Simon Ehammer greift an der WM nach Weitsprung-Exploit
Am Mittwochmorgen startet mit Weitspringer Simon Ehammer die grösste Schweizer Medaillen-Hoffnung in die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest.
Das Wichtigste in Kürze
- Simon Ehammer steht am Mittwoch an der Leichtathletik-WM im Einsatz.
- Ab 11.15 Uhr bestreitet der Schweizer die Weitsprung-Qualifikation in Budapest.
- Es winkt eine WM-Medaille – obwohl er seine Paradedisziplin auslässt.
Simon Ehammer macht Jagd auf den ganz grossen Wurf – oder besser, den ganz weiten Sprung. Der Appenzeller ist an der Leichtathletik-WM in Budapest das wohl heisseste Schweizer Eisen im Kampf um Edelmetall. Und das, obwohl er seine eigentliche Paradedisziplin gar nicht bestreitet.
Ehammer ist Mehrkämpfer, jedoch gehört er auch im Weitsprung zur Weltspitze. Doch in der ungarischen Hauptstadt war ein Doppelstart aufgrund des Zeitplans nicht möglich. Ehammer musste sich entscheiden.
Dass er dem Weitsprung den Vorzug gab, ist auf eine hartnäckige Entzündung beim Bizeps in der rechten Schulter zurückzuführen. Deshalb wollte er gerade auch wegen der Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris kein Risiko eingehen.
Ohnehin ist die Chance auf den Gewinn einer WM-Medaille im Weitsprung in etwa gleich gross wie im Mehrkampf. Mitte Juni gewann er in Oslo mit seiner Saisonbestleistung von 8,32 m als erster Schweizer einen Wettkampf der Diamond League. Dabei liess er unter anderen den griechischen Olympiasieger Miltiadis Tentoglou hinter sich.
Grosse Erwartungen gehören bei Simon Ehammer dazu
An der WM vor einem Jahr in Eugene reichten Ehammer 8,18 m zu Bronze. In Budapest erwartet er von sich nicht weniger als einen weiteren Podestplatz. Alles andere würde nicht zum 23-jährigen Appenzeller passen. Er dachte schon als Kind gross.
«Er war kein Talent in dem Sinn», sagt der für die Gesamtplanung von Ehammer zuständige René Wyler zu «Keystone-SDA». «Als er zu mir gekommen ist, hat alles gezappelt und gewackelt, war er technisch ganz schlecht. Ich hätte ihn fast nicht in die Sportschule aufgenommen. Jedoch gefiel mir seine Einstellung sehr gut.»
Schon in jungen Jahren habe er gesagt, dass er Olympiasieger werden wolle. Das würden zwar noch viel sagen, er habe aber eisern daran festgehalten. «Dennoch hätte ich nicht wahnsinnig viel Geld auf ihn gesetzt», gibt Wyler zu.
Mittlerweile ist Ehammer ein Vorzeigeathlet par excellence. «Wenn ihm eine persönliche Bestleistung gelungen ist, dachte er sofort weiter», so Wyler.
«Ich hasse es, zu verlieren»
Simon Ehammer sagt über den enormen Willen: «Diesen habe ich seit eh und je. Es ärgert niemanden mehr als mich, wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte. Ich hasse es zu verlieren, will überall der Beste ein, auch in kleinen Spielen. Das ist in mir drin, macht mich aus.»
Früher, als er noch nicht verstand, warum es ihm nicht lief, bekamen dies die Konkurrenten zu spüren. «Mittlerweile hindert mich eine Niederlage nicht mehr daran, mich mit jemandem gut zu verstehen. Ich kann es relativieren und den Ärger herunterschlucken für den Moment», erzählt Ehammer. Er ärgert sich dann zu Hause.
Neben dem grossen Ehrgeiz gelingt es ihm, eine gute Balance zwischen Spannung und Lockerheit hinzubekommen. Auch seine Zugänglichkeit zeichnet ihn aus. «Er ist auf dem Boden geblieben, spielt die Vorbildrolle perfekt. Das ist sein Naturell», sagt Philipp Bandi, der Chef Leistungssport bei Swiss Athletics.
«Ich bin dankbar für das, was ich machen darf», erklärt Simon Ehammer seine Sichtweise. «Es ist ein grosses Privileg, in diesem Alter schon Profi zu sein und all das erleben zu dürfen. Es gibt so viele, die das auch wollen, es jedoch nicht schaffen. Wenn ich mit Arroganz über die Bahn stolzieren würde, das wäre nicht ich.»
Um in Budapest sicher den Final vom Donnerstagabend zu erreichen, ist eine Weite von 8,15 m gefordert. Allerdings stehen den Athleten in der Qualifikation bloss drei Versuche zur Verfügung. Simon Ehammer will deshalb schon im ersten Versuch «einen setzen». Das Selbstvertrauen dafür stimmt auf jeden Fall.
