Urdorf: Sandra Gehrer führt seit 20 Jahren erfolgreich ein Pub
Sandra Gehrer enfloh der Armut Brasiliens und steht heute stolz hinter dem Zapfhahn des Story-Pubs in Urdorf.
Betritt Sandra Gehrer «ihr Pub» in Urdorf, begrüssen sie die Gäste mit Namen. Die meisten sind Stammgäste hier. Man kennt sich.
«Das Story-Pub ist wie mein Zuhause», lacht die Geschäftsführerin. Fast ihr halbes Leben hat sie hier schon verbracht. Auf die Frage warum, beginnen ihre Augen zu leuchten: «Ich liebe andere Menschen um mich herum und verwöhne diese auch gerne beispielsweise mit gutem Essen. Es macht mir einfach Spass, wenn Leute zufrieden sind.»
Aus einfachen Verhältnissen
Seit 30 Jahren lebt Sandra Gehrer in der Schweiz. Aufgewachsen ist sie in Brasilien, in eher bescheiden Verhätnissen. «Ich habe sieben Geschwister, da gibt es nicht so viele Möglichkeiten.»
Sie folgte dem Aufruf einer Freundin, die bereits in der Schweiz arbeitete und verliebte sich hier. «Eigentlich wollte ich nach zwei Jahren wieder nach Brasilien zurück», lacht die 50-Jährige.
Story-Pub: Ein Ort um das Leben zu verarbeiten
Mittlerweile wurden aus Gästen, Freunde. Die Freunde verschmolzen zur Familie. Und in Familien darf man sich so zeigen, wie man ist: «Es geht mir nicht immer super und dann komme ich ins Pub und beginne, mit Leuten zu reden. Dann vergisst du alle Sorgen.»
So wie der Pub-Besitzerin geht es auch den Gästen. Stammgast Dani erzählt: «In der heutigen Gesellschaft gehen viele nur noch zur Arbeit und dann nach Hause. Hier im Story-Pub in Urdorf haben Menschen einen Ort, um sich auszutauschen – um das Leben zu verarbeiten.»
Für ihn ist Sandra Gehrer «Die Schwester des Limmattals», weil sie zuhört, sich den Menschen und ihren Geschichten annimmt.
Doch wie in allen Familien gibt es auch im Story-Pub Regeln: «Ist jemand respektlos, darf er nicht mehr kommen», so Gehrer. Der strenge Ton lässt keinen Zweifel an der strikten Umsetzung dieser Regel.
Zwangspause war «katastrophal»
Die Corona-Krise traf auch das kleine Urdorfer Pub mitten in der Magengrube. «Nach zwei Wochen zu Hause hatte ich alles erledigt und fühlte mich häufiger leicht depressiv», gesteht Sandra Gehrer.
Ein grosser Vorteil fürs Story-Pub ist die grosse Terasse zur Weihermattstrasse hin. Der Mindestabstand von zwei Metern ist mit halb so vielen Tischen einhaltbar. «Ich versuche es jetzt einfach, besser wenige Einnahmen statt gar keine».
Wäre da nicht der Streit mit dem Nachbarn auf der anderen Strassenseite. Per Gerichtsurteil muss das Story-Pub diesen Sommer zum ersten Mal um Punkt 22 Uhr die Terasse räumen.