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Das Co-Pilot-Projekt Naturpark Thal gibt Hoffnung

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Thal-Gäu,

Der Naturpark Thal unterstützt gemeinsam mit der Caritas MigrantInnen in ihrem Alltag. Dazu werden nun weitere Co-Pilotinnen und Co-Piloten gesucht.

Co-Pilot Thal
Hansruedi und Sami* sehen sich mehrmals wöchentlich. Durch das Co-Pilot-Projekt Thal ist eine enge Freundschaft entstanden. - Nau

Migrantinnen und Migranten aus fernen Ländern haben es oft nicht einfach, in einem neuen Land mit einer anderen Sprache Fuss zu fassen.

Hier will der Naturpark Thal gemeinsam mit der Caritas helfen: Beim Co-Pilot Projekt begleiten Thalerinnen und Thaler eine Person oder eine Familie während eines Jahres.

Hansruedi Gunziger Aedermannsdorf
Hansruedi Gunziger hat im Rahmen des Co-Pilot-Projekts 2019 eine Partnerschaft mit einem Migranten aus Balsthal übernommen. Seither begleitet er ihn und bietet seine Hilfe an. - Nau

Es geht darum, diese zu unterstützen, sich in der neuen Region einzufinden sowie bei Dokumenten und Terminen mit den Behörden unter die Arme zu greifen. Zugleich steht der Austausch zweier verschiedener Kulturen im Vordergrund.

Die Migrantinnen und Migranten bekommen dadurch regelmässig die Möglichkeit, Deutsch zu sprechen und haben eine unterstützende Person, falls sie irgendwo nicht zurechtkommen oder auf Hilfe angewiesen sind.

Ein Pensionär und ein Kriegsflüchtling treffen sich

Hansruedi Gunziger aus Aedermannsdorf ist seit dem Start des Projekts im Januar 2019 Teil des Projekts. Er hat via Inserat vom Angebot des Naturparks erfahren und spontan an der Infoveranstaltung teilgenommen:

«Ich bin pensioniert und habe genügend freie Zeit und Kapazität, um jemand anderem zu helfen und etwas Gutes zu tun.»

Hansruedi wurde dem 33-jährigen Sami* zugeteilt. Eine Konstellation, welche von Beginn an harmonierte.

Sami ist Afghane, flüchtete aus seinem Heimatland nach Pakistan. Von dort aus ist er vor fünf Jahren in die Schweiz gekommen; seine Frau und seine zwei Kinder musste er zurücklassen.

Vom Migrantenheim in die eigene Wohnung

Hansruedi nimmt sich von Beginn weg viel Zeit für Sami. Er trifft sich wöchentlich mit ihm. Er geht die Papiere und Dokumente durch, erstellt Ordner und übernimmt die Vollmacht, damit er Sami helfen kann.

Nebst den administrativen Arbeiten pflegen die beiden schon bald ein enges Verhältnis: «Wir tauschen uns regelmässig aus. Sami hat mir seine Lebensgeschichte anvertraut, ich zeige ihm unsere Kultur hier in der Schweiz», so Hansruedi.

Sami möchte arbeiten und leistet schon bald regelmässige Arbeitseinsätze. Dank Hansruedis Hilfe hat er im letzten Jahr eine Festanstellung in Welschenrohr erhalten.

Motiviert und pünktlich

«Sami zeigte sich immer hoch motiviert, war stets pünktlich und hat seine Arbeit sauber erledigt. Dafür kann ich ihn nur loben», so der Pensionär.

Auch das Migrantenheim konnte er verlassen; der 33-Jährige wohnt mittlerweile in seiner eigenen Wohnung im Thal und ist nicht mehr vom Sozialamt abhängig.

Eine Situation, welche ohne einen Co-Piloten wahrscheinlich einen anderen Lauf genommen hätte, so Sami: «Ich wüsste nicht, was ich ohne meinen Co-Piloten gemacht hätte. Für mich ist Hansruedi wie ein Vater geworden.»

Die Situation für Sami ist schwierig, seine Familie hat er seit seiner Ausreise aus Pakistan nur am Telefon gesprochen. Umso wertvoller ist die Freundschaft, welche zwischen ihm und Hansruedi entstanden ist, wie dieser erzählt:

«Letztes Jahr hat er sogar mit meiner Frau und mir Weihnachten gefeiert.»

Nach einem Jahr ist Verlängerung möglich

Normalerweise dauert das Co-Pilot-Projekt ein Jahr, anschliessend wird man, wenn man möchte, jemand anderem zugeteilt.

Hansruedi bleibt jedoch Samis Co-Pilot: «Wir haben noch zwei Projekte, welche wir zusammen abschliessen wollen. Vorher will ich nicht aufhören.»

Zum einen ist dies die B-Bewilligung für Sami, welche die beiden derzeit beantragen. Unmengen an Formularen und Besuche auf verschiedenen Stellen bedeuten auch hier einen enormen Aufwand.

Zum Zweiten will Hansruedi Samis Frau und seine zwei Kinder in die Schweiz holen. Auch dies stellt durch die aktuelle Lage in Pakistan eine Herausforderung dar. Für ihn ist dennoch klar: Er wird Sami weiterhin begleiten.

Co-Projekt bietet Chancen – auf beiden Seiten

Hansruedi wie Sami loben das Co-Projekt und hoffen, dass sich weitere Thalerinnen und Thaler freiwillig melden.

Ein wöchentliches Treffen ist dabei nicht zwingend, manche verabreden sich auch nur ein oder zweimal monatlich. Wichtig sei, eine Anlaufstelle zu bieten, wenn die Migrantin oder der Migrant nicht weiter wissen.

«Ausserdem ist das Projekt, der Austausch und das Kennenlernen einer anderen Kultur eine Bereicherung, die ich jedem wärmstens empfehle», ergänzt Hansruedi.

Die Caritas steht den Co-Piloten jederzeit zur Seite, gibt Auskunft und hilft bei schwierigen Angelegenheiten.

Zu guter Letzt richtet sich das Co-Pilot-Duo an die Bevölkerung und an alle Arbeitgeber:

«Nicht jeder hat so viel Glück wie Sami und schafft es bis zur eigenen Wohnung und einer Festanstellung. Diese Schritte alleine, ohne vertiefte Deutschkenntnisse und ohne Unterstützung in die Wege zu leiten, ist fast unmöglich.»

Das letzte Wort von Hansruedi geht an das Thaler Gewerbe, die Industrie und allgemeine Betriebe: «Kurzeinsätze, Praktikum, Festanstellung. Viele sind um eine Beschäftigung froh.

Manchmal müssen Vorurteile beiseitegelegt werden, um eine eigene Erfahrung zu machen. Ich kann nur Positives von meinen berichten. Ein Schnuppertag wäre beispielsweise eine gute Chance für die Migranten, einen Betrieb näher kennenzulernen.»

*Name von der Redaktion geändert.

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