Robotik

Segen und Fluch der Robotik

Ob Robotik Segen oder Fluch sei, wurde am gestrigen öffentlichen Abend der Academia Engelberg intensiv diskutiert.

Automatisierung Roboter
Ein humanoider Roboter gibt einem Menschen die Hand. - dpa

Mehr als 100 Personen folgten der Einladung zum öffentlichen Abend in den neuen Kursaal in Engelberg. Sie verfolgten eine kurzweilige Diskussion unter der Leitung von Stiftungsratsmitglied Daniel Brunner zum Thema Robotik, deren vielfältige Einsatzgebiete, Nutzen und Gefahren sowie den aktuellen Trends.

Vom Einsatz in der Landwirtschaft, beispielsweise als Melkroboter oder bei der Traubenernte, sprach der Engelberger Bauernpräsident Werner Matter. Wie die Robotik die Pflege in der Betreuung von älteren Menschen unterstützt, demonstrierte Dr. Andrew Paice von der Hochschule Luzern, Technik & Architektur in Horw, an einem Beispiel.

Über die Möglichkeiten und Grenzen in der industriellen Fertigung sprach Dr. Ulrich Claessen von maxon motors in Sachseln. Wie die Informatik den Kanton Obwalden unterstützt, erläuterte der Obwaldner Regierungsrat und Landammann Christian Schäli.

Ersetzen Roboter bald Menschen?

Die Schweiz sei das Mekka der Robotik und führend in der Forschung an ETHZ, EPFL und vielen Fachhochschulen. Aber der Heimmarkt für Service- und Fertigungsroboter sei klein.

Grossen Einsatz fänden sie in Korea und Deutschland mit ihren grossen Maschinenindustrien. Bei maxon motors in Sachseln würden Roboter nur für grössere Produktionsvolumen eingesetzt.

Kleinserien würden nach wie vor von Hand gefertigt, erläuterte Ulrich Claessen. Dafür brauche es die Mitarbeitenden noch lange.

Bei der Betreuung von älteren Menschen wirke der Roboter vor allem ergänzend und unterstützend. Mit einer immer älter werdenden Gesellschaft und dem sich abzeichnenden Mangel beim Pflegepersonal könne der Roboter eine sinnvolle Ergänzung, aber nicht ein Ersatz für Pflegende sein, meinte Andrew Paice.

Ebenfalls nicht an einen Ersatz von Lehrpersonen durch Roboter glaubte Christian Schäli, dies habe gerade die Corona-Zeit gezeigt. Man habe festgestellt, dass der Fernunterricht und das digitale Lernen extrem komplex seien. Ein Bildschirm und eine Lehrperson, die den Unterricht via Internet vermittle, genügten nicht.

Müssen Roboter Steuern zahlen?

Wenn immer mehr Arbeiten durch Roboter erledigt werden, müssten diese doch auch besteuert werden, wurde aus dem Publikum gefordert. Damit könnten dann die Arbeitslosen, die wegen der Roboter ihre Arbeit verloren hätten, verstärkt unterstützt werden, wurde argumentiert.

Dagegen wehrte sich Ulrich Claessen, denn die Schweiz habe heute schon sehr hohe Fertigungskosten. Aber es liege selbstverständlich in der Verantwortung der Firmen, die Arbeitnehmenden besser zu fördern und für neue Tätigkeiten weiter auszubilden und nötigenfalls umzuschulen.

Es gebe aber auch Gewinner, warf Werner Matter ein. Firmen erzielten dank Robotik höhere Umsätze und Gewinne und würden mehr Steuern zahlen.

Die Arbeitszeit sinke dank des technischen Fortschritts, dafür werde die Welt komplexer. Davon würden nicht zuletzt auch Bereiche wie Psychiater, Lebensberater und Esoteriker profitieren, die den Menschen die komplizierte Welt erklären. Deren Einsatzgebiet habe sich nämlich in den letzten 20 Jahren massiv vergrössert.

Wohin entwickelt sich die Robotik?

Die Künstliche Intelligenz werde die Robotik noch verstärken, waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Bereits heute beurteilten Roboter selbständig Röntgenbilder oder unterstützten die Pharmaindustrie auf der Suche nach neuen Medikamenten.

Nutzbringend seien selbstlernende Systeme auch in der Spracherkennung oder in der Landwirtschaft. Beispielsweise im Pestizideinsatz oder in der Flächenbewirtschaftung kämen sie zum Einsatz.

Werde die künstliche Intelligenz aber bei Kampfrobotern und Drohnen eingesetzt, brauche es klare Regeln, forderte Ulrich Claessen. Ob künstliche Intelligenz und Roboter auch ein Bewusstsein und damit ein Gewissen entwickeln können, sei noch offen.

Es gebe zwar in den nächsten fünf bis zehn Jahren Maschinen, die sich mit Menschen unterhalten könnten, aber sie hätten noch kein Bewusstsein. Da sei man aber in der Forschung beim Menschen selbst noch nicht so weit und wisse noch viel zu wenig über das Gehirn.

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