Türöffner für Menschen mit Migrationshintergrund
Kushtrim Berisha kandidiert für die SP Schübelbach erstmals für die Wahl in den Kantonsrat. Mit Nau.ch spricht er über seine Motivation und Ziele.
![Kushtrim Berisha](https://c.nau.ch/i/GABJd/900/kushtrim-berisha.jpg)
Im März wird im Kanton Schwyz gewählt. Insgesamt müssen am 22. März hundert Kantonsratssitze besetzt werden. Neben altbewährten Kräften stellen sich viele das erste Mal der Herausforderung, in den Kantonsrat gewählt zu werden. Einer davon ist Kushtrim Berisha aus der Gemeinde Schübelbach.
Nau.ch: Warum kandidieren Sie für den Kantonsrat?
Kushtrim Berisha: «Vor zwei Jahren kandidierte ich bereits für den Gemeinderat in Schübelbach und letzten Herbst für die SP in den Nationalrat. Ich wurde zwar bei beiden Wahlen nicht gewählt, erzielte aber jeweils ein sehr gutes Resultat. Meine Sektion, die SP Siebnen-Schübelbach-Buttikon, hat mich als Kandidaten vorgeschlagen. Ich habe durch mein Engagement in den letzten Jahren, innerhalb der Partei als Vorstandsmitglied und auf Gemeindeebene innerhalb der Kommissionen, bewiesen das ich meine Aufgaben und Verantwortung wahrnehme und in Taten umsetze. Durch dieses Engagement hat sich für mich die Chance ergeben zu kandidieren. Mir gefällt auch, dass es im Kantonsrat eine Fraktion gibt und man sich zu politischen Themen gemeinsam auseinandersetzen kann, so ergeben sich interessante Diskussionen und Debatten und man lernt die Politik von einer ganz anderen Seite kennen.»
Nau.ch: Was motiviert Sie, sich für die SP politisch zu engagieren?
Kushtrim Berisha: «Da für mich soziale Gerechtigkeit wichtig ist, vertritt die SP insgesamt meine Interessen und meine Ansichten einer guten Politik am besten. Das heisst allerdings nicht, dass ich immer nur dem Parteiprogramm zustimmen muss. Ich sage in der Politik immer: «Bleib du selbst und vertrete das, wovon du überzeugt bist.»
Nau.ch: Welche politischen Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Kushtrim Berisha: «Da gehört sicherlich die Familienpolitik dazu, die mich auf Grund meiner Lebenslage persönlich direkt betrifft. Dazu kommen allgemein soziale Themen, wie zum Beispiel die Prämienverbilligung, wo es einfach zu viel Bürokratie und zu viele Ungerechtigkeiten gibt. Zum Schluss liegt mir sicher auch eine differenzierte Umweltpolitik am Herzen. Dazu gehört für mich klar die Förderung des öVs oder erneuerbarer Energien. Allerdings denke ich, dass man gerade in diesem Bereich weniger Schnellschlüsse, sondern mehr langfristiges Denken braucht, um auch ans Ziel zu kommen.»
![Kantonsrat](https://c.nau.ch/i/daORL/900/kantonsrat.jpg)
Nau.ch: Wie verläuft der Wahlkampf?
Kushtrim Berisha: «Der Wahlkampf verläuft bisher sehr gut. Wir werden ab nächster Woche personalisierte Briefe an die Wähler verschicken, um sie auf die Wahlen aufmerksam zu machen. Hinzu kommen die obligaten Wahlplakate, die ich bereits vor längerer Zeit aufgestellt habe. Es macht Spass und ich bin auch mit vollem Einsatz dabei.»
Nau.ch: Was macht für Sie den Kanton Schwyz, resp. Ihre Gemeinde Schübelbach speziell?
Kushtrim Berisha: «Der Kanton Schwyz ist für mich in erster Linie ein sehr schöner Kanton. Speziell daran ist, dass Ausser- und Innerschwyz in gewissen Situationen für mich wie zwei Halbkantone sind. Das ist zwar schade, gehört aber meiner Ansicht nach ein wenig zu unserem Kanton. Weiter ist es landschaftlich natürlich ein sehr schöner Kanton. Wir haben sowohl in der Inner- und Ausserschwyz schnellen Zugang zu den Seen oder den Bergen.
In Bezug auf meine Gemeinde ist alleine die Zusammensetzung speziell. Schübelbach besteht mit Schübelbach, Buttikon und Siebnen aus drei Dörfern, die alle einen eigenen Charakter haben. Dabei kann ich mit guten Gewissen behaupten, dass Siebnen im Vergleich zu den umliegenden Dörfern wohl das aktivste Dorfleben hat. Hier in Siebnen haben wir einen sehr engen Dorfkern mit vielen Läden, welche die Menschen täglich zusammenbringt.»
Nau.ch: Sie haben einen Migrationshintergrund. Wie wirkt sich dies auf den Wahlkampf aus und wie reagieren die Wählerinnen und Wähler darauf?
Kushtrim Berisha: «Es ist leider immer noch so, dass man als Secondo immer wieder den Eindruck vermittelt bekommt, nicht dazu zu gehören oder willkommen ist. Während der Nationalratswahlen wurde mein Plakat regelmässig verschmiert oder runtergerissen. Für mich war das zwar nicht weiter schlimm, trotzdem spürt man den Gegenwind manchmal mehr als andere Kandidaten. Warum dies so ist, kann ich nicht abschliessend beantworten. Vielleicht haben vereinzelte Wählerinnen und Wähler Angst vor mir, weil ich einen ausländischen Namen trage. Das ist dann aber auch das einzige, was mich von allen anderen unterscheidet. Seit ich denken kann, lebe ich hier in Siebnen, bin hier zur Schule gegangen und bezeichne die Region als mein zu Hause. Ich denke, man muss sich als Secondo allgemein immer doppelt beweisen. Das musste ich bei den Gemeinderatswahlen vor zwei Jahren am eigenen Leib erfahren, als viele zwar sagten, sie würden mich unterstützen, am Schluss wurde aber der Gegenkandidat gewählt. In diesem Jahr sind wieder Gemeinderatswahlen und es sind bereits etliche Menschen auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich einen Platz auf der Liste einnehmen will.»
Nau.ch: Wollen Sie mit Ihrer Kandidatur in gewisser Weise auch ein Vorbild für Menschen mit Migrationshintergrund sein, die sich vielleicht auch politisch engagieren wollen?
Kushtrim Berisha: «Vorbild ist vielleicht der falsche Ausdruck. Ich sehe mich eher als einen Türöffner, für Menschen, die sich als Secondo nicht trauen, einen politischen Weg einzuschlagen. Die Integration ist in vielen Bereichen zwar bereits sehr fortgeschritten, allerdings fehlt vielen einfach noch der Mut, sich auch in der Politik zu engagieren. Ich will diesen Menschen Mut machen und ihnen sagen, dass man mit harter Arbeit und Einsatz auch politisch etwas erreichen kann.»
Nau.ch: Was sind Ihre politischen Pläne für die Zukunft?
Kushtrim Berisha: «Ich habe mir keine langfristigen Ziele festgelegt. Vorerst will ich einfach die Wahl in den Kantonsrat schaffen und die Aufgaben und Verantwortung, die auf mich zukommen, annehmen und anpacken.»