Ostschweizer Fachhochschule: Historische Gärten sind gefährdet
Wie die Ostschweizer Fachhochschule mitteilt, ist die Gefährdung von historischen Gärten durch den Klimawandel akut.

Bei den Auswirkungen des Klimawandels denkt man an schmelzendes Polareis, brennende Regenwälder und ausgetrocknete Seen – wohl kaum aber an historische Gärten.
Durch extreme Wetterereignisse wie Dürre, Starkniederschläge, Stürme und veränderte Bodenverhältnisse ist der Kreislauf vieler Gärten aus dem Gleichgewicht geraten.
Historische Gärten und geschützte Gartendenkmäler stehen dadurch vor grossen Herausforderungen.
Gartendenkmäler sind wertvolle Kulturleistungen
Der Central Park in New York, den jährlich Millionen von Menschen besuchen oder die Uferpromenade am Zürichsee, die international bekannt ist – das sind Beispiele für historische Gärten.
Damit ein Garten als Gartendenkmal qualifiziert, ist jedoch nicht seine Grösse, sondern vor allem die Zeit entscheidend.
Auch ein kleiner Quartiergarten von hoher Qualität kann somit ein Gartendenkmal darstellen.
30’000 historische Gärten in der Schweiz
In der Schweiz gibt es rund 30’000 historische Gärten, die vor 1960 angelegt wurden.
Prof. Dr. Susanne Karn, Kursleiterin des CAS Gartendenkmalpflege an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, erklärt: «Entscheidend ist, wie und mit welcher Intention eine Gartenanlage kreiert worden ist.
Ein Gartendenkmal hat eine kulturgeschichtliche, künstlerische, wissenschaftliche oder städtebauliche Bedeutung, die sich zu erhalten lohnt.»
Auswirkungen des Klimawandels sind sichtbar
Im Gegensatz zu anderen Kunstwerken sind historische Gärten ungeschützt jeglichen Wetterereignissen ausgesetzt.
Darum sind sie vom Klimawandel besonders betroffen. Sie bestehen grösstenteils aus belebten Materialien wie Bäumen, Sträuchern, Blumen, Rasen und Gewässern, die ohne Pflege rasch verfallen.
«In fast jedem Schloss- und Stadtgarten sind die Veränderungen durch den Klimawandel bereits sichtbar», berichtet Susanne Karn.
«Im Schlosspark Sanssouci in Potsdam erwartet man bei 80 Prozent der Bäume sehr starke Klimaschäden und dass viele davon absterben werden. Wertvolle Anlagen mit einem grossen alten Baumbestand müssen jetzt in eine neue Phase geführt werden.»
Bedroht sind seltene Pflanzen- und Tierarten
Bedroht sind ausserdem seltene Pflanzen- und Tierarten, die oft in historischen Gärten beherbergt werden, wie die promovierte Landschaftsarchitektin betont.
«Das Schlimme ist, dass ein alter Baum das Biotop schlechthin ist. Wenn ein solcher Baum fallen muss, ist das ein grosser Einschnitt für die Biodiversität.»
Es gibt verschiedene Strategien, wie Gartendenkmalpfleger auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren können.
Alte Systeme für neue Klimaanpassungen
Möglichst viele Bäume sollen in den historischen Gärten erhalten bleiben, indem man den Standort beispielsweise durch einen Austausch der Erde optimiert.
Trockenheit stellt dabei eine grosse Herausforderung dar, wobei es laut Susanne Karn jedoch kreative Strategien gibt: «Es sind zum Beispiel Bestrebungen im Gange, dass man historische Zisternensysteme saniert und somit diese alten Bewässerungssysteme wieder aktivieren kann.»
Wichtig sei ausserdem, dass die Besucher nicht von herunterfallenden Ästen verletzt werden, weshalb man die trockenen Bäume zurückschneidet.
Den gleichen gestalterischen Ausdruck vermitteln
Gibt es jedoch für einen Baum keine Rettung mehr und kann seine Art aufgrund des Klimawandels nicht mehr nachwachsen, wird diese durch eine klimaresistentere Art ersetzt.
Dies trifft laut Susanne Karn einen wunden Punkt in der Denkmalpflege.
«Das widerspricht dem Verständnis der Pflege eines Denkmals, denn eigentlich wollen wir dafür sorgen, dass die nächste Generation genau das gleiche Material, die gleiche Räumlichkeit und den gleichen gestalterischen Ausdruck vermittelt bekommt.»
Gärten waren immer Orte des Wandels
Der Klimawandel stellt diesen Anspruch der Denkmalpflege jedoch in Frage und vor allem die Gartendenkmalpflege steht vor grossen Herausforderungen.
Die interessierte Öffentlichkeit ist laut der Professorin zum Teil erschrocken, wenn ein Baum klimabedingt ersetzt werden muss.
«Man darf aber nie vergessen, dass Gärten ohnehin immer Orte des Wandels waren», ergänzt Susanne Karn.