Werner Rolli: «Die Fotografie hat mir viele Begegnungen ermöglicht»
Werner Rolli ist als Fotograf für Nau neu in der Region Niederamt unterwegs. Hinter der Linse ist er längst ein Profi.
Für die Region Gäu und Niederamt hat Nau einen neuen Fotografen gefunden. Werner Rolli lebt in Aarau, ist 60 Jahre alt, zweifacher Vater und ein «alter Hase» im Fotobusiness. Wir treffen uns in seinem Atelier in Küttigen – in einem 200 Jahre alten Haus.
Werner Rollis Leidenschaft geht zurück bis in die Primarschule, in welcher er sich bereits als Klassenlager- und Schulreise-Fotograf bewiesen hat. «Bilder hatten für mich schon immer einen grossen Reiz.»
Fotografie im Journalismus – das «Gesamtpaket»
Fotografie und Journalismus weckten bereits früh das Interesse an Rolli: «Ich habe versucht, irgendwie in diese Branche einzusteigen.»
Der gebürtige Basler ist ein Autodidakt, wie er erklärt: «Das Fotografieren habe ich mir selbst beigebracht. Anhand von Büchern, Programmen und Workshops habe ich meine Erkenntnisse gesammelt. Das machte es nicht einfacher, ein Studium konnte ich mir schlicht nicht leisten.»
Bei einer kleinen Zeitung konnte Rolli zum ersten Mal medial Fuss fassen, auch wenn seine Aufgabe längst nicht nur das Fotografieren beinhaltete. «Eigene Fotografen gab es in kleinen Redaktionen eher selten. Entweder man übernahm das Gesamtpaket mit dem Schreiben und der journalistischen Arbeit, oder gar nichts.»
«Das Regionale kommt zu kurz»
Der Zufall schickte Rolli vor 30 Jahren nach Grenchen und kurz darauf zum damaligen «Aargauer Tagblatt», wo er in der Lokalredaktion auch im Niederamt unterwegs war und später gänzlich als Fotograf eingestellt wurde.
«Sehr spannend» war die Zeit damals als Lokalreporter: «Ich war unter den Menschen, in den Gemeinden verankert und pflegte Kontakt mit einfachen Leuten und Politiker bis hin zu Kunst- und Kulturschaffenden. Der Lokaljournalismus ist eine tolle Lebensschule, auch im Umgang mit Menschen.»
Werner Rolli ist überzeugt, dass das regionale Medium vielerorts zu kurz kommt. «Ich verstehe die Notwendigkeit, Gewinn zu erwirtschaften, bedauere jedoch die Reduktion an Personal und Leistung. Ich möchte wissen, was in meiner Gegen passiert, ob Lustiges, Spannendes oder Trauriges. Die Menschen haben einen starken Bezug zu ihrer Region.»
Die Kamera und die andere Leidenschaft
Nebst der Fotografie hat Werner Rolli bereits früh seine zweite Leidenschaft entdeckt: Die Musik. «Ich habe meine Lehre bei Musik Hug absolviert und bin ein riesiger Johnny Cash-Fan. In meiner Freizeit habe ich verschiedene Künstler auf ihrer Tournee begleitet.»
Die Liebe zum Country-Sound verfolgt Rolli seit Jahren; er spielt in einer Band als Gitarrist, sein Atelier funktioniert nebenher als Probelokal. Auch die Konzertfotografie betreibt er bis heute – sie ist ein wichtiger Bestandteil seiner freien Arbeiten.
Ein halbes Jahr in der Glockengiesserei
Neben der Event- und Pressefotografie hatte Werner Rolli mehrfach die Möglichkeit, an regionalen und kantonalen Projekten mitzuwirken. So beispielsweise im Buch «Aargauerleben», in welchem er Kunstschaffende portraitiert hat.»
Ein weiteres Projekt ist dem Fotografen besonders im Gedächtnis geblieben: «Für die Denkmalpflege des Kantons Neuenburg durfte ich die Glockengiesserei Rüetschi über Monate hinweg begleiten und anhand von Bildern den Entstehungsweg von vier neuen Glocken dokumentieren.»
Bilder dieses Projekts fanden den Weg in die Ausstellung «Bim Bam Wumm – Glockengeschichte(n)» (artes-projekte) und in das Buch zum 650-Jahr-Jubiläum der Glockengiesserei Rüetschi.
Mit den Aufträgen kam für den zweifachen Vater auch die Freiheit, welche sich jeder Fotograf wünscht: «2009 habe ich mich selbstständig gemacht und arbeite seither in einer Mischung zwischen Workshops, Konzertfotografie, aber auch Bewerbungs-, Portraits- oder Eventfotografien.»
In stetiger Weiterentwicklung
Nau ist für Rolli eine neue Herausforderung, die er selbst immer wieder sucht: «Ich freue mich sehr, bald wieder regional unterwegs zu sein und die Events, Anlässe und Veranstaltungen der Gemeinden kennenzulernen.»
Die Fotografie hat ihm viele Türen geöffnet: «Ich durfte viele Orte der Welt sehen, habe Auslandreportagen gemacht und dadurch auch spezielle Begegnungen erlebt.» Der Künstler durfte bereits zwei Mal einen Pressefoto Award entgegennehmen, 1999 in der Kategorie «Menschen, Portrait» und 2001 in der Kategorie «Kunst/Kultur».
Obwohl Werner Rolli ein Grossteil seiner Zeit hinter der Linse verbracht hat, kann er die Kamera heute auch einmal zur Seite legen: «Den Drang, ständig alles festhalten zu müssen, habe ich nicht mehr so stark. Ich kann durchaus eine Situation, ein Spaziergang etc. geniessen, ohne zu befürchten, das perfekte Bild zu verpassen.»