Erweiterung ARA Hard: Ein Schritt in die Zukunft für Winterthur

Die ARA Hard in Winterthur wird ausgebaut, um Abwasser effizient zu reinigen und die Natur zu schützen – eine langfristige Lösung für die Region.

Der Fluss Töss in Winterthur.
Der Fluss Töss in Winterthur. - Nau.ch / Simone Imhof

Wie die Stadt Winterthur berichtet, muss die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in den kommenden Jahren erweitert werden, um die neuen, strengeren Umweltauflagen zu erfüllen und um Kapazität für eine wachsende Bevölkerung zu schaffen. Dadurch steigt der Platzbedarf für die ARA.

Der Stadtrat hat in einem ersten Schritt die planungsrechtlichen Grundlagen beschlossen, die ab 24. Januar öffentlich aufliegen. Dabei spielt der Umgang mit den Naturgütern und Lebensräumen eine zentrale Rolle.

Die ARA in Winterthur ist heute die zweitgrösste ARA im Kanton Zürich und die neuntgrösste Anlage in der Schweiz. Jährlich werden durch sie rund 20 Milliarden Liter Abwasser aus Winterthur, Brütten, Turbenthal, Weisslingen, Wiesendangen, Wila und Zell sowie Teilen von Elsau, Fischingen, Illnau-Effretikon (Kyburg), Sternenberg und Wildberg gereinigt.

Eine moderne ARA für die ganze Region

Weil die Menge zunimmt und die Anforderungen bezüglich der Reinigungsleistung gestiegen sind, hat der Stadtrat 2022 einen Kredit für die Planung des Bauprojekts der ARA Hard bewilligt. Einerseits sind Ausbauten an den bestehenden Anlagen nötig, anderseits bedingt unter anderem die neue, zusätzliche Reinigungsstufe eine flächenmässige Vergrösserung der ARA.

Im Westen werden auf der Bruniwiese und im Osten n im Wald zusätzliche Flächen für die Erweiterung beansprucht.

Infrastrukturbauten wie Abwasserreinigungsanlagen sind immer auf lange Planungshorizonte ausgerichtet, also auf die nächsten Jahrzehnte. Die ARA in Winterthur soll so erweitert werden, dass sie dereinst das Abwasser von 300’000 Einwohnerwerten (Einwohnende, Beschäftigte und Gewerbe) aufnehmen und reinigen kann (heute 200’000 Einwohnerwerte). Dies entspricht dem erwarteten Bevölkerungswachstum in der Region Winterthur und Umgebung bis ca. 2065.

Tössqualität steigt

Zudem ist geplant, weitere Gemeinden des oberen Tösstals an die Winterthurer ARA anzuschliessen, wodurch mittelfristig auf die ARA Bauma verzichtet werden kann. Damit wird die Wasserqualität in der Töss nochmals verbessert, wovon auch die Trinkwassergewinnung profitiert.

Das gesamte Trinkwasser von Winterthur stammt aus dem Tösstal. Nebenbei können Kosten gespart und eine bessere Abwasserbehandlung in einer modernen ARA erreicht werden. Doch nicht nur das Mengenwachstum machen Ausbauten und Modernisierungen an der ARA Hard nötig.

Bund und Kanton haben die gesetzlichen Bestimmungen über die Einleitbedingungen für das behandelte Abwasser verschärft. 80 Prozent der organischen Spurstoffe müssen künftig eliminiert werden. Zudem soll die Stickstoffentfernung von heute ca. 50 auf 70 Prozent erhöht werden, was die Überdüngung der Töss reduziert.

Massnahmen zugunsten des Naturschutzes

Eisvögel, Biber, Fische, Frösche und weitere Tierarten besiedeln die Töss unterhalb der ARA und zeigen, dass die Töss dank dem gut gereinigten Abwasser schon heute ein wertvoller Lebensraum ist. Auch das Gelände der ARA selbst ist ein ökologisch wertvolles Biotop.

Wertvolle Wiesen und kiesige Trockenstandorte rund um die bebauten Flächen bieten Lebensraum für Insekten und Amphibien. Die Erweiterung der ARA tangiert einen Teil dieser Lebensräume.

Deshalb werden im angrenzenden Niederfeld und im Waldstück entlang der ARA neue Lebensräume geschaffen. Im Niederfeld können die wegfallende Waldfläche wieder aufgeforstet und eine neue, ökologisch wertvolle Wiese (Fromentalwiese) geschaffen werden.

Damit kann der für Winterthur letzte verbliebene Mittelwald in der Gesamtfläche erhalten werden. Darüber hinaus wird der Landschaftsraum Niederfeld mit Heckenstrukturen und Baumpflanzungen sowie weiteren Flächen mit Wildkräutern (Buntbrachen) ökologisch aufgewertet.

Natur- und Lebensraumaufwertung

An einigen Stellen sind zudem Sitzgelegenheiten für die Bevölkerung geplant. Die Gebiete im Niederfeld sind heute städtisches Landwirtschaftsland, das verpachtet wird. Wo landwirtschaftliche Flächen wegfallen, werden diese andernorts kompensiert.

Durch kleinere Gewässer im bestehenden Wald soll ein neuer Lebensraum für Amphibien entstehen, die so von der Bruniwiese bis ins Totentäli und Weiertal wandern können.

Insgesamt bieten diese Ersatzmassnahmen, bei deren Planung verschiedene Naturschutzorganisationen konsultiert wurden, die Chance, langfristig einen noch hochwertigeren Lebens- und Naturraum als bisher zu schaffen.

Planungsrechtliche Grundlagen für die Erweiterung der ARA

Die Erweiterung der ARA Hard ist ein komplexes und langfristiges Unterfangen, das mehrere Grossprojekte umfasst und sich über mehr als 15 Jahre erstreckt. Der aktuelle Schritt betrifft die öffentliche Auflage der planungsrechtlichen Grundlagen.

Ab 24. Januar 2025 liegen folgende Planungsunterlagen öffentlich auf. Innerhalb der sechzigtägigen Auflagefrist bis am 25. März 2025 können Einwendungen gegen den Gestaltungsplan mitsamt UVB und Zonenplanänderung eingereicht werden.

Ab 21. Februar 2025 liegt zudem das Rodungsgesuch auf. Gegen das Rodungsgesuch kann innerhalb der dreissigtägigen Auflagefrist Einsprache erhoben werden.

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