Olten: Auf dem Weg zu einer lebendigeren Innenstadt

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Olten hat als erste Schweizer Stadt an der Studie «Vitale Innenstädte» teilgenommen, um Bedürfnisse und Wahrnehmung der Bevölkerung zur Innenstadt zu erheben.

Die Stadt Olten im Kanton Solothurn.
Die Stadt Olten im Kanton Solothurn. - Drone Air Media

Wie die Stadt Olten mitteilt, ist sie die erste und bislang einzige Schweizer Stadt, die an der renommierten Untersuchung «Vitale Innenstädte» des deutschen Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln im Herbst 2024 teilgenommen hat. Diese Befragung markierte eine der ersten öffentlichen Massnahmen des Citymanagements Olten, um repräsentative Daten zu den Bedürfnissen und Empfindungen der Bevölkerung in Bezug auf ihre Innenstadt zu erheben.

Durchgeführt wurde die Umfrage mit Unterstützung von Studierenden der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), die an Donnerstagen und Samstagen zwischen den Stadtteilen Hammer und Bifang unterwegs waren. Ergänzend dazu bestand die Möglichkeit, an der Befragung digital teilzunehmen – über QR-Codes, die in verschiedenen Cafés der Stadt aufgelegt wurden.

Die Ergebnisse der Befragung, welche die Wahrnehmung von Oltens Innenstadt im Vergleich zu deutschen Städten ähnlicher Grösse (25'000 bis 50’000 Einwohnende) widerspiegeln, sind nun öffentlich zugänglich auf der Webseite des Citymanagements Olten.

Vielfältige Besucherstruktur

Olten zieht eine vielfältige Gruppe von Besucherinnen und Besuchern an, wobei ein signifikanter Anteil der Befragten direkt aus der Stadt selbst stammt. Dennoch ist bemerkenswert, dass auch viele Menschen aus dem umliegenden Umland den Weg in die Innenstadt finden, was auf die regionale Bedeutung Oltens hinweist.

Das Durchschnittsalter der Befragten liegt bei 47,7 Jahren und damit leicht über dem Durchschnitt vergleichbarer deutscher Städte. In Bezug auf die Geschlechterverteilung zeigt sich ein ausgeglichenes Bild, wobei ein leichter Überhang an weiblichen Besucherinnen festzustellen ist.

Alltagsbedürfnisse im Vordergrund

Die Gründe für den Besuch der Oltner Innenstadt sind vielfältig, doch dominieren vor allem praktische Alltagsbedürfnisse. Einkäufe, das Erledigen von Besorgungen sowie der Besuch von Gastronomiebetrieben stehen im Vordergrund. Demgegenüber werden Freizeit- und Kulturangebote seltener als Hauptanreiz genannt.

Die Bewertung der Oltner Innenstadt zeigt ein differenziertes Bild. Mit einer Durchschnittsnote von 2,9 auf der deutschen Notenskala (1 ist sehr gut, 6 ist ungenügend) liegt Olten leicht unter dem Durchschnitt vergleichbarer Städte, die im Schnitt eine Note von 2,5 erreichen. Dies deutet auf eine insgesamt solide, jedoch ausbaufähige Wahrnehmung der Innenstadt hin.

Kurze Wege, beschränktes Angebot

Zu den Stärken Oltens zählen vor allem die gute Erreichbarkeit und die kurzen Wege, die den Zugang zur Innenstadt einfach und bequem machen. Zu den Stärken gehört aber auch die höhere Zufriedenheit in den Bereichen Sauberkeit und Sicherheit. Besucherinnen und Besucher bewerten Olten in diesen Punkten besser als viele deutsche Vergleichsstädte, was das gepflegte Stadtbild in der Innenstadt widerspiegelt.

Darüber hinaus zeigt Olten nachhaltigere Mobilitätsmuster: Ein grösserer Anteil der Menschen bewegt sich zu Fuss oder nutzt den öffentlichen Nahverkehr, was auf die kompakte Struktur der Stadt und die gute Erreichbarkeit hinweist.

Herausforderungen bestehen hingegen bei der Vielfalt des Einzelhandels. Im Vergleich zu den deutschen Städten wirkt das Angebot in Olten weniger abwechslungsreich, was die Attraktivität für Shopping-Besuche einschränkt. Zudem gibt es Defizite in der Aufenthaltsqualität und Erlebnisorientierung.

Olten muss an Vielfalt und Erlebnisfaktor gewinnen

Während viele deutsche Innenstädte verstärkt auf Erlebnisräume, kulturelle Angebote und attraktive öffentliche Plätze setzen, fehlt es in Olten an vergleichbaren Anziehungspunkten, die zum Verweilen und Entdecken einladen.

Diese Gegenüberstellung zeigt, dass Olten punkto Lebensqualität und Nachhaltigkeit überzeugt, jedoch gezielt an der Vielfalt und dem Erlebnisfaktor arbeiten kann, um die Innenstadt zukunftsfähig und lebendig zu gestalten.

Eigene Wahrnehmung als grösstes Potenzial

Die Passantenbefragung 2024 macht zudem deutlich: Olten fehlt es teilweise an emotionaler Verbundenheit seiner Bevölkerung. Bei der Auswertung, ob Oltnerinnen und Oltner ihre Innenstadt aktiv weiterempfehlen würden, dem sogenannten Net Promoter Score (NPS), schneidet die Stadt deutlich schlechter ab als vergleichbare deutsche Städte – ein eindeutiger Hinweis auf ein Identitätsproblem.

Doch genau hier liegt die Chance für Olten. Citymanager Benjamin Pipa betont: «Olten muss nicht neu erfunden werden – wir müssen nur anfangen, es anders zu sehen. Der erste Schritt zu einem starken Image ist die Wertschätzung von dem, was wir bereits haben.

Wenn wir unsere eigene Haltung zu Olten verändern, wird auch die Schweiz unsere Stadt mit anderen Augen wahrnehmen. Olten hat das Potenzial, weit über die Stadtgrenzen hinaus als lebendige, attraktive und zukunftsorientierte Stadt wahrgenommen zu werden.»

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