Spital Einsiedeln: «Wir wollten Entlassungen vermeiden»
Nach den Corona-Lockerungsmassnahmen des Bundesrats fahren viele Spitäler ihre Leistungen wieder hoch. Damit verzichten sie auf weitere Kurzarbeit, die viele seit Ende März beansprucht hatten.
Einen anderen Weg kündigte am Montag das Spital Einsiedeln an. Ab nächster Woche greift das Regionalspital auf Kurzarbeit zurück, obwohl es während der Krise klar darauf verzichtet hatte. Spitaldirektor Michael Mehner erklärt im Interview, weshalb dieser Schritt nötig ist und welche Auswirkungen dies für die Mitarbeitenden hat.
Nau.ch: Herr Mehner, warum greift das Spital erst jetzt auf Kurzarbeit zurück?
Michael Mehner: «Die AMEOS Gruppe hat die operative Führung des Spitals Einsiedeln erst per 1. Mai dieses Jahres übernommen und war davor nicht befugt, entsprechende Massnahmen zu beschliessen. Wären wir bereits zu einem früheren Zeitpunkt in der Verantwortung für den operativen Betrieb des Spitals Einsiedeln gewesen, hätten wir sicherlich den Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung früher geltend gemacht. Warum die vorherige Trägerin diese Massnahme während der Corona-Pandemie nicht ergriffen hat, dazu können wir natürlich keine Aussage machen.»
Nau.ch: Welche Alternativen wurden intern zur Kurzarbeit diskutiert? Stand auch eine Entlassung von Mitarbeitern im Raum?
«Trotz der anspruchsvollen und schwierigen finanziellen Situation, wollten wir Entlassungen auf jeden Fall vermeiden. Unser oberstes Ziel war und ist es, die Arbeitsplätze am Spital Einsiedeln auch in den aktuell schwierigen Zeiten zu sichern. Das wird uns mit der vorübergehenden Massnahme der Kurzarbeit gelingen.»
Nau.ch: Welche Bereiche sind davon betroffen?
«Zu den betroffenen Bereichen wollen wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes unserer Mitarbeitenden nichts Konkretes sagen.»
Nau.ch: Wann wurden die Mitarbeiter/Innen informiert?
«Unsere Mitarbeitenden wurden am vergangenen Montag, 8. Juni 2020, von der Geschäftsleitung und ihren Teamleitern über die bevorstehende Kurzarbeit informiert.»
Nau.ch: Wie fiel die Reaktion der Angestellten aus?
«Unsere Mitarbeitenden haben die Nachricht der Kurzarbeit alle mit viel Verständnis aufgenommen – und die Zusammenhänge, warum wir uns zu dieser Massnahme gezwungen sehen, gut verstanden.»
«Sicherlich ebenfalls relevant für die positive Reaktion der Mitarbeitenden war, dass alle von der Kurzarbeit Betroffenen weiterhin den vollen Lohn erhalten. Das Spital Einsiedeln zahlt nämlich freiwillig die restlichen 20 Prozent der Lohnsumme des reduzierten Arbeitspensums. Denn die Arbeitslosenversicherung übernimmt derer nur 80 Prozent.»
Nau.ch: Welche unmittelbaren Folgen hat dies für den Arbeitsalltag der Angestellten (Arbeitsplan, Schichten etc.)?
«Selbstverständlich resultieren aus der Kurzarbeit Konsequenzen für die Organisation eines Spitalbetriebs. So mussten die Dienstpläne einzelner Teams angepasst und die Abläufe der Bereiche aufeinander abgestimmt werden. Diese Anpassungen haben jedoch keinerlei Auswirkungen auf die medizinisch nach wie vor hohe Qualität des Spitals Einsiedeln.»
Nau.ch: Die Kurzarbeit ist bis Ende August geplant. Ist auch eine Verlängerung möglich?
«Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen. Wir beurteilen und überprüfen die Situation ohnehin alle zwei Wochen neu, um die ergriffenen Massnahmen allenfalls anzupassen.»
«Unabhängig von der Kurzarbeit muss man sich bewusst sein, dass die Umstrukturierung eines Spitals mit einer solch schwierigen, wirtschaftlichen Ausgangslage, wie jene des Spitals Einsiedeln, vor allem Zeit braucht. Zudem ist es wichtig, die nötigen Veränderungen gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Spitals zu entwickeln, sodass diese von Beginn weg in den Prozess eingebunden sind.»