653 Millionen Pfund verurteilt. Der Fall interessiert auch die Berner Behörden.
Das Wichtigste in Kürze
- Bernie Ecclestone wurde vom Londoner Gericht wegen Steuerbetrugs verurteilt.
- Der Brite muss nun 653 Millionen Pfund ( 717 Millionen Franken) zahlen.
- Der Fall könnte nun auch für die Berner Behörden interessant werden.
Der ehemalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat sich vor dem Southwark Crown Court in London des Steuerbetrugs schuldig bekannt. Der 92-Jährige gab zu, 2015 falsche Angaben über seine Vermögenswerte gemacht zu haben. Es ging um Trusts bei der Bank Julius Bär in Singapur, die jährlich zweistellige Millionenbeträge generierten.
Einer dieser Trusts überwies 2010 rund 462 Millionen Franken von einem Schweizer Konto nach Singapur. Ecclestone muss nun insgesamt etwa 720 Millionen Franken an Steuern, Zinsen und Strafen nachzahlen.
Dem Gefängnis knapp entronnen
Die Strafen belaufen sich auf rund 340 Millionen Pfund (373 Millionen Franken). Wobei die maximale Strafe von 200 Prozent auf die geschuldete Steuer angewendet wurde. Trotzdem muss Ecclestone nicht ins Gefängnis – eine Haftstrafe von 17 Monaten wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Ecclestones Wohnorte sind sowohl London als auch Gstaad in der Schweiz. In der Schweiz wird er seit einiger Zeit nach seinen Lebenshaltungskosten besteuert. Sein Schuldeingeständnis und die hohe Zahlung haben auch hierzulande Auswirkungen.
Nachdem bekannt wurde, dass Ecclestone gegenüber den britischen Behörden gelogen hat, forderten Politiker eine Überprüfung der Pauschalbesteuerung. Es fehle an Transparenz in diesem Bereich, meint SP-Co-Präsident Ueli Egger.
Die grüne Nationalrätin Natalie Imboden erwartet, dass die Steuerverwaltung Ecclestones Veranlagung überprüft und gegebenenfalls korrigiert. Die kantonale Finanzdirektorin Astrid Bärtschi bestätigte, dass das Dossier überprüft wird.
Ecclestones Vermögen schrumpft
Ecclestones Vermögen wurde auf rund 3 Milliarden Dollar geschätzt. Nach der Zahlung von 653 Millionen Pfund dürfte es sich nun deutlich reduziert haben.
Bei der Pauschalbesteuerung werden nicht Einkünfte und Vermögen, sondern Ausgaben besteuert. Bei Luxuschalets in Gstaad kann diese Summe in die Millionen gehen.
Komplizierte Besteuerungsfragen
Ein Steuerexperte warnte jedoch vor zu viel Optimismus: Bei einer doppelten Besteuerung könnte die Frage aufkommen, welches Land als steuerlicher Wohnsitz gilt. Sollte das Ausland überwiegen, könnte die Schweiz ihren Anspruch vollständig verlieren.
In Bern wurden im Jahr 2020 insgesamt 176 Personen nach dem Aufwand besteuert. Diese zahlten knapp 43 Millionen Franken an Gemeinde-, Kantons- und Bundessteuern. Seit dem Steuerjahr 2021 gelten strengere Massstäbe für alle Pauschalbesteuerten.